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Besprechung CD

Georges Catoire

String Quartet op. 23 • Piano Quintet op. 28

MDG 603 2286-2

1 CD • 56min • 2022

21.07.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Georges – oder russianisiert: Georgij – Catoire (1861-1926) stammte aus einer lothringischen Familie, die um 1800 eingewandert war und bald zur Moskauer Wirtschaftselite gehörte. Georges erhielt früh Klavierunterricht bei Karl Klindworth, der ihn natürlich mit der Musik Richard Wagners bekannt machte, studierte zunächst Mathematik, bevor er in Deutschland, später in Russland bei Rimsky-Korsakow und Ljadow Kompositionsunterricht nahm. Trotz enger Verbindungen zu Tanejew, Medtner und Goldenweiser darf man Catoire jedoch weitgehend als Autodidakten bezeichnen. Dennoch wurde er 1917 Professor für Komposition in Moskau und verfasste zudem einige sehr individuelle musiktheoretische Schriften. Seine 36 Kompositionen, die weder entschieden den russisch-nationalen Zeitgeist noch den Aufbruch zur „Neuen Musik“ reflektieren, gerieten nach seinem frühen Tod sofort in Vergessenheit, werden aber seit knapp 30 Jahren zu Recht erfolgreich wiederbelebt.

Exzellentes Klavierquintett in tiefsinniger Darbietung

Das komplexe g-Moll Klavierquintett von 1914 stellt an alle Beteiligten höchste Anforderungen, ist typische Fin de Siècle Musik. Catoire meidet alles Banale, die Motive – wobei das Klavier stärker in den Gesamtsatz integriert ist als bei anderen Zeitgenossen – wabern kreuz und quer durch die Stimmen. Harmonisch wie auch rhythmisch ist die kluge, zugleich emotional äußerst intensive Konstruktion beim ersten Hören in ihrer eigentümlichen musikalischen Sprache kaum zu erfassen. Der zweite Satz reicht an Dichte doch schon an Werke wie Schönbergs Verklärte Nacht heran, ohne zu offensichtlich an Wagner anzuknüpfen. Die deutsch-russische Pianistin und Musikwissenschaftlerin Anna Zassimova hat 2010 eine wegweisende Dissertation über den Komponisten verfasst und spielt hier mit dem russland-affinen Utrecht String Quartet eine dunkel lodernde, manchmal etwas gebändigte Darbietung, die an Tiefgang nichts zu wünschen übriglässt. Besonders besagtes Andante gelingt konkurrenzlos. Leider macht die Aufnahmetechnik den Künstlern ein wenig einen Strich durch die Rechnung: Etwas höhenarm und matschig, kommt die Einspielung nicht an die Interpretation von Oliver Triendl mit dem Vogler Quartett heran, die nicht nur durchsichtiger klingt, sondern den Hörer auch sonst viel unmittelbarer berührt. Mit Bengt Forsberg und seinen Freunden, denen das Stück zu zäh gerät, kann sich die MDG-Produktion aber durchaus messen.

Leichter fassliches Streichquartett

Vom einzigen offiziellen Streichquartett – daneben existiert ein unveröffentlichtes Frühwerk – hingegen ist nur eine Konkurrenzaufnahme greifbar, derzeit in einer 25-CD-Box von Brilliant Classics. Die erfahrenen Musiker aus Utrecht – für MDG haben sie etwa alle Quartette Glasunows eingespielt – legen hier eine überzeugende Wiedergabe hin, die man den Kollegen aus Amsterdam auf jeden Fall vorziehen darf. Das Werk orientiert sich stärker an den gewohnt klassischen Formen, bringt dabei ebenfalls typisch Catoirsche Extravaganzen – etwa den Rückgriff auf mehrere Motive der ersten drei Sätze im Finale. Auch hier erscheint der langsame, 3. Satz als musikalischer Höhepunkt. Wer Kammermusik als entspannendes Divertissement sucht, liegt mit Catoires Kompositionen falsch: Diese sind für den Hörer gleichermaßen anspruchsvoll, aber dann ein spannendes Erlebnis.

Vergleichsaufnahmen: [Klavierquintett] Oliver Triendl, Vogler Quartett (Capriccio C5403, 2020); Bengt Forsberg, Nils-Erik Sparf, Ulf Forsberg, Ellen Nisbeth, Andreas Brantelid (BIS-2314, 2017) – [Streichquartett] Amsterdam Chamber Music Society (in: Russian Chamber Music, Brilliant 95953 [25CD], 1999).

Martin Blaumeiser [21.07.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georgi Lvovich Catoire
1Streichquarett fis-Moll op. 23 00:33:05
5Klavierquintett g-Moll op. 28 00:19:17

Interpreten der Einspielung

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