Reynaldo Hahn
Quatuor Tchalik Dania Tchalik
Alkonost Classic ALK006
1 CD • 82min • 2019
28.03.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der venezolanisch-französische Komponist Reynaldo Hahn, der 1874 in Caracas geboren wurde und 1947 in Paris starb, studierte zusammen mit Maurice Ravel am Conservatoire de Paris – ist aber heute im Gegensatz zu seinem berühmten damaligen Mitschüler im Musikleben eher unterrepräsentiert. Liegt es daran, dass er sich in seinem Schaffen den zeitgenössischen Modeströmungen verweigerte, dass sich seine Kammermusik manchmal fast wie ein Rückzugsraum vor den heftigen Umwälzungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anfühlte? Eine aktuelle Aufnahme des Tchalik-Quartetts demonstriert, dass es Reynaldo Hahns Kompositionen keineswegs an Erfindungskraft und fortschrittlichem Geist fehlte, auch wenn gerade ein „bewahrender“ Geist seine Stärke ist.
Homogen und eindrucksvoll
Gabriel, Louise, Sarah und Marc Tchalik entstammen einer russisch-französischen Familie. Gemeinsam Musik gemacht wurde von klein auf. Im Jahr 2016 traten die vier in die Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid ein und studieren in der Klasse von Günter Pichler, einem Gründungsmitglied des Alban Berg Quartetts. Längst ist ein gemeinsames Klangideal beim Tchalik-Quartett selbstverständlich – und das gibt dem aktuellen Projekt einen fruchtbaren Nähboden, wenn sie Reynaldo Hahns Musik sehr innig, homogen und ausdrucksstark musizieren.
Unerschöpflicher Melodiker
Viel verwobene Psychologie ist in Hahns Satzkonstrukten im Spiel, was durchaus auch mal an Johannes Brahms denken lässt. Ebenso finden sich Zitate aus französischen Chansons, was vor allem im zweiten Satz des ersten Quartetts für helle Leichtfüßigkeit sorgt. Dem Tchalik-Quartett liegen in seiner Interpretation dieser heute selten zu hörenden Musik die hellen, seelenvollen Klangfarben ausgesprochen gut, ebenso die Tatsache, dass sich Reynaldo Hahn als unerschöpflicher Melodiker zeigt. Das lebt auch dann fort, wenn der Gestus im zweiten Quartett aus dem Jahr 1943 deutlich grüblerischer anmutet. Aber auch diese Komposition wirkt bei allem Temperament und so manchem kontrollierten Ausbruchg wie ein abgeklärter, ja heilender Rückzug aus allem, was in dieser Zeit auf der Welt passierte. Für noch mehr Ruhepole sorgen auf dieser CD zwei Duo-Kompositionen in diesem Programm – einmal für Violine und einmal für Cello plus Klavier, welches von Dania Tchalik gespielt wird. Zwei „Improvisationen“ für Cello transportieren naturhafte Impressionen, bevor die Tchalik-Geschwister ihren zeitlosen Streifzug mit einem Quintett, komponiert zwischen 1917 und 1922 in ein abgeklärteres Finale münden lassen.
Stefan Pieper [28.03.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Reynaldo Hahn | ||
1 | Streichquartett Nr. 1 a-Moll | 00:18:10 |
5 | Romance A-Dur für Violine und Klavier (1901) | 00:05:23 |
6 | Streichquartett Nr. 2 F-Dur | 00:24:11 |
10 | Variations chantantes sur un air ancien | 00:04:41 |
11 | The Little Red-Lark (Improvisation sur un air irlandais) | 00:01:29 |
12 | The Willow-Tree (Improvisation sur un air irlandais) | 00:02:00 |
13 | Klavierquintett fis-Moll | 00:26:05 |
Interpreten der Einspielung
- Quatuor Tchalik (Streichquartett)
- Marc Tchalik (Violoncello)