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Besprechung CD

Eugène Walckiers

String Quintets No. 2 & 4

Es-Dur ES 2084

1 CD • 52min • 2020

10.09.2021

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Wer – außer vieleicht ein paar Flötisten – hat je den Namen Eugéne Walckiers (1793-1866) gehört? Dieser aus Nordostfrankreich stammende Komponist war – darin vom berühmten Jules Tulou ausgebildet – Solo-Flötist der Pariser Oper und studierte beim Freund und Bonner Orchesterkollegen Beethovens, Anton Reicha, Komposition. Dadurch wurde er zum Kommilitonen von Berühmtheiten wie Liszt, Berlioz, Gounod und César Franck. Auf der Suche nach Streichquintetten mit Kontrabass stieß das fabergé-Quintett auf zwei sehr reizvolle Werke des Unbekannten und spielte sie virtuos, klangsinnlich und schwungvoll beim NDR ein.

Kammermusik für den Salon

Kammermusik außerhalb der Darbietungen großer Virtousen fand im öffentlichen Musikleben der Seine-Metropole bis gegen 1860 nur wenig Aufmerksamkeit. Sie war den Salons und häufig damit auch den vielen begabten Amateuren vorbehalten. Die Liebe des breiten Publikums aber galt Oper und Ballett. Jedoch entstanden die beiden Quintette Walckiers‘ für Kollegen des Opernorchesters. Sie bestechen durch melodischen Reichtum, der teils an Donizetti oder Rossini erinnert, jedoch auch ausgesprochen böhmisch-folkloristischen Charakter aufweist, so dass man an meint, einem ganz jungen Smetana zu lauschen. Möglicherweise findet hier der Vorschlag, folkloristische Themen zu verwenden, seinen Niederschlag, den sein Kompositionslehrer Reicha bereits 1814 in seinem „Traité de mélodie‟ angeregt hatte, das übrigens wie andere seiner hochbedeutsamen theoretischen Schriften von Carl Czerny ins Deutsche übersetzt wurde.

Beide Quintette sind für eine Entstehungszeit um 1860 äußerst konservativ. Das Quintett op. 108 A-Dur würde man unvoreingenommen um 50 Jahre früher in die Zeit eines Romberg oder Ries datieren. Allerdings muss hier bedacht werden, dass auch Camille Saint-Saëns polystilisch zu komponieren verstand und dies in Frankreich durchaus als hoher Beweis handwerklichen Könnens angesehen wurde. Das als Hommage auf den Tod des Freundes und Kommilitonen George Onslow – des französischen Mendelssohn – angeregte c-moll-Quintett op. 94 ist naturgemäß dunkler und im Ton einer charmanten Melancholie gehalten.

Exzellentes Ensemble-Spiel sans outrage

Kennen Sie schon meinen Trick, sehr gute von herausragenden Aufnahmen zu unterscheiden? Wenn ich mir nicht sicher bin, versuche ich bei einem der zumeist drei Hördurchgänge nebenher im Internet zu surfen. Wenn mich die Aufnahme dazu zwingt, dabei regelmäßig im Text hängenzubleiben, weil sie meine Aufmerksamkeit derartig fesselt, weiß ich: Das ist wirklich grandios. Dem fabergé-Quintett gelingt dies durchgehend. Es findet für diese klangsinnlich-melodiensatte Musik genau den richtigen Ton. Rodrigo Reichel, Silvia Offen, Torsten Frank, Sven Forsberg und Peter Schmidt vom Elbphilharmonie-Orchester verstehen miteinander zu singen und Bögen zu spannen, ohne auf äußerliche Drücker und Effekte setzen zu müssen. Alles erklingt in einer Mühelosigkeit und Selbstverständlichkeit, die nur durch intensivste Arbeit an den Kompositionen möglich wurde. Große Kunst, die die dahinterstehende Kunstfertigkeit vollkommen verbirgt. Bravi, bravissimi!

Die Aufnahmetechnik ist in ihrer Balance aus Wärme und Transparenz vorbildlich. Das Booklet bietet eine Fülle an Informationen in einem etwas holprig formulierten Text, der ein wenig kleinmädchenhaft daherkommt.

Fazit: Eine wundervolle Einspielung von zu Recht ausgegrabenen Schätzen voller Anmut und Charme. Intensiv-feinsinnige Arbeit am Werk statt des billigen Effektes gerät in den heutigen Zeiten zum Labsal. Wenn man nach gut 50 Minuten bedauert, dass es bereits vorbei ist, bedeutet dies: Unbedingt zu empfehlen!

Thomas Baack [10.09.2021]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Eugène Walckiers
1Streichquintett Nr. 2 op. 94 (À la memoire de George Onslow) 00:12:27
5Streichquintett Nr. 4 a-Moll op. 108 (À monsieur Emile Magnin) 00:10:19

Interpreten der Einspielung

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