Naxos 8.557595
1 CD • 64min • 2004
10.10.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der britische Dirigent und Komponist Gregory Rose setzt sich seit Jahren vehement und erfolgreich für das Schaffen von Johann Nepomuk Hummel ein. So präsentiert diese CD unter anderem die Ersteinspielung eines Violinkonzertes in G-Dur (wohl von ca. 1804/5), das Hummel unfertig instrumentiert liegengelassen hatte und das Rose 1997 kompetent vervollständigt hat. Außerdem ist hier das bedeutende Doppelkonzert G-Dur op. 17 für Violine, Klavier und Orchester von 1804 zu hören, das freilich in einer äußerst kompetenten Chandos-Einspielung mit den London Mozart Players unter Howard Shelley aus dem Jahr 1997 vorliegt. Der kann diese Neueinspielung kaum das Wasser reichen, denn leider hat man dafür eine Moskauer Rundfunk-Produktion übernommen, die nicht gerade mit historischem Musizierverständnis für sich einnimmt. Natürlich kann man auch argumentieren, da Erscheinen einer solchen Produktion sei besser als gar keine Hummel-CD ? denn die Begegnung mit dieser Musik ist wirklich lohnend.
Das Russian Philharmonic Orchestra ist ein routiniertes Studio- und Konzertorchester (Chefdirigent: Dmitrij Jablonsky), das freilich in Sachen historisch informierter Aufführungspraxis gröößte Defizite hat. Man hört der Aufnahme an, daß Dirigent Gregory Rose größte Mühe hatte, dem Orchester zumindest ein gewisses Basiswissen zu vermitteln. Außerdem klebte ihm das Orchester an den Fingern; Rose bekam es offenbar nicht dazu, die Musik im Schwung zu halten – zumal die Solisten gerne das Tempo drosseln. Alexander Trostiansky spielte die Geigen-Soloparts mit schwerer russischer Bogentechnik, holzig und trocken, wodurch das ansprechende, virtuose Violinkonzert hier gelegentlich eher nach Tschaikowsky als nach einem Beethoven-Zeitgenossen klingt. Einen etwas besseren Eindruck hinterläßt die Pianistin Polina Osetinskaya, die professionell agierte, aber mit dem Herzen nicht recht bei der Sache zu sein schien. Das aus dieser Musik in aufführungstechnischer Hisicht nicht das Beste herausgeholt hat, ist schade, zumal Gregory Rose in London mit dem Jupiter Orchestra über ein kompetentes Ensemble verfügt, das 1998 die Uraufführung des Violinkonzerts mit dem großartigen finnischen Geiger Jaakko Kuusisto gegeben hat. Ärgerlich sind auch der extrem direkt abgenommene Klang, die manipulierte Bläser-Streicher-Balance und insbesondere der zugegebene Hall, der die Aufnahme ìaufzuhübschenî soll. Man wünscht dem Dirigenten, dem diese Musik spürbar am Herzen liegt, geeignetere Produktionsbedingungen, zumal Hummel ungeachtet seiner großen Bedeutung in der Musik des beginnenden 19. Jahrhunderts immer noch kaum mit Aufführungen und Einspielungen gewürdigt wird.
Dr. Benjamin G. Cohrs [10.10.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Nepomuk Hummel | ||
1 | Konzert G-Dur op. 17 für Violine, Klavier und Orchester | |
2 | Violinkonzert (vervollständigt von Gregory Rose) |
Interpreten der Einspielung
- Alexander Trostiansky (Violine)
- Polina Osetinskaya (Klavier)
- Russian Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Gregory Rose (Dirigent)