Capriccio sopra il genio del Bach giovanissimo
Chromart Classics TXA14038
1 CD • 68min • 2011
16.05.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Eines der üblichen Bach-Programme mit einer Folge von mehr oder weniger bekannten Orgelstücken begegnet dem Hörer hier nicht – der jungen Organistin und Cembalistin Cécile Mansuy, Schülerin unter anderem von J. W. Jansen, M. Bouvard und A. Marcon, gelingt es, die herkömmliche Form des Rezitals ungemein zu beleben. So erklingen hier nur Stücke des jungen Bach, der von seinen Vorgängern, etwa Kuhnau, Pachelbel und anderen, hörbar beeinflußt ist, und dennoch bereits beginnt, auf eine ungemein frische Art und Weise seine eigene Stimme auszubilden. Des weiteren nimmt Cécile Mansuy interessante Gegenbesetzungen vor: Die Toccata d-moll BWV 913, die meist auf dem Cembalo gespielt wird, wird hier der Orgel anvertraut, die Choralpartita über „Ach, was soll ich Sünder machen“ BWV 770 hingegen dem Cembalo. Historisch wird hier nur reflektiert, dass mit gewissen Einschränkungen in der damaligen Zeit „Clavier“ eben „Clavier“ war, dass man also große Freiheit in der Wahl des Instrumentes hatte.
Doch auch ästhetisch hat die Phantasie Cécile Mansuys etwas für sich: Die Toccata gewinnt besonders in den ruhigeren Passagen viel dazu, weil die Orgel die Töne länger halten kann und dadurch die polyphonen Entwicklungen klanglich kohärenter realisiert werden können. Nicht zuletzt durch die abwechslungsreiche Registrierung der Trost-Orgel der Reformierten Kirche Zürich-Oberstrass (wo Mansuy als Kirchenmusikerin wirkt) gewinnt diese Toccata sehr an Profil. In der Choralpartita hingegen tritt der rauschende Klang des Cembalos schön zu Tage. Und wann hat man schon einmal ein Bach-Rezital, in welchem die Musikerin in der Mitte das Instrument wechselt und damit für Abwechslung sorgt?
Auch das übrige Repertoire ist geschickt so ausgewählt, dass zwischen der kleinen Auswahl aus frühen kleinen Choralbearbeitungen und dem bekannten biographischen Capriccio sopra la lontananza del fratello dilettissimo BWV 992 sowohl die geistliche wie auch die weltliche Sphäre des jungen Bach erkundet wird. Vor allem aber spielt Cécile Mansuy sämtliche Stücke frisch und lebendig, sehr flexibel und spontan, es teilt sich im Spiel mit, dass es sich hier um bisweilen unbefangene jugendliche Werke handelt mit unbändiger Freude an der Virtuosität. Ein reiches, kurzweiliges Porträt einer barocken Jugend.
Prof. Michael B. Weiß [16.05.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Fantasie G-Dur BWV 571 | 00:07:41 |
4 | Sonata D-Dur BWV 963 | 00:09:03 |
9 | Das alte Jahr vergangen ist BWV 1091 (Choralvorspiel) | 00:01:55 |
10 | Erbarm dich mein, o Herre Gott BWV 721 | 00:03:57 |
11 | Herr Christ, der einig Gottes Sohn BWV Anhang II55 | 00:02:08 |
12 | Wir Christenleut BWV 1090 (Orgelchoral) | 00:01:58 |
13 | Toccata d-Moll BWV 913 | 00:14:40 |
14 | Capriccio über die Abreise des geliebten Bruders B flat major BWV 992 | 00:10:30 |
20 | Fuge e-Moll BWV 945 | 00:02:43 |
21 | Partite diverse sopra Ach, was soll ich Sünder machen BWV 770 | 00:12:53 |
Interpreten der Einspielung
- Cécile Mansuy (Orgel, Cembalo)