
Naxos 8.557521
1 CD • 78min • 2004, 2005
23.02.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dies ist Vol. 3 der Schönberg-Serie aus dem Naxos-Projekt mit sämtlichen Werken von Igor Strawinsky, Anton Webern und Arnold Schönberg unter der Leitung des amerikanischen Dirigenten Robert Craft.
Diese CD vereint drei Werke unterschiedlicher Schaffensphasen: Zu Beginn sechs a-cappella-Chöre für gemischten Chor. 1928 schrieb Schoenberg im Auftrag der Staatlichen Kommission für das Volksliederbuch für die Jugend drei Stücke im polyphonen Stil. 1948 – längst im amerikanischen Exil – ergänzte er die Sammlung um drei weitere Chöre. Diese späteren Werke sind deutlich herber in der Klangsprache als ihre drei Vorgänger. Die Simon Joly Singers finden leider nicht zur rechten Balance zwischen solistischem und Ensembleklang. Die unruhige Führung der Männerstimmen resultiert zudem in einer schlechten Mischung und einem wenig überzeugenden, fahrigen Gesamteindruck.
Meisterlich hingegen ist die Quartettleistung des Fred Sherry Streichquartetts in Schönbergs zweitem Quartett von 1908. Das Ensemble bietet ein Exempel für das hohe Ideal des Quartettspiels, die Vereinigung vierer Individuen zu einem organischen Ganzen (ohne dass die Eigenart des Einzelnen verloren ginge). Leider wird die Aufnahme (zumindest für den deutschen Muttersprachler) durch die Sopranistin Jennifer Welch-Babidge deutlich getrübt, deren unklare und zuweilen akzentbelastete Aussprache die hochexpressiven George-Texte nicht zur Geltung kommen lässt. Ein wenig bekanntes Werk beschließt die CD: Schönbergs erste Komposition auf amerikanischem Boden, die 1934 entstandene Suite in G, die er für Studenten- und College-Orchester konzipiert hatte (ohne freilich den damals noch sehr dürftigen Leistungsstand dieser Ensembles zu ahnen). Es sind dies interessante, fein gearbeitete Stücke, die fantasievoll frei mit Formen des 18. Jahrhunderts spielen, ohne in eine bloße Stilkopie oder -übung zu verfallen. Schönberg betrachtet seine ideellen Vorlagen eher wie durch eine neue Brille. Das Twentieth Century Classics Ensemble aus New York spielt tadellos als engagierter Anwalt dieser zu Unrecht vergessenen Stücke.
Der Klang der CD ist ordentlich, das Textheft knapp, aber sehr informativ. Bedauerlich ist nur, dass die Qualität der beteiligten Ensembles und Solisten so stark divergiert. Bei der Fortsetzung dieser verdienstvollen Reihe sollte man (besonders für die solistischen Gesangspartien) vielleicht doch auf Muttersprachler zurückgreifen, um dem hohen Standard des Vorhabens gerecht zu werden.
Heinz Braun † [23.02.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Arnold Schönberg | ||
1 | Mein Herz in steten Treuen op. 49 (1948) | |
2 | Der Mai tritt ein mit Freuden op. 49 (1948) | |
3 | Herzlieblich lieb, durch Scheiden (1928 - aus: Drei Volksliedsätze) | |
4 | Es gingen zwei Gespielen gut op. 49 | |
5 | Es gingen zwei Gespielen gut (1928 - aus: Drei Volksliedsätze) | |
6 | Schein uns, liebe Sonne (1928 - aus: Drei Volksliedsätze) | |
7 | Quartett Nr. 2 fis-Moll op. 10 für 2 Violinen, Viola, Violoncello und Sopran | |
8 | Suite in G für Streichorchester (1934) |
Interpreten der Einspielung
- Twentieth Century Classics Ensemble (Ensemble)
- Fred Sherry String Quartet (Streichquartett)
- Jennifer Welch-Babidge (Sopran)
- Simon Joly Singers (Chor)
- Robert Craft (Dirigent)