Hungaroton HCD 32450
1 CD • 76min • 2006, 2007
21.01.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der in Budapest geborene und 1938 nach Palästina übersiedelte Ödön Partos (1907–1977) war einer der bedeutenden israelischen Komponisten. Hierzulande ist er völlig unbekannt. Dabei ist er als kultureller Grenzgänger besonders interessant, aufgewachsen und musikalisch ausgebildet in Ungarn als Schüler u. a. von Hubay und Kodaly, wurde er nach seiner Emigration zum Vorkämpfer einer eigenständigen, später “israelisch” genannten Musik neben Josef Tal und Paul Ben-Haim. Die hier eingespielten drei Hauptwerke von Pártos bezeugen diesen Brückenschlag. Sie verleugnen ihre Wurzeln nicht (Kodaly, Barok, Hindemith, Schönberg), lassen aber auch hebräische Elemente anklingen. Das erste Violakonzert Song of Praise (1949) bezieht sich natürlich auf das Bratschenkonzert von Bartok – daran erinnern insbesondere Anklänge an ungarische Volkslieder, die vorantreibenden Rhythmen und manche Eigenarten der Instrumentation. Andererseits scheint die Funktion der Bratsche hier angelehnt an die eines Kantors in der Synagoge. Der Solist scheint das Geschehen vor allem zu moderieren und schweigt immer wieder über lange Strecken, wie in einer Sinfonia Concertante. Die Struktur des Werkes ist ausgesprochen innovativ: Nach einem kurzen Präludium, das nur ein Viertel des Stücks ausmacht, folgt ein Satz aus Thema, neun Variationen und einem kurzen Epilog. Song of Praise ist farbig und sehr wirkungsvoll instrumentiert. Es ist erstaunlich, daß das Werk bislang von den wenigen großen Bratschen-Solisten kaum beachtet wurde, denn das Repertoire für Viola ist klein genug. Ähnliches gilt auch für Shiluvim (Fusions) für Viola, Klavier, Schlagzeug und Streicher (1970), das allerdings konzentrierter gehalten ist und sich mit Schönbergs Zwölftontechnik aus israelischer Sicht auseinandersetzt. Im Zentrum der CD steht das umfangreiche, 35-minütige Violinkonzert (1958), ein dunkles, monumentales und dramatisches Werk, Yehudi Menuhin gewidmet und heute ebenfalls leider fast völlig vergessen – wohl nicht zuletzt aufgrund des Verhaltens des Widmungsträgers, der das Stück zwar in einer Probe mit dem Israel Philharmonic Orchestra durchspielte, jedoch nie offiziell aufführte oder aufnahm. Die beiden Streichersolisten und das Ungarische Sinfonieorchester unter András Ligeti unternehmen hier den lange überfälligen Versuch einer Ehrenrettung. Auf diese musikalisch wie klangtechnisch vorzügliche Produktion sei nachdrücklich aufmerksam gemacht.
Dr. Benjamin G. Cohrs [21.01.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ödön Pártos | ||
1 | Konzert Nr. 1 für Viola und Orchester (Song of Praise) | 00:25:33 |
13 | Violinkonzert | 00:36:39 |
16 | Fusions für Viola und Kammerorchester (Shiluvim) | 00:14:00 |
Interpreten der Einspielung
- Vilmos Szabadi (Violine)
- Péter Bársony (Viola)
- Hungarian State Symphony Orchestra (Orchester)
- András Ligeti (Dirigent)