Light and Love
New Vocal Works for the Sonux Ensemble
Rondeau ROP6075
1 CD • 62min • 2012, 2013
21.01.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Sänger- und Liederbewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist ein Baustein unserer humanistischen Tradition. Damals leuchtete die Morgenröte der Aufklärung. Man artikulierte einen neuen Geist und war von einem freiheitsliebenden Blick in die Zukunft beseelt. Von solcher Schwärmerei zeugen viele Liedertexte aus dieser Zeit. Auch das Sonux Ensemble ist ein Männerchor, der starken Aufbruchsstimmungen zugetan ist. Wohl nicht zufällig wird in den Linernotes auf die Männerchorbewegung des 19. Jahrhunderts angespielt - um sich dann sogleich klangvoll davon zu emanzipieren!
Das Sonux Ensemble hat nämlich stilistisch wenig mit dem 19. Jahrhundert im Sinn, sondern verleibt sich eine ganz und gar heutige, ertaunliche klingendende Bandbreite ein. Und dafür haben diesem von Hans-Joachim Lustig geleiteten Ausnahmechor gleich ein halbes Dutzend handverlesener internationaler Komponisten zugearbeitet. Mehr noch: Für die aktuelle Produktion „Light and Love“ wurde zusätzlich das Sirius String Quartett aus New York eingeflogen – ebenso spielt der Saxophonsolist Stefan Kuchel eine ganz herausragende Rolle.
Hören wir hinein, lassen wir uns mittragen und berühren – denn auf solche Zustände ist hier hinreichend Verlass! Nobel erstrahlt eine Saxophonfanfare, bevor der Chor sehr liedhaft einsetzt. Stefan Kuchels Tongebung ist betont schlank – und sie erinnert manchmal daran, wie Jan Garbarek mit dem Hilliard Ensemble musiziert. Zu solch leuchtenden Melodienbogen zeichnen die Sänger ihre schwärmerischen, langen Phrasen - was dem Stück Light my Light des litauischen Komponisten Vytautas Miskinis etwas sehr hymnisches gibt. Ein leuchtendes Erwachen gleich zu Anfang! Offen hörbar ist, dass die Komponisten genau dieses Ensemble im Auge hatten, tauchen doch in den verschiedenen Stücken immer wieder kompositorische Kunstgriffe auf, mit denen die Sänger ein spezifisches Gepräge markieren und Farbe bekennen können. Und dabei vor allem die ganze berührende Kraft menschlicher Stimmen entfalten. Und Stefan Kuchels Saxophon sendet immer wieder Lichtstrahlen aus der Höhe, als würden diese aus einer sonnenbestrahlten Deckenkuppel ins Innere einer Kathedrale fallen.
I saw eternity heißt ein Stück des Walisers Paul Mealor, welches die ganze Erhabenheit alter Vokalpolyphonie verbreitet. Dieses fein abgestimmte Differenzierungsvermögen kommt vor allem dann zum Ausdruck, wenn eine leuchtende Diskantstimme so faszinierend leicht über flächigen Borduntönen schwebt.
Ugis Praulins Komposition To the Light bringt dem Hörer einmal mehr die spannende Tonsprache des Baltikums nahe – zugleich bündelt dieser Lichtgesang die spirituelle Energie Indiens, wenn sich der Text aus dem Sanskrit bedient: „Aus dem Nichtseienden führe mich zum Seienden. Aus der Finsternis führe mich zum Licht, aus dem Tod führe mich zur Unsterblichkeit“ heißt es. Tobias Forster & Alwin Michael Schronen reflektieren in ihrem Titelstück Light and Love den Grenzbereich von Klassik und Jazz. Eric Whitacres Five Hebrew Lovesongs bedienen sich wiederum aus dem Reservoire der Alten Musik. Der zarte, singende Ton der Streicher kommt erst jetzt so richtig ins Spiel und gibt den behutsamen feingezeichneten Gesangslinien des Chores einen Rahmen. Um einmal mehr das zu kreiieren, was dieses erquickliche Zusammenwirken zwischen kreativen Komponisten, einem hellhörigen Chor und fabelhaften Instrumentalisten zuhauf bietet: Eine Musik voller Empfindsamkeit, die Ohr und Geist gleichermaßen erfrischt. Bei der der berührenden Kraft menschlicher Stimmen nichts mehr im Wege steht.
Stefan Pieper [21.01.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Vytautas Miskinis | ||
1 | Light, my Light | 00:03:35 |
Paul Mealor | ||
2 | I Saw Eternity | 00:05:13 |
Ugis Praulinš | ||
3 | To the Light | 00:05:24 |
Ola Gjeilo | ||
4 | Sacred Light | 00:04:46 |
Tobias Forster | ||
5 | Light & Love | 00:07:17 |
Alwin Michael Schronen | ||
6 | Light & Love | 00:06:00 |
Eric Whitacre | ||
7 | Temuná (aus: Five Hebrew Love Songs) | 00:01:34 |
8 | Kalá kallá (aus: Five Hebrew Love Songs) | 00:03:01 |
9 | Lárov (aus: Five Hebrew Love Songs) | 00:00:53 |
10 | Éyze shéleg! (aus: Five Hebrew Love Songs) | 00:01:56 |
11 | Rakút (aus: Five Hebrew Love Songs) | 00:02:15 |
Aleksandar Vujic | ||
12 | Dû bist mîn | 00:02:48 |
Gregor Hübner | ||
13 | Fragmente aus dem Hohelied des Salomons | 00:17:26 |
Interpreten der Einspielung
- Sonux Ensemble (Gesangsensemble)
- Stefan Kuchel (Saxophon)
- Sirius Quartet (Streichquartett)
- Hans-Joachim Lustig (Dirigent)