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Besprechung CD

Gunnar de Frumerie

Clarinet Concerto • Piano Concertino • Musica per Nove • Suite im alten Stil

cpo 555 504-2

1 CD • 64min • 2022

25.09.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Es gibt in der schwedischen Musik eine Generation von Komponisten, geboren zwischen 1905 und 1910, die man gerne und grundsätzlich nicht unberechtigt (auch wenn bei näherem Hinschauen natürlich mehr Differenzierung vonnöten ist) dem Neoklassizismus zurechnet. Zweien dieser Tonsetzer, nämlich Dag Wirén und Lars-Erik Larsson, hat das Label cpo bereits CD-Produktionen gewidmet, und mit der vorliegenden Neuproduktion wird mit Gunnar de Frumerie (1908–1987) ein weiterer Exponent dieser Richtung präsentiert. Ausgewählt wurden hierfür drei seiner Orchesterwerke und ein größeres Kammermusikstück, gespielt vom Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Ivan Repušić. Dass die drei Orchesterwerke hier offensichtlich erstmals (vollständig) auf CD erscheinen, macht das Programm umso attraktiver.

Lyrisch-pastorale Musik mit natürlich fließendem Melos

Frumeries Konzert für Klarinette, Streichorchester, Harfe und Schlagwerk op. 51 (1957/58), das die CD einleitet, kann dabei als durchaus repräsentativ für einige der zentralen Charakteristika seiner Musik gelten (übrigens bereits in der Gattungswahl, denn Frumerie hat bei weitem mehr Konzerte als reine Orchesterwerke komponiert). Ein lyrisch-pastorales, immer wieder folkloristisch inspiriertes Werk, einerseits von Klarheit, transparenter Orchestrierung und präzise, aber dezent aufgetragenen Klangfarben geprägt, andererseits durchzogen von einer gewisse Wärme, die Frumerie eben auch in der Tradition der Romantik zeigt (was in einigen seiner größer besetzten Orchesterwerke übrigens noch deutlicher zum Tragen kommt). Dass ein Schwerpunkt seines Schaffens auf Klavierliedern liegt, erscheint angesichts des eingängigen, natürlich fließenden Melos dieser Musik nur allzu gut nachvollziehbar. Eleganz und spielerische Leichtigkeit kennzeichnen diese Musik, ein eher feiner als derber Humor und eine halb heitere, halb melancholische Gelassenheit, zumal, da Eintrübungen wie in der Mitte des zweiten Satzes nie fern sind.

Gewichtiges, elegisch grundiertes Nonett

Dies trifft umso stärker auf die Musica per nove op. 75 (1976) zu, bei der es sich faktisch um ein ausgewachsenes viersätziges Nonett für Klavier, Streicher, Holzbläser und Trompete handelt. Frumerie nutzte hier einen Auftrag des schwedischen Rundfunks, um ein Gedenkwerk für seine kürzlich vorher verstorbene Schwester, eine Cellistin, zu schreiben. Und so schlägt dieses Werk insgesamt ernstere, elegische Töne an (und ist, anders als im grundsätzlich soliden Begleittext behauptet, keinesfalls „unkompliziert heiter“!). Natürlich verleugnet sich Frumerie dabei nicht, und so besitzt etwa das zweite Thema des ersten Satzes einen unverkennbar folkloristischen Einschlag, ist der langsame Satz ein wahres Kleinod an Lyrik, aber die expressive Schärfe, die etwa die Klimax des dritten Satzes erreicht (ohne dabei den Boden der Tonalität zu verlassen), bleibt auf dieser CD ansonsten eher eine Ausnahme. Trost spendet das Finale, eine Variationsfolge über ein sanft wiegendes Thema; der Schluss kombiniert in einer in ihrer Schlichtheit und Klarheit des Ausdrucks bewegenden Geste Reminiszenzen an die Variationen sowie den Schluss des zweiten Satzes. Das Spiel mit Referenzen wie den Brahms-Zitaten im zweiten Satz ist typisch für Frumeries Musik, bemerkenswert dabei, dass all dies keinesfalls im Stile eines Pasticcios erfolgt, sondern ganz homogen in Frumeries eigenen Satz integriert wird.

Kontinuität über die Jahrzehnte hinweg

Die Suite im alten Stil op. 5b für kleines Orchester (1930) bezieht sich auf barocke Modelle, geht dabei aber gerade angesichts ihrer stark modalen Färbung oft noch deutlich weiter zurück in der Musikgeschichte. Am Schluss bezeugt Frumeries sehr reizvolles, ungeachtet der Moll-Tonalität heiter-lebhaftes Concertino für Klavier und Streicher op. 78 (1977) im direkten Vergleich mit der Suite trotz einem etwas anderen Ansatz doch deutlich die stilistische Kontinuität seines Schöpfers über Jahrzehnte hinweg. Der zweite Satz paraphrasiert zu Beginn den Mittelsatz von Beethovens Klavierkonzert Nr. 4, während das Finale fast slawisch-temperamentvoll anmutet.

Das 20. Jahrhundert als Fundgrube hörenswerter Musik

Die Interpretation sind insgesamt solide und gut geeignet, um Bekanntschaft mit Frumeries Musik zu machen. Einen Höhepunkt bilden in dieser Hinsicht sicherlich die Tanzsätze der Suite im alten Stil, die Repušić und sein Orchester mit viel Verve darbieten, und auch die passioniert-beseelte Interpretation der Musica per nove. Luft nach oben gibt es mancherorts in der Detailgestaltung, etwa den Begleitfiguren im Klarinettenkonzert, bei denen man hier und da den zart angedeuteten Dialog mit der Solostimme stärker herausarbeiten könnte. Bei den Beethoven-Anklängen im zweiten Satz des Concertinos würden die strengen Streicherfiguren von etwas mehr Gewicht und einer etwas breiteren Artikulation profitieren, und bei der filigranen, um einen Halbton erhöhten Variante des Hauptthemas im Finale ab 1:56 wäre mehr Delikatesse möglich. Mit Thorsten Johanns an der Klarinette und einmal mehr dem ungemein verdienstvollen Oliver Triendl am Klavier konnten zwei hervorragende Solisten gewonnen werden. Der Klang der CD ist gut, tendenziell allerdings etwas weich. Sehr willkommenes Repertoire, das einmal mehr von der Vielfalt an hörenswerter Musik des 20. Jahrhunderts zeugt.

Holger Sambale [25.09.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Gunnar de Frumerie
1Klarinettenkonzert 00:16:45
3Musica per Nove (Nonett) 00:23:55
7Suite im alten Stil 00:11:18
12Concertino für Klavier und Streichorchester 00:11:32

Interpreten der Einspielung

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