Erato 0927-43500-2
1 CD • 76min • 2002
26.07.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das flexibel und gesanglich gestaltete Klarinetten-Solo zu Beginn der ersten Sinfonie läßt aufhorchen – doch mit dem einsetzenden Allegro geht die aufgebaute Spannung schon wieder verloren. Das "energico" der Partitur wird mißverstanden: der Satz ist gut zwei Minuten schneller als üblich, und Energie sich kann nicht wirklich entwickeln. Sibelius' Klanglandschaften rauschen in einem Rekord-Tempo vorbei. In den unvergleichen Einspielungen von John Barbirolli war Zeit genug, so daß sich noch jede einzelne Note entfalten konnte. Entzückt lauscht man bei ihm den Details und Farben. Bei Barbirolli ist jeder Ton zwingend und unvergeßlich (1957: EMI 7 64139 2; 1966: EMI 5 67299 2).
Diese neue Einspielung unter Sakari Orami hingegen legt man rasch beiseite: Wo immer sich bei Sibelius Abgründe auftun sollten oder Doppelbödigkeit lauert, stellt sich bei Oramo durch unverhältnismäßige Beschleunigung oder das schnelle Grundtempo eine lediglich oberflächliche Hysterie ein. Schwung? Delikatesse? Humor? Atmende Zäsuren? Ausbalancierung der Klanggruppen? Phrasierung und Artikulation im Dienst des Ausdrucks? Farbsinn? Davon ist leider nichts zu hören. Sibelius wird hier nurmehr – und dies im doppelten Wortsinn – exekutiert.
Überdies scheint das Orchester nach dem Weggang von Rattle nun zunehmend hörbar an Eigencharakter und Spielkultur zu verlieren. Das informative Booklet des stets brillanten Stephen Johnson allein ist leider kein ausreichender Kaufanreiz.
Dr. Benjamin G. Cohrs [26.07.2002]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jean Sibelius | ||
1 | Sinfonie Nr. 1 e-Moll op. 39 | |
2 | Sinfonie Nr. 3 C-Dur op. 52 | |
3 | Finlandia op. 26 Nr. 7 (Tondichtung für Orchester) |
Interpreten der Einspielung
- City of Birmingham Symphony Orchestra (Orchester)
- Sakari Oramo (Dirigent)