Hugo Alfvén
Complete Symphonies Vol. 1
cpo 555 043-2
1 CD • 64min • 2016
26.02.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Label cpo startet mit dem Deutschen Symphonie Orchester Berlin unter der Leitung von Lucasz Borowicz eine Edition sämtlicher Symphonien des Schweden Hugo Alfvén (1872-1960). Folge 1 stellt neben die 1896 entstandene Symphonie Nr. 1 f-Moll op. 7 gleich die erste von Alfvéns drei Schwedischen Rhapsodien, die symphonische Dichtung Midsommarvaka op. 19 (1904) – sein bekanntestes und populärstes Werk, mit dem sich Alfvén auf einen Schlag den Ruf des schwedischen Nationalromantikers schlechthin erwarb; ferner das König Oscar II. gewidmete festliche Tongemälde Drapa op. 27. Den Terminus Tongemälde verwende ich ganz bewusst, zeigt sich Alfvén doch hier wie in der ohrwurmreichen Midsommarvaka und seiner ersten Symphonie als ein Klangzauberer, als ein Meister der Instrumentation und erlesener orchestraler Klangfarben. Ob sein Studium der Malerei (1887-88) Spuren in seiner Musik hinterließ, bleibt ungewiss; das Miteinander von großen Emotionen, Farbreichtum und feinsten Detailzeichnungen in seiner eingängigen und einnehmenden, durch und durch spätromantischen Tonsprache ist jedoch bemerkenswert.
Rückblickend auf die Uraufführung seiner Symphonie Nr. 1 f-Moll op. 7 schreibt Alfvén in seinen 1946 veröffentlichten Memoiren: „Ich hatte das Ziel meiner Wünsche erreicht, denn ich war zu einem Tondichter herangewachsen, der zumindest einigermaßen die technischen Möglichkeiten des Ausdrucks beherrschte.“ „Einigermaßen“ – damit stellt Alfvén sein Licht unter den Scheffel. Man höre nur den folkloristisch eingefärbten Kopfsatz, vor allem seine Grave-Einleitung mit ihrem Cello-Solo und den sehnsuchtsvoll-elegischen Holzbläser-Kantilenen. Die drei Folgesätze, ein leicht melancholisches, aber etwas harmlos und spannungsarm daherkommendes Andante, ein tänzerisches Allegro und das lebhafte Finale zeugen mehr noch als der Kopfsatz von Alfvéns Kunstfertigkeit, schwedische Volksmusik nicht nur zu verarbeiten, sondern auch zu veredeln. Ob es sich bei Alfvéns symphonischen Erstling aber tatsächlich – nach eigenem Dafürhalten des Komponisten – um die erste Symphonie „in schwedischer Sprache“ handelt? Vermutlich spielt Alfvén auf den bis dahin in der schwedischen Symphonik deutlich wahrnehmbaren Einfluss deutscher, dänischer und norwegischer Musik an. Frei von solchen Einflüssen ist aber die f-Moll-Symphonie mit ihrem nie versiegenden Strom an mannigfaltigen Ideen keineswegs, kann sie doch eine gewisse Nähe zu der Tonsprache Richard Wagners und Richard Strauss‘ nicht ganz abstreifen.
Was mir bei der Einspielung aller hier vorgelegten Werke etwas fehlt, ist eine Portion Lebendigkeit und ein markanteres Herausarbeiten der zahlreichen Kontraste und orchestralen Effekte.Trotzdem: Lukas Borowicz und das DSO Berlin überzeugen mit Klangschönheit und einer geschmeidigen, dabei sehr strukturierten Lesart, die mit klanglicher und formaler Transparenz besticht.
Christof Jetzschke [26.02.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Hugo Alfvén | ||
1 | Sinfonie Nr. 1 f-Moll op. 7 | 00:40:34 |
5 | Drapa op. 27 | 00:10:58 |
6 | Schwedische Rhapsodie Nr. 1 op. 19 (Midsommarvaka) | 00:11:59 |
Interpreten der Einspielung
- Deutsches Symphonie-Orchester Berlin (Orchester)
- Łukasz Borowicz (Dirigent)