cpo 777 522-2
1 CD • 68min • 2008
29.07.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Sinfonik des Niederländers Henk Badings ist nichts fürs innere Kaffeekränzchen oder den kleinen Hunger zwischendurch. Man wird sich auf die Musik einlassen müssen, weshalb auch angeraten sei, zunächst außer den nötigsten historisch-biographischen Fakten möglichst alle begleitende Lektüre zu überspringen, um den echten Eindruck nicht durch formale Belanglosigkeiten zu verhindern. Der unmittelbare Anprall etwa der dritten Sinfonie, die 1935 von Willem Mengelberg uraufgeführt wurde, oder auch die komplex-schöne Abstraktion der immerhin ein Vierteljahrhundert jüngeren Zehnten mit ihren durchaus zeitgenössischen, wenngleich nicht eigentlich „avantgardistischen“ Zügen beginnen erst nach und nach, ihre Wirkung zu tun, bleiben dafür aber desto intensiver als Ereignisse haften – was wohl am wenigstens an einigen ephemeren, wahrhaft gelegentlichen Ton- und Motivähnlichkeiten mit gewissen russischen Elementen der damaligen Jahre zu tun hat: Phasen wie die große Ostinato-Steigerung im Schlußsatz der zehnten Sinfonie bezwingen, ohne daß sie sich müßten „erklären“ lassen, und sie überwältigen um so mehr, je weniger man sich mit der geradezu verniedlichenden Formbestimmung („nach einer elegischen Melodie des Englischhorns kommen die Rondomotive wieder“) aufhält.
Noch einmal drehte Henk Badings an der Abstraktionsschraube, als er 1968 das Sinfonische Triptychon komponierte, das im Werkkatalog auch als Sinfonie Nr. 14 geführt wird: „Figures sonores“, so erfahren wir, habe der Verfasser das dreiteilige Konzept genannt, und Klangfiguren sind es sicherlich, die er hier durch die unterschiedlichen Beleuchtungen und Schichtungen der Orchestergruppen erzielt. Zugleich ist aber wieder eine „neue“ Musik von enormer Suggestivkraft entstanden, die mich nach mehrfachem Hören veranlaßte, auch die zuvor bei cpo erschienene Badings-Aufnahme wieder einmal in aller Gründlichkeit durchzugehen – und zwar ganz schulmäßig-chronologisch mit der hier vorliegenden CD verschränkt: 2-3-7-10-12-14 ... Und siehe da, es waren das doch tatsächlich sechs Richtige!
Rasmus van Rijn [29.07.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Henk Badings | ||
1 | Sinfonie Nr. 3 | 00:26:32 |
5 | Sinfonie Nr. 10 | 00:17:28 |
9 | Sinfonie Nr. 14 (Flämische) | 00:23:13 |
Interpreten der Einspielung
- Janácek Philharmonic Orchestra (Orchester)
- David Porcelijn (Dirigent)