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Besprechung CD

Johann Kuhnau

Complete Sacred Works Vol. 1

cpo 777 868-2

1 CD • 70min • 2013

26.01.2015

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Mit dem Aufleuchten des Sterns von Johann Sebastian Bach am Himmel der Musikgeschichte zu Beginn des 19. Jahrhunderts verblasste der seines Vorgängers Johann Kuhnau. Zu Lebzeiten war Bach zwar hochgeachtet, berühmter als er waren indes andere – Telemann und Graupner wären als wohlfeile Beispiele zu nennen, da 1722 der Leipziger Rat lieber einen dieser beiden in Kuhnaus Nachfolge berufen hätte: „Da man nun die besten nicht bekommen könne, müsse man den mittleren nehmen…“ kommentierte Ratsherr Platz die Wahl Bachs im Protokollbuch.

Nach seinem Tod geriet Johann Kuhnau freilich noch nicht in Vergessenheit: „Ich weiß nicht, ob er dem Orden der Tonkünstler oder den anderen Gelehrten mehr Ehre gebracht. Er war gelehrt in der Gottesgelahrtheit, in den Rechten, Beredsamkeit, Dichtkunst, Mathematik, fremden Sprachen und Musik“, schreibt der Lexikograph Johann Christoph Adelung über den universal gebildeten Thomaskantor Kuhnau im Jahr 1758, 26 Jahre nach dessen Ableben. Als das frühe 19. Jahrhundert Johann Sebastian Bach zum Gipfelpunkt der Musikgeschichte erhob, hatte sich die Zeit weit genug von den Musikidealen des Barock entfernt, dass Kuhnau zum rückwärts gewandten akademischen Kleinmeister abgestempelt werden konnte – nichts beweist die inzwischen eingetretene Entfremdung zur Barockmusik deutlicher als die Aufführungstradition der Musik J. S. Bachs, die in der Romantik begründet wurde.

Heute ist seit einigen Jahren das Interesse an Kuhnaus Musik wieder erwacht. Seit 2014 erscheint eine wissenschaftliche Neuausgabe seines geistlichen Gesamtwerks und wird durch eine Serie von CDs begleitet, deren erster Teil hier vorgelegt wird – Bindeglied zwischen beiden Editionen ist der Countertenor David Erler, Herausgeber der Noten aller erhaltener geistlicher Werke Kuhnaus und Mitglied bei Opella Musica.

Mit der Erschließung von Kuhnaus Kantaten „wird endlich eine wichtige musikalische Facette der gattungsgeschichtlich so spannenden Übergangsphase zwischen Geistlichem Konzert des 17. Jahrhunderts und  spätbarocker Kirchenkantate zugänglich, die in ihrer Bedeutung kaum überschätzt werden kann“, schreibt der Musikwissenschaftler Michael Maul in seinem Text für das Beiheft. Schon anhand dieses ersten Teils lässt sich ihre stilistische Vielfalt gut nachvollziehen, wie wiederum Maul bezeugt: „Das Spektrum reicht von geistlichen Arien und Spruchkonzerten des 17. Jahrhunderts über Choralbearbeitungen, experimentelle Mischformen bis hin zu Kirchenkantaten […], bestehend aus Chören, Chorälen, Arien und Rezitativen.“

Die Mitglieder des solistisch besetzten Ensembles Opella Musica meistern ihre verschiedenen musikalischen Rollen vorzüglich, sei es als Solisten, im Ensemblegesang oder als Chor: Das ist überzeugend sowohl in Hinsicht auf stilistische Sorgfalt wie auch, was gestalterische Hingabe angeht und die Berücksichtigung der Tatsache, dass Musik für den evangelischen Gottesdienst damals immer auch klingende Predigt bedeutete – besonders ist der Tenor Tobias Hunger hervorzuheben, der die Solokantate „Mein Alter kömmt, ich kann nicht sterben“ mit wachem Sinn für die barocken Affekte der Gottes- und Todessehnsucht intensiv gestaltet. Hierbei, wie auch bei allen anderen Stücken, ist das Zusammenspiel zwischen den Vokalisten und dem Instrumentalensemble camerata lipsiensis makellos, wohl nicht zuletzt dank der ordnenden Leitung durch Gregor Meyer, hauptberuflich Leiter des Gewandhauschores Leipzig und studierter Kirchenmusiker. Der koproduzierende Sender Deutschlandradio Kultur liefert ein ebenbürtiges, hervorragend transparentes Klangbild.

Detmar Huchting [26.01.2015]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Kuhnau
1Es steh Gott auf (Kantate zum Osterfest) 00:07:33
8Mein Alter kömmt, ich kann nicht sterben (Kantate für Mariä Reinigung) 00:13:03
16Daran erkennen wir, dass wir in Ihm bleiben (Kantate zum ersten Pfingsttag) 00:12:18
22Welt adieu, ich bin dein müde (Kantate zum 24. Sonntag nach Trinitatis) 00:17:09
29Tristis est anima mea 00:04:11
30Wenn ihr fröhlich seid an euren Festen (Kantate zum Osterfest) 00:15:09

Interpreten der Einspielung

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