The Secret Fauré III
Sacred Vocal Works - Requiem
Sony Classical 19439743792
1 CD • 75min • 2019
10.06.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Weniger noch als die zweite Folge entspricht diese dritte dem unbekannten Fauré gewidmete dem Reihentitel. Denn dessen Messe de Requiem ist alles andere als „secret“, vielmehr das populärste (und in zahlreichen Aufnahmen vorliegende) Werk des Komponisten überhaupt. Allerdings wird die Neueinspielung eingeleitet durch vier frühere Sakralkompositionen für Chor und Orchester, die bislang wahrlich im Verborgenen geblieben waren. An ihnen lässt sich die Entwicklung Faurés studieren, für den als langjährigen Organisten an der Pariser Madeleine-Kirche geistliche Musik sozusagen das tägliche Brot war, was ihn als Agnostiker oft genug hart ankam. Und so war das Requiem op. 48, das dem Tod heiteren Sinnes ins Auge blickt, auch ein gewisser Protest gegen die Trauer-Routine.
Bei den einleitenden Kantaten für Chor und Sinfonieorchester, Super flumina Babylonis (1863) und Cantique de Jean Racine (1865) handelt es sich um preisgekrönte Diplom-Arbeiten am Ende des Studiums an der École de musique classique et religieuse. Sie sind eindrucksvolle Talentproben, lassen aber noch keinen ausgeprägten Personalstil erkennen. Das Prélude zu dem für Sarah Bernhardt geschriebenen, dann aber szenisch nicht aufgeführten Drama La Passion (1890), das einen markanten Choranteil enthält, wurde hier zum ersten Mal überhaupt eingespielt.
Unprätentiös und farbenreich
Ein wirklich schönes Fundstück ist die Messe des pêcheurs de Villerville für Frauenchor und Kammerorchester, die Fauré gemeinsam mit seinem Freund André Messager, der später als Dirigent und als Komponist von Operetten (Véronique) berühmt wurde, während eines Ferienaufenthaltes bei Freunden (1877) geschrieben und mit 9 Laiensängerinnen zur Aufführung gebracht hatte. Sie ist in ihrer gänzlich unprätentiösen, von heiterer Grundstimmung getragenen Form eine gute Einstimmung in das Requiem, das hier in einer historisch-kritischen Edition der zweiten, symphonischen Fassung von 1900 erklingt.
Unprätentiös und werkdienlich ist auch die Wiedergabe der Kompositionen. Ivor Bolton, der seit vier Jahren das Sinfonieorchester Basel leitet, hat sich bei uns vor allem mit Musik des 18. Jahrhunderts einen Namen gemacht. Er findet mit seinen Musikern auch für Fauré den richtigen Ton – lyrisch entspannt, farbenfroh, ohne dramatische oder sentimentale Exzesse. Sparsamstes Vibrato ist angesagt, auch bei den Stimmen. Der Balthasar-Neumann-Chor zeigt eine weite Palette an dynamischen und klangfarblichen Möglichkeiten. Beim Requiem führt die Chorsolistin Katja Stuber den ursprünglich für eine Knabenstimme geschriebenen Sopranpart in Pie Jesu zuverlässig aus, Benjamin Appl gestaltet die Einsätze in Offertoire und Libera me mit seinem hellen, noblen Bariton effizient.
Ekkehard Pluta [10.06.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Gabriel Fauré | ||
1 | Super flumina Babylonis N 6 | 00:09:57 |
2 | Cantique de Jean Racine op. 11 N 42 | 00:05:55 |
3 | Messe des pêcheurs de Villerville | 00:18:03 |
8 | La Passion | 00:06:15 |
9 | Requiem c-Moll op. 48 | 00:34:20 |
Interpreten der Einspielung
- Katja Stuber (Sopran)
- Benjamin Appl (Bariton)
- Balthasar Neumann Chor (Chor)
- Sinfonieorchester Basel (Orchester)
- Ivor Bolton (Dirigent)