Dvořák
Cello works
IBS Classical IBS32019
1 CD • 64min • 2018
31.07.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dramatische Spannung, enorme emotionale Tiefe, folkloristisch angehauchte Tonsprache, hinreißende gesangliche Themen, fesselnde Virtuosität, orchestrale Entladungen und dazu eine meisterhafte Instrumentation – wen wundert es da, dass Antonín Dvořáks Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op.104 auf Tonträger und live das wohl meist dargebotene Werk seiner Gattung ist? Dieses vielleicht inzwischen schon überstrapazierte Konzert birgt eine ungeheure musikalische Kraft, der sich einfach kein Cellist entziehen kann. Und um der fast unüberschaubaren Zahl der Einspielungen dieses sogenannten Schlachtrosses eine weitere hinzuzufügen, bedarf es schon einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. Darüber verfügt der 1975 geborene Adolfo Gutiérrez Arenas ohne Zweifel, wie er bereits mit Aufnahmen von Bachs Cellosuiten und Beethovens Cellosonaten bewiesen hat.
Um es gleich vorwegzunehmen: Arenas begeht nicht den Fehler, sich bzw. seine Fähigkeiten zu inszenieren; (virtuoses) Auftrumpfen gerät nie zum Selbstzweck. Vielmehr bewegt er sich gemeinsam mit der engagiert zu Werke gehenden Magdeburger Philharmonie unter der Leitung von Kimbo Ishii gekonnt zwischen emotionaler Überfrachtung und einer eher abgeklärten Haltung; schon allein das erregt Aufmerksamkeit. Zwar ist die Balance zwischen dem Solisten und dem Orchester nicht immer perfekt, aber es greift alles organisch ineinander; ein konzentriertes und hellhöriges Miteinander sorgt für einen ununterbrochenen Fluss, dem es insgesamt nicht an Leidenschaft, wohl aber hin und wieder an Sinnlichkeit fehlt. Klanglich trägt die Magdeburger Philharmonie allerdings oft zu dick auf, worunter die Transparenz, der Detail- und Farbreichtum der Partitur doch etwas leiden. Auch hätte Kimbo Ishii dem Spannungsaufbau ein wenig mehr Beachtung schenken können – nicht nur in der Orchestereinleitung. Aber dafür entschädigen das energetische und dabei sehr feinfühlige Spiel des u.a. bei Janos Starker und Bernard Greenhouse in die Lehre gegangenen Adolfo Gutiérrez Arenas, sein gesanglich warmer, leuchtfähiger sowie gelegentlich auch leidenschaftlich durchglühter Ton. Und doch: Selbst nach mehrmaligem Anhören dieser Einspielung – im Vergleich zu Aufnahmen mit Jacqueline du Pré, Mstislaw Rostropowitsch, Lynn Harrell und Peter Wispelwey – bleibt bei mir der Eindruck, als würde hier die Musik und ihre Ausdrucksebenen mehr von außen betrachtet, als sie neugierig zu erkunden. Vielleicht aus (zu großem) Respekt? Dafür tauchen die Beteiligten aber gänzlich ein in die jeweilige Stimmung der drei „Zugaben“: Klid op. 68 Nr. 5, das Rondo g-Moll op. 94 und – zusammen mit dem Pianisten Juan Carlos Garvayo – das dem zweiten Satz des Cellokonzert einverleibte Lied Lass mich allein op. 82 Nr. 1.
Christof Jetzschke [31.07.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antonín Dvořák | ||
1 | Konzert h-Moll op. 104 für Violoncello und Orchester | 00:43:12 |
4 | Aus dem Böhmerwald op. 68 No. 5 B 133 (Silent Woods) | 00:06:39 |
5 | Rondo g minor op. 94 (1891) | 00:09:11 |
6 | Lasst mich allein op. 82 No. 1 | 00:04:31 |
Interpreten der Einspielung
- Adolfo G. Arenas (Violoncello)
- Juan Carlos Garvayo (Klavier)
- Magdeburgische Philharmonie (Orchester)
- Kimbo Ishii (Dirigent)