Johann Evangelist Brandl
Symphonie Concertante op. 20 • Symphony in D
cpo 555 227-2
1 CD • 63min • 2018
02.03.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Johann Evangelist Brandl (1760-1837), vier Jahre jünger als Mozart und zehn Jahre älter als Beethoven – allerdings beide Generationsgenossen überlebend – ist zu Lebzeiten bis zum Kapellmeister am Hof des badischen Großherzogs in Karlsruhe aufgestiegen, galt seinen Zeitgenossen als einer „der bedeutendsten und achtungswerthesten Componisten unserer Zeit“, geriet aber nach seinem Tod schnell in Vergessenheit, wie es manchem Komponisten seiner Lebensjahre zustieß, der in der Zeit zwischen J. S. Bach und Beethoven nicht Joseph Haydn oder W. A. Mozart hieß: Selbst Haydns Bruder Michael und Mozarts Vater Leopold waren fast nur noch Fußnoten in den Biographien ihrer berühmten Verwandten, wenn auch zur Ehrenrettung Leopold Mozarts erwähnt werden muss, dass seine Violinschule noch lange nach seinem Tod 1787 ein Standardwerk blieb. Dem neu erwachten Interesse für unbekannte Meister neben den großen Namen der Musikgeschichte ist es zu verdanken, dass Brandl seit der Jahrtausendwerke zunächst mit kammermusikalischen Werken wiederentdeckt wurde; seit kurzem ist dank des Einsatzes der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und des Dirigenten Kevin Griffiths auf dem Label cpo auch Brandls Orchestermusik wieder hörbar geworden.
Klassik-Heute-Autor Guido Krawinkel hat bereits 2018 die erste CD mit Brandls Orchestermusik von Kevin Griffiths und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz besprochen, dabei der Musik hohe Qualität attestiert und bei einer Benotung im oberen Mittel (7, 7, 7) die fehlende letzte Begeisterung eher den Interpreten angelastet.
Werke aus allen Lebensphasen
Das früheste Werk dieser CD ist die viersätzige Sinfonie in D-Dur, die am Schluss dieser Einspielung steht; in einem gewissen Sinne ganz zu Recht, da sie für ihr Entstehungsjahr 1792 eine durchaus geniale Zukunftsmusik ist, die auf der Höhe der sinfonischen Entwicklung ihrer Zeit steht.
Die schöne und gefällig komponierte Sinfonia concertante op. 20b für Violine, Violoncello und Orchester, 1801 beim Musikverleger André in Offenach erschienen, fällt trotz des reizvollen Charakters der Komposition gegen das sinfonische Frühwerk durchaus ab: Zwar ist sie melodisch einfallsreich und kompositorisch raffiniert gesetzt, doch fehlt der genialische Impetus des Frühwerks – der musikalische Stil lässt erahnen, dass die Zeit des revolutionären Aufbruchs vorbei ist und es dem Komponisten offenbar ratsam erschien, sich galanten Vorbildern der zweiten Hälfte des frisch vergangenen Jahrhunderts anzunähern. So kam ein hübsches und gut komponiertes Werk zustande, das dem Vergleich mit Beethovens gleichzeitig entstandenen vorwärtsstürmendem Schaffen allerdings nicht mehr gewachsen war.
In der Mitte zwischen beiden sinfonische Werken steht die Ouvertüre zur Oper Nanthild, das Mädchen von Valbella, die ihre Uraufführung 1813 in Karlsruhe erlebte und zeigt, dass Brandl im dramatischen Bereich durchaus mit der aufkommenden Romantik Schritt zu halten vermochte.
Lebendige Interpretationen
Die Interpretationen dieser Werke durch Kevin Griffiths und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz erscheint mir völlig angemessen für ein mit modernen Instrumenten musizierendes Ensemble. Ob der Musik mit historischem Instrumentarium besser gedient gewesen wäre, wage ich nicht zu entscheiden; ich glaube, dass Griffiths und seine Musiker diesen Werken volle Gerechtigkeit widerfahren lassen.
Detmar Huchting [02.03.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Evangelist Brandl | ||
1 | Symphonie Concertante D-Dur op. 20 | 00:30:31 |
4 | Ouvertüre op. 50 (Nanthild, das Mädchen von Valbella) | 00:08:03 |
5 | Sinfonie D-Dur | 00:24:41 |
Interpreten der Einspielung
- David Castro-Balbi (Violine)
- Alexandre Castro-Balbi (Violoncello)
- Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz (Orchester)
- Kevin Griffiths (Dirigent)