Max Bruch
Klavierwerke • Piano Works
cpo 555 258-2
1 CD • 67min • 2019
26.04.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Max Bruch hat das Klavier, obwohl er ein sehr guter Pianist gewesen sein musste, wohl nur als Gebrauchsinstrument benutzt, ja er hat es – wie dem kundigen Booklet zu entnehmen ist –als „unmelodisches Tastending“ und „öden Klapperkasten“ beschimpft. Und in der Tat vermeldet „Der Hollfelder“ (Peter Hollfelder: Das große Handbuch der Klaviermusik) für Max Bruch gerade mal zwei Opera für Klavier solo – die nicht reichen, um eine CD zu füllen. Christof Keymer hätte noch das Capriccio fis-moll op. 2 sowie die Fantasie d-moll op. 11 für jeweils zwei Klaviere hinfügen können. Er hat sich aber für Bearbeitungen von Bruchs Violin- und Opernmusik entschieden. Das ist nicht unbedingt von Vorteil.
Charakterstücke
Die insgesamt acht Klavierstücke op. 12 und op. 14 hat Bruch selbst als „dumm und unbedeutend“ charakterisiert: War das „fishing for compliments“? Oder der heimliche Wunsch nach Widerspruch? Immerhin sind diese acht Charakterstücke von einiger Individualität, mal sanglich dahinträumend, mal elegisch, mal keck hüpfend oder fantasiereich ein Motiv fortspinnend und am Ende breit walzerig. Aber die besten Stücke davon klingen dann doch entweder schumannesk oder brahmsisch – das Hauptproblem für Bruch, der immer – meist zu seinem Nachteil – mit Brahms verglichen wurde, aber immerhin von Clara Schumann geschätzt wurde.
Mit Hingabe und Engagement gespielt
Christof Keymer widmet sich dieser weithin unbekannten Klaviermusik mit Hingabe und klanglicher Delikatesse, oft mit didaktischem Engagement. Aber er kann den Bearbeitungen nicht mehr an Bedeutung verleihen, als sie haben: Das Adagio aus dem 1. Violinkonzert hat fast nur reine Memorialfunktion: Man erinnert sich und hört innerlich die Geige des Original-Konzerts – und sehnt sich nach ihr. Genauso wie bei den Schwedischen Tänzen op. 63, die ursprünglich für Geige und Klavier komponiert waren.
Bei den Orchester-Bearbeitungen hätte Christof Keymer mehr in die Vollen gehen, prunkvoller und pathetischer auftrumpfen sollen, da bleibt er zu delikat. Gerade die Musik der Wettspiele zu Ehren des Patroklos aus Achilleus op. 50 ist sehr illustrativ in der Kampfesschilderung, da hätte Keymer härter, hämmernder und kämpferischer auftreten müssen. So bleibt Max Bruch doch wieder das Schicksal, nur als Schöpfer des Violinkonzertes geschätzt zu sein.
Rainer W. Janka [26.04.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Max Bruch | ||
1 | Schwedische Tänze op. 63 Heft I (Für Klavier frei bearbeitet) | 00:11:09 |
8 | Schwedische Tänze op. 63 Heft II (Für Klavier frei bearbeitet) | 00:12:22 |
16 | Romanze op. 14 Nr. 1 | 00:05:03 |
17 | Phantasiestück op. 14 Nr. 2 | 00:02:57 |
18 | Adagio op. 26 (aus dem Violinkonzert, Klavierfassung des Komponisten) | 00:08:55 |
19 | Die Loreley (Einleitung zur Oper, Klavierfassung des Komponisten) | 00:04:32 |
20 | Klavierstück op. 12 Nr. 1 Andante sostenuto | 00:02:50 |
21 | Klavierstück op. 12 Nr. 2 Andante con moto | 00:02:22 |
22 | Klavierstück op. 12 Nr. 3 (Impromptu) Allegretto | 00:01:44 |
23 | Klavierstück op. 12 Nr. 4 Moderato | 00:02:26 |
24 | Klavierstück op. 12 Nr. 5 (Walzer) Grazioso | 00:01:47 |
25 | Klavierstück op. 12 Nr. 6 Andante con larghezza | 00:02:39 |
26 | Wettspiele zu Ehren des Patroklus (aus dem Oratorium Achilleus, Klavierfassung vom Komponisten) | 00:06:57 |
Interpreten der Einspielung
- Christof Keymer (Klavier)