Jean-Marie Leclair Integrale du 4e Livre
Zig Zag Territoires ZZT060401.3
3 CD • 3h 10min • 2005
30.06.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Bedeutung Jean Marie Leclairs für die Violinkunst des 18. Jahrhunderts ist heute für keinen Liebhaber der Musik dieser Epoche eine Frage. Somit kann man befriedigt feststellen, dass es auch keiner apologetischen Veröffentlichung mehr bedarf, die für diesen Komponisten eine Lanze brechen will, ohne den Anforderungen seiner Musik wirklich gewachsen zu sein. Die vorliegende Einspielung, wenngleich sie sich auch als Erstveröffentlichung des Quatrième Livre Leclairs anpreist, wird höhere Ansprüche zu erfüllen haben, als man gewöhnlich an Premieren bisher unterschätzter Meister stellt.
Da nun dieses vierte Buch auch Solostücke für Traversflöte enthält, ist es nicht verwunderlich, wenn sich der kritische Rezensent zunächst den Leistungen der Solistin zuwendet, die nicht im Vordergrund der Veröffentlichung steht. Valérie Balssa besticht durch tonreines Spiel und durch in den solistischen Effekten manchmal raffinierte Beherrschung ihres Instruments. Es mag am Ensemble liegen, wenn man sich gelegentlich etwas mehr Verve wünscht, da die Solistin immer zu überzeugen weiß, wenn sie im Mittelpunkt steht. Besonders in den belebten Teilen bieten Leclairs hier versammelte Flötenstücke ungetrübtes Hörvergnügen.
Patrick Bismuth geht seine Aufgabe mit Wagemut an; das ist besonders dann zu hören, wenn man ein Flötenwerk und eine Komposition für Violine direkt hintereinander hört: Was an Valérie Balssa weniger konturiert erschien, wird im Vergleich mit dem selbstbewusst auftretenden Geiger zur Bescheidenheit; Balssa nimmt sich im Dienst der Musik zurück, wo Bismuth Leclair zur Folie seiner solistischen Selbstdarstellung zu reduzieren scheint.
In dieser Schärfe lässt sich der Eindruck beim Hören der übrigen Violinsonaten nicht aufrecht erhalten, dennoch kann ich mich des Verdachts nicht erwehren, Patrick Bismuth sei sein Violinspiel wichtiger gewesen als die Werke Jean-Marie Leclairs. Für einen Interpreten der Violinsonaten Beethovens oder Brahms’ wäre das ein Todesurteil… solche Gerechtigkeit müsste mittlerweile auch für Solisten auf historischem Instrumentarium gelten. Seien wir hier einstweilen zufrieden, dass die gegenwärtige Einspielung wenigstens stilistisch in Ordnung ist. Das rettet sie.
Detmar Huchting [30.06.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean-Marie Leclair | ||
1 | Sonate No. 1 major for Violin and B.c. | |
2 | Sonate No. 2 minor for Flute and B.c. | |
3 | Sonate No. 3 D major op. 9 for Violin and Piano | |
4 | Sonate No. 4 major for Violin and B.c. | |
5 | Sonate No. 5 minor for Violin and B.c. | |
6 | Sonate No. 6 major for Violin and B.c. | |
7 | Sonate No. 7 major for Flute and B.c. | |
8 | Sonata No. 8 C major op. 9 for Violin and B.c. | |
9 | Sonate No. 9 major for Violin and B.c. | |
10 | Sonate No. 10 minor for Violin and B.c. | |
11 | Sonate No. 11 minor for Violin and B.c. | |
12 | Sonate op. 12 No. 6 for 2 Viols |
Interpreten der Einspielung
- Patrick Bismuth (Violine)
- Valérie Balssa (Traversflöte)
- La Tempesta Basel (Ensemble)