Musica Instrumentalis Imperialis
Festive Sonatas from Imperial Vienna

cpo 555 520-2
1 CD • 79min • 2024
20.02.2025
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Unterstützt vom Streicherensemble Arcus adiunctis legt das Danziger Naturtrompeter-Ensemble Tubicinatores Gedanenses eine Sammlung von Werken für Trompeten und Streicher aus dem kaiserlichen Wien des Spätbarock größtenteils in Ersteinspielungen vor. Dies könnte interessant sein, wären die Werke nicht überwiegend von routinierter Epigonalität, die zu häufig Partimento-Modelle reproduziert, die damals als Strickmuster im Kompositionsunterricht wirkten, und insgesamt etwas kleinmeisterlich wirkt. Darüber kann selbst stilsicherstes und brillantestes Musizieren nicht hinwegtäuschen.
Galerie der Kleinmeister
Die CD legt ihren Schwerpunkt von František Xaver Tůma, Josef Umstatt und Johann Valentin Meder dessen Suite aus der Oper Die beständige Argentia noch den interessantesten Teil der Produktion ausmacht. Der tschechische Komponist František Xaver Tůma wurde 1704 in Kostelec nad Orlicí geboren und studierte bei Johann Joseph Fux in Wien. Tůma gilt als ein Meister der Kirchenmusik und komponierte zahlreiche Messen, Motetten und Oratorien. Er diente am Hofe von Kaiser Karl VI. und später bei der Kaiserinwitwe Elisabeth Christine. Ihm wird zwar eine meisterhafte Beherrschung der kontrapunktischen Technik zugeschrieben, doch scheint er sich in seiner Instrumentalmusik zu häufig darauf verlassen zu haben. Permutationsformen im 3-fachen Kontrapunkt mit Vorhaltsketten in Form floskelhaft verzierter Tonleitern stellen zwar ein probates Mittel der Improvisation dar. Treten sie derart gehäuft wie bei Tůma auf, darf man schon von „Organistenzwirn“ reden. Tůma starb am 30. Januar 1774 in Wien.
Hofkomponist und -kapellmeister
Josef Umstatt wurde am 5. Februar 1711 in Wien geboren und starb am 24. Mai 1762 in Bamberg. Er wuchs in Wien auf und war möglicherweise Schüler von Johann Joseph Fux. Umstatt studierte am Jesuiten-Kolleg im slowakischen Tyrnau und unterrichtete Mikuláš Esterházy1. Er spielte als Cembalist und Organist in der Kapelle des Pressburger Erzbischofs und später beim Grafen von Dietrichstein in Brünn. Umstatt war Hofkapellmeister beim sächsischen Premierminister Graf Heinrich von Brühl und später bischöflicher Hofkomponist und Hofkapellmeister in Bamberg. Er galt als einer der originellsten Wiener Komponisten von Cembalomusik in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und komponierte Kirchenmusik, Symphonien, Konzerte und Kammermusik.
Seine beiden eingespielten Partiten sind wesentlich galanter als die steifen Kompositionen Tůmas und weisen bereits auf die Klassik hin. Witzig und charmant die in D-Dur (Track 32-34). Kontrapunktisch geschickt die in B-Dur (Track 27-.28), deren Thema auf Mozarts Jupiter-Finale verweist.
Meisterschaft am falschen Objekt
Die Tubicinatores Gedanenses und Arcus adiunctis musizieren dieses eher zweitklassige Repertoire erstklassig, mit Stilgefühl, geschmackvollen Verzierungen, Schwung und großem Können. Allerdings ist die Kombination solistischer Streicher mit Trompeten wohl eher nicht historisch. Theoretisch wäre hier eine chorische Besetzung mit Verstärkung der Oberstimmen durch zwei Oboen/Blockflöten/Traversen zur klanglichen Abwechslung möglich gewesen.
Aufnahmetechnik und Booklet geben zu keinen Beanstandungen Anlass.
Fazit: Bis auf die Werke von Meder und Umstatt kompositorische Routine, die man daheim als Klangtapete oder zur Nachvertonung des Urlaubfilms mit „Schlössern und Gärten“ verwenden kann; Meders Battaglien gern auch als Jingle für einen Podcast.
Thomas Baack [20.02.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Frantisek Ignáz Tuma | ||
1 | Overture C-Dur (Con Clarini) | 00:09:49 |
4 | Sonata Nr. 1 C-Dur (Cum Tubis et Tympanis) | 00:06:20 |
7 | Parthia à 3 f-Moll | 00:10:06 |
Wenzel Raimund Birck | ||
11 | Sonata C-Dur (Con trombe e timpani) | 00:02:39 |
Frantisek Ignáz Tuma | ||
13 | Sonata Nr. 2 C-Dur (Cum Tubis et Tympanis) | 00:05:40 |
16 | Sonata (Trio) à 3 c-Moll | 00:03:41 |
18 | Sonata Nr. 3 C-Dur (Cum Tubis et Tympanis) | 00:05:30 |
Carl Matthias Reinhardt | ||
21 | Sonata C-Dur (Cum Tubis et Tympanis) | 00:03:32 |
Frantisek Ignáz Tuma | ||
24 | Sonata Nr. 4 C-Dur (Cum Tubis et Tympanis) | 00:05:27 |
Josef Umstatt | ||
27 | Sonata à 3 B-Dur | 00:02:53 |
Ignaz Prustmann | ||
29 | Sonata C-Dur (Cum Tubis et Tympanis) | 00:04:36 |
Josef Umstatt | ||
32 | Parthia à 4 D-Dur | 00:03:53 |
Mathias Öttl | ||
35 | Sonata C-Dur (à 4 Clarinis concertantis) | 00:05:55 |
Johann Valentin Meder | ||
37 | Die beständige Argenia (Singspiel, Reval 1680) | 00:08:35 |
Interpreten der Einspielung
- Tubicinatores Gedanenses (Blechbläserensemble)
- Arcus adiuncti (Streicherensemble)