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CD-Besprechung

Globe GLO 5208

1 CD • 60min • 2003

29.08.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Seit seiner Gründung unter Felix de Nobel vor rund 70 Jahren (1937) darf sich der Niederländische Kammerchor ganz oben in die Rangliste internationaler Spitzenchöre einreihen. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, daß er bei der Wiedergabe einer erlesenen Auswahl aus dem Chorschaffen des klassisch-modernen Repräsentanten der tschechischen Musik, Bohuslav Martin (1890-1959), jetzt nur die Hälfte des Ganzen, nämlich die Musik auf Kosten des Textes, angepeilt und erreicht hat. Nicht aus Mangel an Kenntnis der slawischen Sprache, wie einzelne Solopassagen (der Sopranistin Heleen Koele in der Löwenzahn Romanze z Pampeliek) oder die der Textrezitation nahestehenden Chorabschnitte verraten. Nein, hier sind Chorleitung und Chor, wieder einmal – wie so viele andere ebenbürtige Ensembles – pauschal dem modernen Schönheitsideal einer optimalen Klangästhetik unter Vernachlässigung „störender“ Zisch-Konsonanten, Zungeroller oder typisch tschechischer tsch- () und rsch-Diktion () erlegen. Texteigentümlichkeiten also, die der Komponist ganz bewußt berücksichtigt haben wollte und die den Werken ihren national-slawischen Stempel aufprägen, vergleichbar berühmten russischen Chören. Nicht von ungefähr wird im Beiheft auf das musikalische Sprachidiom von Leo Janáek hingewiesen. Mit kritischer Ironie könnte man also sagen: „Man versteht kein Wort, und wenn man es verstehen könnte, dann kann man es auch nicht verstehen“ (weil eben die tschechische Sprache im westlichen Verbreitungsgebiet der vorliegenden CD immer noch ein Außenseiter ist). Aus diesem Grunde wäre es durchaus kundenfreundlich gewesen, den Inhalt der vertonten Texte im deutschsprachigen und französischen Teil des Beiheftes kurz zu skizzieren, da der vollständige Abdruck der gesungenen tschechischen Texte nur mit einer englischen Übersetzung ausgestattet worden ist.

Konzentriert sich der Zuhörer jedoch auf die Darbietung des reinen Notentextes, dann freilich erlebt er Martins Satzkünste in einer vokaltechnisch absoluten Schönheit und Perfektion, die alle Parameter an melodischer, vital-rhythmischer, dynamischer und harmonischer Substanz in geradezu betörender Reinheit auskosten. Hier hat der tschechische Meister zu einem Stil gefunden, dessen impressionistische Freude an Klangfarbenstrukturen mit einer an Hindemith zu messenden Würze akkordischer Schärfe und neobarocker Lust am Kontrapunkt orientiert ist. An Ideenreichtum der vokalen Kombinations- und „Instrumentierungskunst“, beeinflußt von einer folkloristisch aufgelockerten Parlando-Frische besteht kein Mangel. Dennoch fühlt sich der Rezensent gegenüber den Musikfreunden zu dem Hinweis verpflichtet, bei der vorgegebenen Textur die tschechischen Sprechvarianten für das stimmlose, scharfe „s“ (sprich „ss“), für das weiche, stimmhaft summende „s“ (geschrieben als „z“) oder für das gesprochene „tz“ (geschrieben als „c“) neben der unterschiedlichen Phonetik der kurzen Vokale „a, e ,i“ usw. im Vergleich zu den voll klingenden „á, é, í“-Lauten (mit Dehnungsakzenten) u.a. verdeutlichend anzumahnen, ganz zu schweigen von der generell fehlenden Betonungschwere auf den jeweils ersten Wortsilben als Charakteristikum des Tschechischen. Eine Marginalie? Nicht für die Bedeutung und Beteiligung der Sprache am „Gesamtkunstwerk“ Lied und Chor, weltweit und international.

Dr. Gerhard Pätzig [29.08.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Bohuslav Martinů
1Ceske madrigaly
2Ctyri pisne o Maril
3Madrigaly pro pet hlasu
4Zbojnické písne
5Romance z Pampelisek

Interpreten der Einspielung

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