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Besprechung DVD-Audio

The Auryn's Series XXI

Auryn's Haydn: op. 17

Tacet D175

1 DVD-Audio • 2h 21min • 2008

13.10.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Man hat Haydns Streichquartette, zumal die frühen, oft „kleine Violinkonzerte“ genannt, und dieser Vergleich, wenn er nicht übertrieben wird, trifft die vielschichtige, oftmals janusköpfige Anlage dieser Preziosen zwischen den Charakteristika der neuen und maßgeblich von Haydn mitbegründeten Gattung Streichquartett und den älteren Formen der begleiteten Solomusik, etwa der Triosonate, gar nicht schlecht: Die Metapher vom kleinen Violinkonzert trägt dem Umstand Rechnung, dass die Primgeige unhörbar dominiert, und schließt ja gleichzeitig keinesfalls aus, dass nicht auch die Begleitung phantasievoll ausgestaltet ist.

Eine der Hauptanforderungen zumal dieser sechs Quartette op. 17 aus den frühen 1770er Jahren (ursprünglich übrigens „Divertimenti“) ist daher, daß der erste Violinist eine sehr geläufige Technik hat. Matthias Lingenfelder, der Primgeiger des Auryn Quartets, welches das gesamte Opus 17 auf einer DVD vorlegt, genügt hier hohen Anforderungen, von seltensten winzigen Imperfektionen abgesehen, die aber den Vortrag eher lebendig machen und die auch überhaupt erst durch die Surround-Technik in dieser Form wahrnehmbar werden – wenn man zwischen den Streichern sitzt und sich den einzelnen Spielern nähern kann, kann man gleichsam direkt am Instrumentenkorpus hören.

Die fortschrittliche Aufnahmetechnik, die Hörerlebnisse schafft, die im normalen Konzertleben undenkbar wären (wer kann schon von seinem Sitz aufstehen und sich ganz nah an das Violoncello setzen?), eröffnet aber nun auch die Möglichkeit, sehr genau auf die Artikulation zu hören. Offenbar wird hier eine Tendenz des erstklassigen, renommierten und auch sehr erfahrenen Quartettes, generell leicht härter zu artikulieren als vorgeschrieben. Immer wieder einmal wird ein Nonlegato statt eines tatsächlich bezeichneten Legatos ausgeführt, etwa im Adagio von op. 17/2 oder bei den Binnenkadenzen des Variationssatzes von Op. 17/3, wo die Begleitung nicht bindet, sondern die einzelnen Töne mit einem – zugegebenen weichen – Staccato trennt und damit die Kadenzfloskeln ein wenig ihres Klanges beraubt. Im Adagio von op. 17/2 führt genau dies aber eher zur Statik; es wäre besser, hier mehr Klang zu geben, nicht zu luftig und verschwindend zu artikulieren, um ein stabiles klangliches Fundament für die ausgreifende Zeitgestaltung, das geforderte langsame Tempo, zu haben – Haydn hat hier übrigens sogar „dolce“ vorgeschrieben.

Mit dem virtuosen Moment kommt das Auryn Quartet hingegen immer sehr gut zurecht; im Schlußsatz von Nr. 4 wirkt das geigerische Figurenwerk keine Sekunde angestrengt und der Schlußsatz von Nr. 1 ist ansteckend geraten mit seiner Fröhlichkeit und seinen blutvollen ungarischen Klängen. Das Vibrierende, Lebendige, Nervöse liegt dem Auryn Quartet mehr; und es hätte vielleicht auch die Einheitlichkeit der mehrsätzigen Werke aufgebrochen, wenn die langsamen Sätze wirklich hymnisch ausgespielt worden wären.

Prof. Michael B. Weiß [13.10.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Joseph Haydn
1Streichquartett E-Dur op. 17 Nr. 1 Hob. III:25 00:26:51
5Streichquartett F-Dur op. 17 Nr. 2 Hob. III:26 00:20:15
9Streichquartett Es-Dur op. 17 Nr. 3 Hob. III:27 00:26:50
13Streichquartett c-Moll op. 17 Nr. 4 Hob. III:28 00:25:21
17Streichquartett G-Dur op. 17 Nr. 5 Hob. III:29 00:21:06
21Streichquartett D-Dur op. 17 Nr. 6 Hob. III:30 00:19:57

Interpreten der Einspielung

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