The Auryn Series XVII
Auryn's Haydn: op. 1
Tacet 167
2 CD • 1h 38min • 2008
23.01.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Nach dem hoch gelobten Beethoven-Zyklus nun also Joseph Haydn. 14 CDs wird die Gesamteinspielung der 68 Haydn-Quartette umfassen. 14 Aufnahmen, die von „nicht weniger“ als von „der Entstehung der Gattung des Streichquartetts und der Entwicklung der musikalischen Sprache des Abendlandes“ zeugen werden – so Matthias Lingenfelder vom Auryn Quartett in seiner CD-Einführung. Mit den sechs Quartetten op. 1 beinhaltet die erste Folge Werke, die Haydn anfänglich als Cassationen, dann als Divertimenti a quattro bezeichnet, die noch ganz dem Geist der höfischen Unterhaltungsmusik und auch aufgrund der unangefochtenen Führungsrolle der 1. Violine größtenteils einem flüssig-galanten Tonfall verpflichtet sind, in denen der Komponist aber schon unverkennbar die Grundzüge der Gattung Streichquartett entwickelt.
Dem Haydn-Biographen Georg August Griesinger zufolge handelt es sich bei den ersten Quartetten um Gelegenheitskompositionen für die Hausmusik des Baron Fürnberg auf Schloss Winzierl und für ein dort vorhandenes Ensemble. Alle sechs sich noch recht bescheiden, mitunter liebenswert natürlich gebende Frühwerke sind fünfsätzig angelegt und stehen somit den Haydnschen Divertimenti mit anderen Besetzungen sehr nahe. Presto- und Allegro-Ecksätze sowie jeweils zwei Menuette gruppieren sich symmetrisch um lyrische Adagio-Höhepunkte. Doch bereits in op. 1 Nr. 3 variiert Haydn diesen Aufbau, zeigt eine offenkundige Lust am Experimentieren: Das Quartett beginnt mit einem innigen Adagio und einem von Matthias Lingenfelder und Jens Oppermann herrlich ausgesungenen Violinduett. Kantabilität ist aber auch das oberste Prinzip in sämtlichen Sätzen der anderen Quartett-Divertimenti, die –typisch für Haydn – nicht mit Pointierungen und überraschenden Wendungen geizen. Ob raffinierte Dur-Moll-Wechsel in den langsamen Sätzen, die Pizziccati im ersten Menuett von op. 1 Nr. 1 und im Adagio von op. 1 Nr. 2, die kleinen Echowirkungen im Kopfsatz und ersten Menuett von op. 1 Nr. 4 oder der einschmeichelnde Violingesang über den meist nur auf der schweren Taktzeit sparsam gesetzten Pizziccati im Adagio des sechsten Qaurtetts: Beherrscht, aber zugleich spannungsreich und genüsslich holt das Auryn Quartett alles aus diesen Werken heraus. Nichts wirkt in seinem federnd präzisen Spiel nur charmant oder elegant. Die Tempi, Dynamik und Phrasierung betreffenden Nuancen sind mit Nachdruck gewählt und kommen jederzeit einleuchtend daher. Vor allem bildet das Ensemble die charakterlichen Unterschiede der einzelnen Sätze mit rhythmischer Prägnanz und ausgesuchten Klangfarben hervorragend ab: das zumeist Übermütige der Kopfsätze, das immer wieder anspruchsvoll Verspielte der Finalsätze und das teils Grazile, teils Robuste der Menuette. Eine Klasse für sich ist schließlich die ausdrucksvolle Klangrede, zu der sich das Quartett in den empfindsamen Adagios aufschwingt.
Zweifellos ein höchst verheißungsvoller Auftakt, mit dem sich eine exzellente Haydn-Kompetenz ankündigt, vergleichbar der Meisterschaft, die das Auryn Quartett in seinem Beethoven-Zyklus beweisen konnte.
Christof Jetzschke [23.01.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Streichquartett B-Dur op. 1 Nr. 1 Hob. III:1 | 00:14:30 |
6 | Streichquartett Es-Dur op. 1 Nr. 2 Hob. III:2 | 00:16:46 |
11 | Streichquartett D-Dur op. 1 Nr. 3 Hob. III:3 | 00:13:39 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Streichquartett G-Dur op. 1 Nr. 4 Hob. III:4 | 00:17:39 |
6 | Streichquartett Es-Dur op. 1 Nr. 5 Hob. II:6 | 00:17:32 |
11 | Streichquartett C-Dur op. 1 Nr. 6 Hob. III:6 | 00:17:10 |
Interpreten der Einspielung
- Auryn Quartett (Ensemble)