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Besprechung CD

Johann Sebastian Bach • Max Reger

Arrangements for piano four hands
Piano Duo Trenkner-Speidel

MDG 102 2294-2

4 CD • 4h 13min • 1995, 2000

22.03.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Muss das sein? Die Frage werden sich manche stellen, die Bachs Orchester- und Orgelwerke in vierhändiger Fassung zu hören bekommen. Als Max Reger von 1905 ab mit solchen Transkriptionen begann, lag das Bearbeiten von Orchester- und Kammermusik im Trend. Es ging weniger darum, die Stücke vors Konzertpublikum zu bringen, als sie dem häuslichen Musizieren zu erschließen und dem genaueren Kennenlernen zu öffnen. Das bedeutet natürlich einen Verlust des Parameters der Klangfarbe, und genau das ist es, was die vierhändige Einspielung der sechs Brandenburgischen Konzerte problematisch macht.

Evelinde Trenkner und Sontraud Speidel, die viele Jahre lang ein Klavierduo bildeten, folgen den Vorgaben Regers streng. Sie harmonieren gut im Zusammenspiel, arbeiten die Kontraste zwischen Tutti und Soli unaufdringlich heraus, lassen sich auch durch technische Hürden nicht vom einmal angeschlagenen Tempo abbringen. Der vorherrschende non-legato-Anschlag verleiht den Interpretationen eine gewisse Gleichförmigkeit. Nur stellenweise gelingt der Versuch, der unterschiedlichen Besetzung und Tongebung von Streichern, Bläsern und Cembalo, die für das Original charakteristisch sind, auf die Spur zu kommen. Auf Freiheiten, wie sie etwa die Cembalokadenz im fünften Konzert ermöglicht, verzichten die Interpretinnen ganz.

Kontrastreiche Wiedergabe

Ähnliches gilt für die Wiedergabe der vier Orchestersuiten. Die satztechnisch besonders anspruchsvollen Ouvertüren gelingen zügig und lassen im massiven Klang den sinfonischen Ansatz erkennen. Der hier genutzte Steinway-D-Flügel „Manfred Bürki“ von 1901 entspricht dieser Tendenz in seiner Klangfülle. Den Tanzsätzen hätte man stellenweise noch etwas mehr Leichtigkeit und rhythmischen Elan gewünscht. Ausdrucksvoll erklingt das berühmte Air in der dritten Suite, federnd und frisch die Badinerie in der zweiten wie auch die Réjouissance in der letzten Suite.

Anspruchsvolle Bearbeitungen

Bei den Orgelwerken stellt sich die Situation etwas anders dar, weil hier die Übertragung vom einen Tasteninstrument auf das andere erfolgt. Reger hat Kompositionen ausgewählt, die zu seiner Zeit besonders beliebt waren und auch andere Musiker zu Bearbeitungen angeregt haben. Das gilt vor allem für die c-Moll-Passacaglia, die in ihrer Steigerung bis hin zur abschließenden Fuge vom Duo Trenkner-Speidel statuarisch wiedergegeben wird. Bei der d-Moll-Toccata BWV 565, von der schon Carl Tausig eine Klavierübertragung hergestellt hatte, wünschte man sich für die mitreißende Einleitung einen differenzierteren Zugriff. Der massive Anschlag soll offenbar dem Plenum der Orgel nahekommen. Gut glückt der Höhepunkt des Schlussteils. Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552, Anfang und Ende der sogenannten „Orgelmesse“, wirken auch in der vierhändigen Fassung als großartiges Monument, von Reger als „vielleicht größtes Orgelwerk Bachs“ bezeichnet. Hier ist die Strenge der Darbietung durchaus angemessen, und zudem machen die Interpretinnen in ihrer durchsichtigen Deutung die thematischen Zusammenhänge klar.

Das Booklet (englisch, französisch, deutsch) geht ausführlich auf Max Regers Arbeit an den Übertragungen ein, während es zu den einzelnen Werken nur kurze Kommentare liefert.

Prof. Klaus Trapp [22.03.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Sebastian Bach
1Brandenburgisches Konzert Nr. 1 F-Dur BWV 1046 00:23:55
5Brandenburgisches Konzert Nr. 2 F-Dur BWV 1047 00:13:27
8Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048 00:10:19
CD/SACD 2
1Brandenburgisches Konzert Nr. 4 G-Dur BWV 1049 00:16:14
4Brandenburgisches Konzert Nr. 5 D-Dur BWV 1050 00:21:49
7Brandenburgisches Konzert Nr. 6 B-Dur BWV 1051 00:18:23
CD/SACD 3
1Passacaglia c-Moll BWV 582 00:14:21
2Orchestersuite Nr. 1 C-Dur BWV 1066 00:30:35
9Orchestersuite Nr. 2 h-Moll BWV 1067 00:28:16
CD/SACD 4
1Toccata und Fuge d-Moll BWV 565 00:08:08
3Orchestersuite Nr. 3 D-Dur BWV 1068 00:26:31
8Orchestersuite Nr. 4 D-Dur BWV 1069 00:25:17
13Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552 00:14:33

Interpreten der Einspielung

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