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Besprechung CD

Hans Haug

Concertino

Naxos 8.551426

1 CD • 51min • 2019

26.07.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Eher selten traut sich die solistische Konzertgitarre aus der Reserve, wenn es um den großen Auftritt vorm Orchester geht. Joaquin Rodriguez Concierto de Aranjuez behauptet in dieser Hinsicht eine einsame Sonderstellung. Dass es von diesem viel strapazierten Klassik-Hit abgesehen noch andere entdeckungswürdige Bravourstücke gibt, demonstriert das CD-Debut der Schweizer Gitarristin Marisa Minder und den – alles andere als verzagt aufspielenden – Musikern des Basel Philharmonic Quintet unter Alexander Zemtsofs Leitung. Zusammen widmen sie sich dem bemerkenswerten, aber relativ unbekannten Œuvre ihres Landsmanns Hans Haug. Dessen Concertino per chitarra e piccola orchestra aus dem Jahr 1951 hat eigentlich alles, was nötig ist für spielfreudige Dialoge mit viel Lust an der gegenseitigen Herausforderung. Denn die zwei Sätze trumpfen mit unerschöpflichen, raffinierten Dialogen auf und liefern zuhauf sinnliche, manchmal schwelgerische Impressionen – was mal romantisch, aber auch modern und nicht selten subtil-humorvoll wirkt.

Intensiver Dialog

Haug weiß um die Konnotation der Konzertgitarre, respektive ihrer starken Verwurzelung im spanischen Volksmusik-Idiom. Daraus wird ein tänzerisch-stolzes Figurenspiel und manch gewichtiges Rezitativ abgeleitet. Aber Haugs Blick reicht noch viel weiter, als dass hier irgend etwas im Stereotyp erstarren würde. Das übergreifende Anliegen durchzieht beide Sätze wie einen roten Faden: Geht es doch vor allem darum, den Dialog zwischen den Musikern und der filigranen Sologitarre ausgewogen zu halten. Die Schweizer Spieler brauchen sich dafür überhaupt nicht zurück zu nehmen. Sie tun dies auch nicht, da sie – allein des transparenten Klangbildes wegen, oft wie ein deutlich größerer Klangkörper klingen. Marisa Minder lässt sich durch ihre selbstbewusst akzentuierte Rhetorik auf jeden Fall nicht unterkriegen. Ihr Spiel ist virtuos und dynamisch flexibel, sowohl in den Solorezitativen, als auch in weitgespannten melodischen Bögen, die auch mal einen zarten gemeinsamen Gesang mit dem Orchester ergeben. Um die Erstaufnahme eines weiteren anmutigen Stückes von Hans Haug macht sich die CD im folgenden verdient: Unvollendet geblieben ist sein Bläserquintett, welches in der Behandlung dieses hochmotivierten Ensembles aus der Schweiz einen neoklassizistisch-aufgeklärten Gestus atmet.

Mario Castelnuevo Tedescos Quintet for Guitar and String Quartet, op.143 (1950) wirkt in diesem Spannungsbogen wie eine logische Fortsetzung, die sich seelenverwandt in dieses Programm einfügt. Egal, ob die Streicher hier mit breitem Pinselstrich romantisch schwelgende Farben auftragen oder tänzerischen Schwung entfesseln, Marisa Minder liefert eine unbeirrte filigrane Präsenz und – wenn nötig – auch mal Momente von perkussiver Resolutheit.

Stefan Pieper [26.07.2020]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Hans Haug
1Concertino 00:21:44
3Bläserquintett 00:05:30
Mario Castelnuovo-Tedesco
4Quintett op. 143 für Gitarre und Streichquartett 00:24:01

Interpreten der Einspielung

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