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Besprechung CD

Adolf Busch

Piano Concerto op. 31 • Piano Works

cpo 555 574-2

1 CD • 71min • 2022

20.01.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Dass Adolf Busch (1891–1952) nicht nur einer der eminentesten Violinisten seiner Zeit war, sondern auch ein respektabler Komponist, ist vielleicht nie völlig vergessen worden; verstärkte Beachtung (etwa in Form von systematischeren CD-Einspielungen) finden seine Werke aber erst seit jüngerer Zeit. In der Tat ist noch der MGG (der entsprechende Band erschien 2000) sein Schaffen lediglich eine Randnotiz wert. In den letzten Jahren waren es vor allem die Labels cpo und Toccata, die eine Reihe von Alben mit Neueinspielungen ausgewählter Kompositionen Buschs herausgebracht haben, zunächst vor allem seiner Kammermusik. Die vorliegende jüngste cpo-CD koppelt nun Buschs Klavierkonzert mit einer Reihe kürzerer Klavierstücke; der Pianistin Florence Millet stehen dabei im Konzert die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach und der deutsch-britische Dirigent David Marlow zur Seite.

Max Reger als stilistischer Ausgangspunkt

Anders als bei vielen seiner ebenfalls komponierenden Interpretenkollegen (ob Geiger oder etwa auch Pianisten) ist das Schaffen Adolf Buschs überraschend wenig durch seine eigene Solistentätigkeit geprägt, was ausdrücklich auch die Wahl der Genres und Besetzungen mit einschließt. Vielmehr knüpft Busch deutlich an die Musik Max Regers (und, in gewisser Hinsicht konsequenterweise, Johannes Brahms’) an. Das Zentrum seines Schaffens bildet sicherlich die Kammermusik, wobei Busch auch u.a. drei Sinfonien (mit Opuszahlen) und zwei Konzerte komponierte. Das hier vorgestellte Klavierkonzert C-Dur op. 31 (1924) entstand für Buschs späteren Schwiegersohn Rudolf Serkin, der es im selben Jahr durchaus mit Erfolg aufführte; anschließend scheint das Werk aber schnell in einen beinahe 100-jährigen Dornröschenschlaf gefallen zu sein, ehe es die Interpreten der vorliegenden CD 2022 wieder zu Gehör brachten.

Energische Wucht und robuster Humor

Die beiden Ecksätze des Konzerts sind kraftvolle, von einem eher gemessenen Grundpuls getragene Allegro-Sätze, die sich unter anderem durch die gekonnte Verzahnung von Klavier und vollem, polyphon geprägtem Orchestersatz auszeichnen. Ganz wie bei Reger ist Buschs Musik von reicher Chromatik geprägt, wobei es hier zu differenzieren gilt: schon im ersten Satz hält sich etwa das lyrische Seitenthema (in der Exposition) relativ stabil im Gefilde von As-Dur auf. Und ebenso wie Busch grundsätzlich die volle Pranke in Klavier und Orchester liebt, so markiert die (relativ kurz gehaltene) Kadenz wiederum eher einen Moment des Innehaltens und der Versonnenheit. Gegenüber den beiden Ecksätzen (von jeweils rund einer Viertelstunde Dauer) ist der Mittelsatz wesentlich knapper gehalten, ein in Teilen regelrecht schwärmerisch aufblühendes, sanft empfundenes Adagio. Es ist dabei (wiederum ähnlich wie bei Reger) weniger die Melodik, die sich in Buschs Konzert unmittelbar einprägt, sondern eher ihr Duktus, die energische Wucht mancher Passagen des Kopfsatzes etwa oder der robuste Humor („giocoso“) des Finales.

Buschs stilistische Entwicklung

Musik für Klavier (zu zwei Händen) spielt in Buschs Schaffenskatalog im Grunde genommen eine untergeordnete Rolle; abgesehen von einer Klaviersonate handelt es sich zumeist um Gelegenheitsstücke, Albumblätter oder Geburtstagsgrüße. Aus diesen Werken hat Millet auf dieser CD eine stimmige Auswahl getroffen, an Hand derer sich insbesondere auch die stilistische Entwicklung Buschs gut nachvollziehen lässt: sind die Vorbilder Reger und Brahms in den frühen Stücken noch ziemlich präsent, so zeigt sich in den Miniaturen der 1940er Jahre ein neuer Ton, der zwar die früheren musikalischen Fixsterne keineswegs verleugnet, aber doch neu gewandet, unter anderem in Form eines insgesamt schlankeren Satzes, größerer Konzentration und Reduktion, mit einem Hauch von Klassizismus versehen.

Millets feines Gespür für die Charakteristik der Musik

Florence Millet gelingt es, die spezifische Charakteristik dieser Musik ausgezeichnet zur Geltung zu bringen, sehr schön zu beobachten gerade in den kurzen Einzelstücken, die sie beseelt, poetisch-kantabel (Andante affetuoso), kontrastreich (Allegro vehemente) und mit feiner Zeichnung der intimen Seiten dieser Musik (Albumblatt in op. 60b) zum „Sprechen“ bringt. Aufschlussreich auch der Vergleich zu Jakob Ficherts Ersteinspielung (fast) aller dieser Solowerke: Fichert besitzt unzweifelhaft große Verdienste um Buschs Musik (u.a. als Herausgeber), die flexibleren, von feineren, sensiblen Nuancen (Zäsuren, Rubati, leichtem Zögern u.ä.) geprägten Lesarten liefert aber Millet (und überdies zeichnet sich die CPO-Veröffentlichung durch eine deutlich bessere Akustik aus). Das Orchester aus dem Vogtland unter David Marlow ist ihr im Klavierkonzert ein solider Partner. Eine beachtliche Neuerscheinung.

Holger Sambale [20.01.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Adolf Busch
1Klavierkonzert C-Dur op. 31 00:35:50
4Agitato für Klavier 00:05:30
5Stück in a-Moll BoO 102 00:05:11
6Variationen B-Dur 00:05:27
7Suite op. 60b 00:09:24
10Kleines kanonisches Scherzo im alten Styl 00:00:21
11Andante affetuoso BoO 36 00:01:58
12Allegro vehemente BoO 00:05:29
13Andante espressivo BoO 37 00:01:22

Interpreten der Einspielung

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