harmonia mundi HMC 901838.39
2 CD • 2h 00min • 2003
21.10.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Merkwürdig zweigeteilt ist das Leben von Domenico Scarlatti: die Vokalwerke und Opern aus seiner frühen Tätigkeit sind größtenteils kaum noch bekannt, aber die Werke für Tasteninstrumente aus seiner Zeit ab 1719 in Lissabon bzw. Madrid stempeln ihn zu einem der bedeutendsten Komponisten – und nicht nur das, er war in seinem Erfindungsreichtum und seiner Innovationsfreude ein wahrer Avantgardist. So ist es kein Wunder, daß seine zumeist einsätzigen Sonaten oder Esercizi heutzutage nicht nur auf dem „historisch korrekten“ Cembalo, sondern auch auf dem modernen Konzertflügel interpretiert werden. Cembalisten zwischen Wanda Landowska und Scott Ross haben dieses Oeuvre ebenso gepflegt wie die hochsensiblen Pianisten András Schiff und besonders Vladimir Horowitz.
So läßt sich im Prinzip auch nichts dagegen einwenden, daß Alain Planès den zu Scarlattis Lebzeiten zuerst veröffentlichten Band von 30 „Esercizi“ (mit denen auch das Kirkpatrick-Verzeichnis beginnt) auf einem Pianoforte der Zeit um 1800 spielt. Doch will sich, trotz aller Meriten dieses Pianisten, bei der Wiedergabe keine so rechte Freude einstellen. Die Klangregister des Cembalos haben ihre eigenen Farbqualitäten – das moderne Klavier auf seine Weise ebenso; aber all das, was bei diesen Instrumenten eventuell stören mag – der „Nähmaschinenklang“ beim Cembalo und das allzu direkte forte oder der insgesamt „modernistische“ Klang beim Klavier –, steht beim Schantz-Pianoforte, an dem Planès spielt, über Gebühr im Vordergrund, ohne daß das Instrument eigene Qualitäten hinsichtlich gerade dieses Oeuvres zeigen könnte. Die Frage, was denn nun eigentlich der Gewinn bei dieser Instrumentenwahl sein könnte, bleibt letztlich unbeantwortet – und damit auch die Frage nach dem Sinn dieser Edition.
Dr. Hartmut Lück † [21.10.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Domenico Scarlatti | ||
1 | Essercizi K 1-30 |
Interpreten der Einspielung
- Alain Planès (Klavier)