Canzoni Fantasie
Bartolomeo de Selma and his Journey through 17th Cent. Europe
PASCHENrecords PR 230082
1 CD • 55min • 2022
08.10.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit offenkundigem Wortwitz hat der Fagottist Clemens Schlemmer sein Ensemble „Musicalische Schlemmerey“ genannt – die Uralt-Ortografie „ey“ der Endung weist auf eine Verankerung des Ensembles in der Pflege der sogenannten Alten Musik hin. Neben dem Fagott lässt sich Schlemmer auch auf dem dem Dulzian hören, einer besonders im 16. und 17. Jahrhundert verbreiteten Vorform des Fagotts, die auch hier erklingt. So laden er und seine Mitstreiterinnen Anne Schumann (Violine) und Petra Burmann (Theorbe) mit einer schmackhaften musikalischen Speisefolge zu einer unterhaltsamen Reise in die Gefilde der Kammermusik des 17. Jahrhunderts ein.
Spanien als Ausgangspunkt
Ausgangspunkt ist der fantasievolle musikalische Kosmos des Komponisten Bartolomeo de Selma y Salaverde (ca. 1595-ca. 1638), ein Augustinermönch, der von seiner spanischen Heimat als Ausgangspunkt seine Wirksamkeit über die Stationen Innsbruck und Venedig bis hin nach Polen entfaltete, wo er vermutlich 1638 oder kurz danach verstarb. Die vorliegende CD vereint Kompositionen von Bartolomeo de Selma y Salaverde mit Werken von Zeitgenossen aus seinem Wirkungsbereich: des Venezianers Giovanni Battista Fontana (1589-1630) und von Dario Castello (1602-1631) sowie ihres polnischen Kollegen Adam Jarzębski (um 1590-1649).
Intime Musik in unruhigen Zeiten
Die CD vereint Musik aus einer Zeit, die nicht nur von der europäischen politischen Krise bestimmt war, die das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in den Dreißigjährigen Krieg zog und Europa in breiteste diplomatische Verwirrungen warf; überdies suchten Pestepidemien den Kontinent heim, denen Fontana und vermutlich auch Castello zum Opfer fielen. Bartolomeo de Selma y Salaverde starb nicht an der Seuche, obwohl seine Wirksamkeit sich weit über den Kontinent erstreckte. Sein Hauptinstrument scheint der Dulzian gewesen zu sein, dessen Fähigkeit, gesangliche Melodielinien zu zeichnen, auf dieser CD hervorragend zum Ausdruck kommt: Nicht umsonst taucht die Bezeichnung „Canzon“, abgeleitet vom italienischen „canzone = Lied, in diesem Programm häufig als Titel auf.
Lohnende Entdeckung
Als besondere Entdeckung bietet diese CD sind auch Musik aus der Feder des selten auf CD vertreten polnischen Komponisten Adam Jarzębski, dessen Horizont sich von der Berliner Hofkapelle des Kurfürsten Johann Sigismund über einen Studienaufenthalt in Italien bis zur Hofkapelle des polnischen Königs Sigismund III. Vasa erstreckte – in dessen Diensten verstarb er mit ungefähr 60 Jahren.
Einfühlung und Virtuosität
Clemens Schlemmer widmet sich bereits seit einem Jahrzehnt der Erforschung der Musik Bartolomeo de Selma y Salaverdes und seiner Zeitgenossen. Neben aller wissenschaftlichen Durchdringung der Materie ist es freilich in erster Linie sein begeisterter Umgang mit der auf dieser CD versammelten Musik, der seine beiden Kolleginnen im Ensemble und die Zuhörerschaft dieser Einspielung zum unmittelbar freudigen Nachvollzug seines Enthusiasmus animiert.
Detmar Huchting [08.10.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Bartolome de Selma y Salaverde | ||
1 | Canzon a doi Basso e Soprano Nr. 3 | 00:03:30 |
Giovanni Battista Fontana | ||
2 | Sonata nona | 00:05:39 |
Bartolome de Selma y Salaverde | ||
3 | Canzon a doi Basso e Soprano Nr. 4 | 00:04:48 |
Dario Castello | ||
4 | Sonata ottava (aus Sonatae Concertate in Stil Moderno) | 00:05:07 |
Bartolome de Selma y Salaverde | ||
5 | Fantasia für Fagott | 00:04:03 |
Giovanni Battista Fontana | ||
6 | Sonata Decima Fagotto e Violino | 00:06:23 |
Adam Jarzębski | ||
7 | Concerto I (à 2) | 00:02:39 |
Dario Castello | ||
8 | Sonata VII (à 2. soprani e fagotto) | 00:06:53 |
Bartolome de Selma y Salaverde | ||
9 | Canzon a doi Basso e Soprano Nr. 1 | 00:05:10 |
Giovanni Battista Fontana | ||
10 | Sonata Duodecima Fagotto e Violino | 00:05:25 |
Adam Jarzębski | ||
11 | Canzon In Deo speravit (a 2) | 00:05:05 |
Interpreten der Einspielung
- Anne Schumann (Violine)
- Clemens Schlemmer (Dulzian)
- Petra Burmann (Theorbe)