Aris Quartett
Zemlinsky • Bartók
Telos CD TLS 224
1 CD • 72min • 2016
25.11.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Fachwelt geizt nicht mit Lob – sowohl die Konzerte als auch die im letzten Jahr veröffentlichte Debüt-CD des Aris Quartett mit Werken von Haydn, Reger und Hindemith betreffend. So bescheinigt die FAZ dem Quartett „makellose Interpretationen“ und eine „hohe Klangkultur“; die Neue Musikzeitung sieht „ein Ensemble, dem die Zukunft gehört“; und für die Badische Zeitung leuchtet gar „ein neuer Stern am Quartetthimmel“. In den sieben Jahren seines Bestehens kann das Aris Quartett bereits auf zahlreiche Wettbewerbserfolge zurückblicken, wobei eine besonders hochkarätige Auszeichnung alle anderen Preise überragt, nämlich der Kammermusikpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung, der dem jungen Ensemble erst vor ein paar Monaten verliehen wurde. Entsprechend gespannt war ich auf die nun erschienene zweite CD, die sich ausschließlich Werken des 20. Jahrhunderts widmet (einem Schwerpunkt des Aris Quartett): Alexander von Zemlinskys 1915 vollendetes Streichquartett Nr. 2 op. 15 und Béla Bartóks Streichquartett Nr. 5 Sz 102 aus dem Jahr 1934.
Bei aller Verschiedenheit eint beide Werke eine aufregende, ja fast schon verstörende Emotionalität, die weit über das hinausgeht, was man gemeinhin vielleicht unter bewegendem Ausdruck versteht. Extreme Gemütslagen, eine elektrisierende Dynamik sowie fesselnde Klangflächen und -schichtungen bestimmen das jeweilige Bild, in dessen Ideen- und Variationsreichtum man sich schon verirren kann, wäre da nicht der hoch intelligente Spannungsaufbau und die bohrende Intensität, mit denen das Aris Quartett diesen beiden energiegeladenen Werken begegnet. Zemlinskys weit dimensioniertes, einen symphonischen Habitus offenbarendes zweites Quartett mit seinem Farbreichtum und seiner kaum greifbaren Tonalität habe ich leidenschaftlicher und dramatischer noch nicht gehört. Anna Katharina Wildemuth (Violine), Noémi Zipperling (Violine), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello) – die Endbuchstaben ihrer Vornamen ergeben übrigens den Ensemblenamen – vermitteln mit ihrem Spiel zwischen lyrischem Empfinden und fiebriger Erregung nicht weniger, als eine absolute Identifikation mit dieser Musik. Hier wird nicht analytisch seziert; ebenso wird nichts um einer unbedingten Selbstinszenierung willen künstlich aufgebauscht. Auch nicht in Bartóks Streichquartett Nr. 5 Sz 102. Die Vier bewegen sich einfach hingebungsvoll und mit rastloser Energie durch die farblich so reichen Stimmungen und durch die folkloristisch geprägten Rhythmen und Skalen, agieren dabei klanglich höchst raffiniert und verlieren ein transparentes Miteinander nie aus den Augen.
Und so kann ich mich nur bei der eingangs zitierten FAZ bedienen: Diese hoch intensiven Zemlinsky- und Bartók-Interpretationen sind einfach „makellos“ und von „hoher Klangkultur“. Auch der Neuen Musikzeitung kann ich abschließend nur zustimmen: Diesem Ensemble gehört die Zukunft!
Christof Jetzschke [25.11.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Alexander Zemlinsky | ||
1 | Streichquartett Nr. 2 op. 15 | 00:40:02 |
Béla Bartók | ||
5 | Streichquartett Nr. 5 Sz 102 BB 110 | 00:31:40 |
Interpreten der Einspielung
- Aris Quartett (Streichquartett)