Farrenc • Firsova • Bonis
Chamber Music
Ensemble Louise Farrenc

cpo 555 624-2
1 CD • 65min • 2021
26.05.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das international besetzte Ensemble Louise Farrenc benennt sich nach einer Komponistin, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris große Erfolge feierte. Das Andenken an Louise Farrenc wird auch vom Label cpo hochgehalten, das anlässlich ihres 150. Todestages eine weitere Kammermusik-Produktion auf den Markt bringt. Louise Farrenc stammte aus einer Pariser Künstlerfamilie und war mit dem Flötisten und Musikverleger Aristide Farrenc verheiratet, der ihre Werke im Druck herausgab. Schon zu Lebzeiten fanden ihre Kompositionen eine breite Resonanz. 1842 wurde Farrenc vom Pariser Konservatorium angestellt – als weltweit erste Frau auf einer Musikprofessur.
Die erste Musikprofessorin der Welt
Das a-Moll-Quintett, mit dem vorliegende Aufnahme beginnt, entstand 1839 und ist Farrencs erstes kammermusikalisches Werk. Dass sie die rare Klavierquintett-Besetzung mit Kontrabass wählte, verdankt sich dem berühmten Kontrabassisten Achille Victor Gouffé von der Pariser Oper. In ihm fand Farrenc den geeigneten Interpreten. Doch auch das Cello nimmt hier mit seinen ausladenden Kantilenen eine wichtige Rolle ein.
Das Ensemble Louise Farrenc mit Mayumi Kanagawa (Violine), Klaus Christa (Viola), Mathias Johansen (Violoncello), Katya Apekisheva (Klavier) und Dominik Wagner (Kontrabass) erweist sich als sehr gut eingespielt, lässt die Melodien natürlich fließen und bringt den positiv-forschen Grundton der Musik zur Geltung. Einen festen Platz im Klavierquintett-Repertoire – neben den berühmten Beiträgen zur Gattung von Schubert, Brahms oder Dvořák – hätte Madame Farrencs Schöpfung auf jeden Fall verdient! Eher tastend, schwebend-impressionistisch wirkt daneben das 1905 entstandene Klavierquartett von Mélanie Bonis. Die gelungene Interpretation des Ensemble Louise Farrenc offenbart eine von Debussy inspirierte Experimentierfreude und eine herrliche jugendstilistische Melodien- und Klangfülle.
Kinder, Küche, Komponieren
Bonis‘ Lebensumstände waren schöpferischem Schaffen weniger zuträglich als im Falle von Farrenc. Zwar wird das junge Mädchen, das eigentlich Näherin werden soll, von César Franck gefördert und kann am Konservatorium dieselbe Kompositionsklasse wie Debussy besuchen. Doch die kleinbürgerlichen, erzkatholischen Eltern erzwingen den Abbruch des Studiums. Sie verheiraten ihre Tochter mit einem älteren Witwer, der fünf Söhne in die Ehe bringt. Zum Komponieren findet Mélanie Bonis erst wieder Zeit, als die Kinder herangewachsen sind.
Die Kammermusik der beiden Französinnen umrahmt Zeitgenössisches: das 2016 uraufgeführte Klavierquartett op. 146 der 1950 in Leningrad geborenen und seit vielen Jahren in Großbritannien lebenden Elena Firsova.
Das gerade mal zwölfminütige, feingliedrig und fragil gestaltete Stück beginnt mit einer zarten Misterioso-Introduktion; es folgt ein burschikoses, rhythmisch atemloses Scherzo. Höhepunkt ist das Adagio, wo sich entrückte Klavierklänge und Flageolett-Schichten der Streicher mischen. Das Ensemble Louise Farrenc setzt Firsovas Klangfarben sehr differenziert ein und verdichtet sie zu poetischer, ausdrucksvoller Schönheit. Eine hervorragende Formation!
Antje Rößler [26.05.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Louise Farrenc | ||
1 | Klavierquintett Nr. 1 a-Moll op. 30 | 00:28:52 |
Elena Firsova | ||
5 | Klavierquartett op. 146 | 00:12:26 |
Mélanie Bonis | ||
8 | Klavierquartett Nr. 1 B-Dur op. 69 | 00:23:53 |
Interpreten der Einspielung
- Ensemble Louise Farrenc (Klavierquintett)