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Besprechung CD

Hungaroton HCD 32671

1 CD • 72min • 2010

17.12.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Eigentlich gehören die Gebrüder Benda als namhafte Komponisten der sogenannten „Berliner Schule" am Potsdamer Hofe Friedrichs des Großen ganz und gar nicht zu den Schöpfern bemerkenswerter Flötenwerke. Im Werkkatalog des jüngeren Benda (Georg) waren bisher überhaupt keine Flötenbeiträge auszumachen, während die hier erstmals zu hörenden Stücke aus der Hand des älteren Franz eher wie ein beiden Komponisten gemeinsames, schlichtes Suchen nach neuen, frühklassischen Formen wirken. Noch bestimmen Divertissement und Suite mit virtuos eingestreuten Flötengirlanden den Werkcharakter, während die zukunftsweisende Satzstruktur der „Sonate" mit Durchführungsteil und Reprise in Ansätzen herauszuhören ist. Im Gegensatz dazu stehen bekanntlich ganz andere Gattungen im Mittelpunkt des Schaffens beider Meister. So war Georg Benda ein seinerzeit berühmter Opernkomponist und erfolgreicher Schöpfer von (einst kurzfristig florierenden) Melodramen. Franz Benda galt dagegen als ein allgemein bewunderter Violinspieler, der als Konzertmeister in Sanssouci wirkte. Seine Schaffenskraft widmete er der Konzert- und Kammermusikliteratur für die Violine, einschließlich etlicher Streichersinfonien. Die verhältnismäßig wenigen Flötenkompositionen waren jedoch offensichtlich nicht für den preußischen Hof mit dem berühmten Quantz als Flötenmeister des Königs bestimmt.

Den Hungaroton-Produzenten gelingt mit der vorliegenden Neuerscheinung eine besondere Repertoire-Überraschung. Gleich vier „Flötensonaten" tauchen aus dem Nichts des bisher in diesem Genre nicht vertretenen Georg Benda auf, erweitert durch zwei bisher ebenfalls unbekannte Novitäten von dessen Bruder Franz. Sieben andere von Georg und zwei weitere von Franz vervollständigen den vorerst noch stummen Inhalt der bisher unbeachteten dänischen Quelle. Einem Mitglied des hier zu hörenden Barockensembles ist die Entdeckung der Werke in der Königlichen National- und Universitätsbibliothek Kopenhagen als Zufallsfund bei der Durchsicht von Archivmaterialien zu verdanken. Hier fand er in der Handschriftensammlung des dänischen Komponisten und Amateurflötisten Giedde (1756-1816) eine Reihe von Flötenwerken, die sein Komponistenkollege Simoni dall Croubelis (1727-1790), ein Zeitgenosse der Benda-Brüder also, von unbekannten Vorlagen kopiert hatte. Da die Herkunft dieser Vorlagen weder autorisiert noch identifiziert ist, kann jedoch von „Autographen" und von einer damit bezeugten Urheberschaft der Musik keine Rede sein.

Unberührt von solcher Problematik verdient die künstlerische Umsetzung des Projektes dennoch gebührende Beachtung. Hier haben sich drei junge Musiker zusammengefunden, die mit dem erforderlichen Elan, Charme, unbekümmerter Entdeckerfreude und Klangsinn ein für moderne Ohren gefälliges Klangbild zwischen Barockstil und empfindsamer Frühklassik zelebrieren. So sehr die perlend-kantable Spielweise der Solistin Veronika Oross auf ihrer Ebenholz-Böhmflöte mit dem enthusiastischen Continuo-Barockcellospiel von Kousay Mahdi korrespondiert, so wenig befriedigt die sträflich vernachlässigte Klangbalance mit dem dazugehörenden, kaum wirklich wahrnehmbaren Cembalopart der Angelika Csizmadia auf der Ruckers-Kopie von 1724. Alles in allem dominiert nun ein ungewolltes Duettieren des feinsinnig agierenden Flöten-Cello-Paares im Verbund mit einer Repertoire-Premiere der Sonderklasse.

Dr. Gerhard Pätzig [17.12.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Anton Benda
1Flötensonate F-Dur 00:09:12
4Flötensonate B-Dur 00:14:05
František Benda
7Flötensonate D-Dur 00:11:01
10Flötensonate e-Moll 00:12:56
Georg Anton Benda
13Flötensonate A-Dur 00:11:10
16Flötensonate G-Dur 00:12:42

Interpreten der Einspielung

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