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Besprechung CD

Eberhard Klemmstein

Traumlieder

Thorofon CTH2679

1 CD • 73min • 2020

12.01.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Mehr als zwei Jahrzehnte war Eberhard Klemmstein (Jg. 1941) als freier Bratschist und Kammermusiker erfolgreich, als er 1985 neben diesen Tätigkeiten systematisch zu komponieren begann. Seither hat er ein reiches und vielseitiges Œuvre geschaffen, zu dem neben Kammermusik in verschiedenen Besetzungen auch Opern und Sinfonien zählen. Das Kunstlied nimmt in seinem Werkverzeichnis einen überschaubaren, aber dennoch gewichtigen Raum ein. Denn Klemmstein, der sich stilistisch selbst als „Expressionist mit weitgehend tonaler Prägung“ einordnet, greift wie seine großen Vorgänger des 19. Jahrhunderts literarisch zu den Sternen – zu Goethe, Eichendorff, Heine, Rilke und Hesse – und sucht ihnen musikalisch mit Respekt, aber auch eigenwillig nahe zu kommen, keineswegs epigonal, sondern immer um einen persönlichen Ton bemüht. Der zeigt sich in einer melodisch spröden, der Deklamation verpflichteten Führung der Gesangsstimme bei gleichzeitig abwechslungsreicher Harmonik. Seine Interpretation der Gedichte verlegt er in den eigenständig den Sänger umspielenden Klavierpart, der nicht nur Stimmungen schafft, sondern vor allem erzählt und kommentiert.

Jugendlich frisch im Alter

Die vier Liedgruppen des vorliegenden Albums entstanden in den letzten beiden Jahrzehnten und zeigen eine gewisse Kontinuität des konzeptionellen Ansatzes, aber zugleich eine Erweiterung der kompositorischen Möglichkeiten. Während die Nachtgesänge (1999) und Traumlieder (2001) der Gefahr des Akademischen nicht ganz entgehen, entpuppt sich der fast 80-jährige Komponist in Vier Lieder (2018) und Zweifaches Dreigestirn (2019/20) als jugendlich-dynamisch, im leidenschaftlichen Impetus der Liebeslieder ebenso wie im gelegentlich sarkastischen Witz in den Vertonungen von Tucholsky-, Morgenstern- und Ringelnatz-Texten. Und wie aktuell ist doch Tucholskys Ansprache an das vermeintlich dumme Publikum: „Es lastet auf dieser Zeit der Fluch der Mittelmäßigkeit!“ In dem Pianisten und Dirigenten Dorian Keilhack, der schon seine 6. Sinfonie bei Thorofon eingespielt hat, findet Klemmstein einen kompetenten und eloquenten Anwalt. Der hellstimmige Bariton Christian Hilz, der anfangs eher als solider Sachwalter erscheint, steigert sich vor allem in den späteren Zyklen zum engagierten Interpreten. Der ausführliche Booklettext des Philologen Jens Finckh konzentriert sich auf eine Deutung der Dichtungen und läßt ihre musikalische Umsetzung dabei etwas außen vor.

Ekkehard Pluta [12.01.2023]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Eberhard Klemmstein
1Lied 00:04:28
2Nachts 00:02:54
3Wie rafft ich mich auf in der Nacht 00:03:03
4Nachtgedanken 00:03:31
5Traumboot 00:05:14
6Schein und Wirklichkeit 00:04:57
7Traum 00:05:59
8Nachtgesang 00:04:14
9An... 00:04:48
10Liebeslied 00:02:48
11Frage nicht 00:02:14
12Schlechter Trost 00:03:36
13Oller Mann 00:06:17
14Aus Evolution III 00:04:04
15Abendläuten 00:03:26
16Sommerfrische 00:03:00
17Landregen 00:03:42
18An das Publikum 00:05:03

Interpreten der Einspielung

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