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Besprechung CD

Paul Hindemith Works for Viola d'amore

SWRmusic 93.309

1 CD • 59min • 2012, 2013

14.11.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

In einer Stunde mit Paul Hindemith durch die Geschichte eines Sonderinstruments: Diesen historische Quickstep über beinahe dreihundert Jahre hinweg bewältigt der Initiator und Protagonist der bemerkenswerten Produktion mit Geschmack, Intensität und einer Eloquenz, die sich nicht allein spielerisch, sondern auch in einem sehr lesbaren, ebenso unterhaltsamen wie informativen Begleittext niederschlägt, der keinen Zweifel daran läßt, dass Gunter Teuffel – seit 1982 Solobratschist des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart – die vorliegenden Stücke nicht aus einer momentanen Laune heraus aufgenommen hat.

Auf diesen Gedanken käme man auch dann nicht, wenn man die Fußnoten der beiden „alten" Werke übersähe und sich demnach fragte, was denn eine Partita des barocken Großmeisters Heinrich Ignaz Franz Biber und eine Partitur des mannheimischen Carl Stamitz an der Seite der kleinen Sonate op. 25 Nr. 2 und der Kammermusik Nr. 6 von Paul Hindemith zu suchen hätten. Wenn wir aber erst einmal die Lesebrille aufgesetzt und entziffert haben, dass von diesem die Generalbaß-Aussetzungen beider Kompositionen stammen, erübrigt sich jede weitere Ratschlägerei, und wir können uns vergnügt dem musikalischen Inhalt zuwenden, der – garniert mit trefflichen Zitaten über Hindemiths passionierten Umgang mit der Viola d'amore – wieder einmal mit aller Nachdrücklichkeit unterstreicht, welch ein ungehobenes Potential in der tönenden Wunderwelt des 17. Jahrhunderts noch zu finden ist. Sicher, H.I.F. Biber ist längst kein Unbekannter mehr: Doch welch eine immense Kraft, welch berstende Emotionen allein aus der hier dargestellten Partita für zwei Violen d'amore ans Licht zu bringen sind – das verschlägt einem erneut die Sprache (schon die originale Notation auf, wenn ich recht gezählt habe, neun Linien, und die Vorzeichnung zweier Schlüssel hat etwas Explosives an sich). Es ist eine extrem dichte, fesselnde Musik, die von Gunter Teuffel und Annette Schäfer sowie von dem Cembalisten Jörg Halubek und dem Gambisten Christian Zincke entsprechend dicht und mit beinahe sinfonischer Fülle exekutiert wird.

Dagegen muß die eher niedliche Stamitz-Sonate, so einleuchtend sie im geschichtlichen Abriß auch sein mag, ein wenig abfallen. Andererseits dürfte sie an keiner anderen Stelle stehen, denn danach schlagen Gunter Teuffel und sein Klavierbegleiter Anthony Spiri das erste Hindemith-Kapitel auf, und der direkte Zusammenprall der ganz verschiedenen akustischen Bedingungen versetzt einem selbst nach dem zierlichen Schlußmenuett der klassischen Pièce zwangsläufig einen leisen Schlag: Was hätte passieren können, wenn Bibers Arietta variata und Hindemiths schnurriger Miniaturkopfsatz aneinander gerumpelt wären, mag ich mir gar nicht ausmalen ...! Aufnahmetechnisch kann man da nichts machen. Dem Hörer wäre indes eine kleine Pause geraten, wonach sich die beiden neuzeitlichen Liebeserklärungen an ein vergessenes Instrument recht fein entfalten können. Besonders die knappen, launigen Sätze der Sonate und des Konzertes – in den langsamen Sachen vergißt Hindemith mitunter die Zeit – machen außerordentliches Vergnügen, und wenn die sechste Kammermusik mit einer lapidaren Gebärde so „lebhaft, wie früher" zu Ende geht, dann hat der Komponist wieder einmal dargetan, dass er, wie die alten Meister, keine große Kapelle brauchte, um große Wirkungen zu tun. Sehr gelungen!

Rasmus van Rijn [14.11.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Heinrich Ignaz Franz Biber
1Partita für 2 Violas d'amore und B.c. 00:16:52
Carl Stamitz
8Sonate D-Dur für Viola d'amore und B.c. 00:14:02
Paul Hindemith
12Kleine Sonate op. 25 Nr. 2 für Viola d'amore und Klavier 00:11:23
15Kammermusik Nr. 6 op. 46 Nr. 1 für Viola d'amore und Kammerorchester 00:16:19

Interpreten der Einspielung

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