Johann Nepomuk David
Orgelwerke • Organ Works Vol. 2
Ambiente-Audio ACD-2040
1 CD • 78min • 2019, 2004, 2020
19.11.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die zweite Folge der Einspielung ausgewählter Orgelwerke von Johann Nepomuk David durch Roman Summereder ist erschienen und wieder kann man konstatieren: Eine Referenzaufnahme! Hier spielt der Experte schlechthin für das Repertoire der Nachkriegszeit – beider Weltkriege – auf den passenden Instrumenten ein Repertoire, das leider geradezu sträflich vernachlässigt wird. In seinem Werk vollzieht David den Weg von spätromantischer Opulenz zu zwölftöniger Kargheit und später noch zu mystischer Vollendung, ein Weg, den Summereder mit seiner mehrteiligen Reihe nachzeichnet. Dazu benutzt er in diesem Fall Instrumente wie die Mahrenholz-Furtwängler-Orgel der St. Marienkirche in Göttingen und die Bruckner-Orgel der Stiftsbasilika St. Florian, die mit Davids Musik eng verwoben ist. Wie gut sich diese Instrumente für die Wiedergabe der Musik Davids eignen, lässt sich exemplarisch an der Göttinger Orgel zeigen, die mit Registern wie Rausch- und Bärpfeife, der obertönigen Disposition, Spielhilfen wie einer Walze und den elektro-pneumatischen Taschenladen eine an den Prinzipen der Orgelbewegung orientierte Synthese barocker und romantischer Orgelbautraditionen darstellt.
Ein großer Schatz
Hier klingt die Musik Davids so, wie sie klingen soll, was nicht zuletzt an Roman Summereders ebenso kenntnisreichen wie überlegenen Interpretationen liegt. Die kontrapunktischen Herbheiten Davids dröselt er in der 1928 entstandenen Toccata und Fuge f-Moll (DK 179) klanglich und musikalisch so transparent auf und zeichnet die dramaturgische Kurve dieser Musik mit solchem Nachdruck, dass es geradezu eine musikalische Offenbarung ist. Davids Musik leidet nicht zuletzt daran, dass sie oft als zu verkopft und trocken empfunden wird. Doch hört man diese Aufnahme, käme man nie auf die Idee, sie als solche zu bezeichnen. Summereder geht mit dem kühlen Kopf des Analytikers und dem innigen Ausdruck eines die Musik nachempfindenden Interpreten ans Werk. Das Ergebnis ist grandios und ein nachdrückliches Plädoyer für diese spannende, hochinteressante und musikgeschichtlich betrachtet auch singuläre Musik. Allein die riesige Sammlung des Choralwerks, aus dem Summereder mit Toccata und Choral über In dich hab ich gehofft, o Herr, dem Konzert Es sungen drei Engel ein süßen Gesang und den Fantasien aus Band 14 gleich drei gewichtige Beiträge spielt, ist ein großer liturgischer und musikalischer Schatz, der vielfach noch gehoben werden müsste und allenfalls mit Bachs Choralvorspielen oder Charles Tournemires Zyklus L’Orgue Mystique vergleichbar ist. Selbst ein augenscheinlich über weite Strecken so sprödes Werk wie die Toccata und Fuge (DK 528) klingt dank des kontrastreichen und auch emotional packenden Spiels Summereders bis zu der die geballte Klanggewalt der Orgel potenzierenden Schlussapotheose so mitreißend, dass man ohne Übertreibung sagen kann: wenn es um die Musik Davids geht, ist diese Einspielung derzeit die absolute Messlatte.
Guido Krawinkel [19.11.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Nepomuk David | ||
1 | Toccata und Fuge f-Moll DK 179 | 00:11:53 |
3 | Fantasia super L'homme armé DK 227 | 00:06:53 |
4 | In dich hab ich gehofft, Herr DK 284 (Toccata und Choral) | 00:04:57 |
5 | Es sungen drei Engel ein süßen Gesang DK 356 (Geistliches Konzert in drei Sätzen. Choralwerk VIII) | 00:21:31 |
8 | Mitten wir im Leben sind DK 526 (Fantasie für Orgel. Choralwerk XIV) | 00:13:04 |
11 | Maria durch ein Dornwald ging DK 532 (Fantasie für Orgel. Choralwerk XIV) | 00:03:32 |
12 | Wenn mein Stündlein vorhanden ist DK 528 (Fantasie für Orgel. Choralwerk XIV) | 00:02:58 |
13 | Toccata und Fuge 1962 DK 525 | 00:12:47 |
Interpreten der Einspielung
- Roman Summereder (Orgel)