Silk Road Journeys
Sony Classical SK 89782
1 CD • 79min • 2001
24.07.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Frage nach „Kultur“ zielt zuerst auf eine vertikale Koordinate – ein In-die-Tiefe-Gehen in Hinblick auf Orte und Menschen, auf das Woher? Wie? und Warum? im Handeln und Fühlen. Und doch spannt die Erdkugel „Kultur“ auch als ein Nebeneinander auf – am pointiertesten ersichtlich etwa an den Kulturen der Seidenstraße, jener Jahrtausende alten Verbindungsstraße zwischen Europa und dem fernen Osten. Seit 1998 engagierte sich Yo-Yo Ma für ein ungewöhnliches Projekt: um das Aufspüren der Schnittstellen wie der Berührungspunkte musikalischer Kultur im Radius dieser Handlungsstraße, anders gesagt, um den Blick von der „Horizontalen“ (Straße) in die „Vertikale“ (Kultur). Der Kosmopolit Yo-Yo Ma ermunterte Komponisten zu neuen Werken, während gleichzeitig Musikethnologen traditionelle Musik sammelten. So wuchs ein musikalisches Konzept, in dem sich Modi, Melodien, Rhythmen und Instrumente der Regionen zueinander öffneten, aber nicht einfach nur vermischten – eine musikalische Landkarte von Armenien und Aserbaidschan durch die Mongolei und China bis nach Korea und Japan.
Eine erste faszinierende Bestandsaufnahme seines Projekts legt Yo-Yo Ma hier nun vor – eine differenzierte Sammlung zwischen Überlieferung und Avantgarde, dargeboten von insgesamt 24 sehr heterogenen Musikern. Da gibt es spröde Elemente, wenn etwa Yo-Yo Ma anstelle seines Stradivari-Cello eine mongolische Fidel spielt, oder wenn die mongolische Sängerin Khongorzul die fremd getönten Schleifen ihres „langen Gesangs“ darbietet und den Hörer in eine extrem ferne Aura mitnimmt.
Aber es gibt dann auch Augenblicke, in denen die musikalische Karawane nicht nur schreitet, sondern Feuer aufflammen läßt, die alle hörspezifischen Barrieren wegbrennen, etwa in Blue as the Turquoise Night of Neyshabur von dem persischen Komponisten Kayhan Kalhor, aber auch in traditionellen chinesischen oder persischen Titeln. Einen nicht minder starken Reiz hat Moon Over Guan Montains von Zhao Jiping, der auch als Filmmusikkomponist (Lebewohl, meine Konkubine) bekannt ist. Aber immer wieder sind es vor allem die agierenden Musiker selbst, deren stets menschlich getönte Musizierart hier Welten verbindet, ohne daß man nur für einen Augenblick an das Unverbindliche von „Weltmusik“ denken könnte.
Hans-Christian v. Dadelsen [24.07.2002]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Byambasuren Sharav | ||
1 | Legend of Herlen | |
trad. | ||
2 | Blue Little Flower (China) | |
3 | Mido Mountain (China) | |
Zhao Jiping | ||
4 | Moon Over Guan Mountains | |
Michio Mamiya | ||
5 | Five Finnish Folksongs | |
trad. | ||
6 | Avaz-e Dashti (Persien) | |
Franghiz Ali-Zadeh | ||
7 | Habil-Sayagy | |
Kayhan Kalhor | ||
8 | Blue as the Turquoise Night of Neyshabur | |
Filippo Azzaiolo | ||
9 | Chi passa per'sta strada | |
Tan Dun | ||
10 | Desert Capriccio |
Interpreten der Einspielung
- Yo-Yo Ma & The Silk Road Ensemble (Ensemble)