Haydn
String Quartets op. 17/5 - 33/2 - 54/2
Bennewitz Quartet
Supraphon SU 4326-2
1 CD • 51min • 2020, 2021
17.09.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das tschechische Bennewitz-Quartett widmet sich auf seiner neuesten CD drei heiteren, nicht zu den unbedingten Schlachtrössern gehörenden Streichquartetten Joseph Haydns. Dabei wird das „Sprechende“ in dieser Musik sehr genau herausgearbeitet und man versteht, wie Haydn es liebt, mit der Erwartungshaltung der Hörer zu spielen, um diese dann aufs Glatteis zu locken. Somit erfährt man viel über die sonnig-heitere, manchmal ein wenig verrückte Seite des Komponisten und seinen originellen Umgang mit den Möglichkeiten seiner Zeit.
Sprechende Geige und freche Finali
Alle drei eingespielten Quartette weisen Eigenwilligkeiten auf. Der langsame Satz von op. 17/5 ist eine Gesangsszene für die erste Violine in Form von Accompagnato-Rezitativ und Arioso, die eine Brücke von den Fantasien C. P. E. Bachs zum Finale der „Neunten“ von Beethoven schlägt. Jacub Fišer „deklamiert“ den imaginären Rezitativ-Text einer Opera seria sehr eindringlich und verströmt sich danach im Gesang. Schade nur, dass er nicht den Mut findet, die Fermaten als Anweisung für kleine Eingänge und Kadenzen zu nutzen.
Op. 33/2 foppt den Hörer im Finale, indem das Ende lange vor dem Ende angekündigt wird, weshalb es den Spitznamen „Der Scherz“ trägt. Dieser könnte sich genauso gut auf das Trio des „Scherzando“ mit seinen ein breites Portamento provozierenden weiten Sprüngen unter einem Legato-Bogen beziehen, bei denen der Kater eines Freundes neulich aufmerksam-irritiert die Öhrlein aufstellte.
Op. 54/2 hält ebenfalls einen Finalgag bereit, indem statt des erwarteten Presto-Wirbels zunächst ein lyrisch-amouröses Adagio angestimmt wird, was der Hörer damals mit „Aha, Divertimento mit mindestens fünf Sätzen“ quittierte, der Komponist das Presto jedoch als einen der Seitensätze nachliefert, um schließlich mit einer Adagio-Coda zu enden.
Runde Interpretation
Die Herren Jacub Fišer, Štěpán Ježek, Jiři Pinikas und Štěpán Doležal – gepriesen sei die „Zeichentabelle“ – bieten einen wachen, ungemein detailreichen, klangschönen, in den Stimmen wohl ausbalancierten Haydn. Tonlich schlank, mit kleinem, feinem Vibrato – für mich hätten es durchaus ein paar Lagenwechsel-Portamenti mehr sein können – und viel musikantischem Spielwitz, erfreut ein Musizieren, das zum Zuhören zwingt und bei dem man enttäuscht ist, dass nach gut 50 Minuten nicht noch ein weiteres „Leckerli“ folgt. Historisch informiert trifft auf virtuos beherrschtes modernes Instrumentarium. Das ist pfiffig, das macht Spaß, wenngleich ein paar „veränderte Reprisen“ und ausgeschmückte Fermaten in der Nachfolge des von Haydn höchst verehrten C.P.E. Bach nicht geschadet hätten.
Das viersprachige Textheft ist informativ, die Klangtechnik sorgt für Transparenz bei gleichzeitiger Wärme.
Fazit: Ein echter Stimmungsaufheller, dem man aufmerksam lauschen sollte. Definitiv empfohlen!
Thomas Baack [17.09.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Streichquartett G-Dur op. 17 Nr. 5 Hob. III:29 | 00:16:20 |
5 | Streichquartett Es-Dur op. 33 Nr. 2 Hob. III:38 (Scherzquartett) | 00:16:33 |
9 | Streichquartett C-Dur op. 54 Nr. 2 Hob. III:57 | 00:18:23 |
Interpreten der Einspielung
- Bennewitz Quartet (Streichquartett)