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Besprechung CD

Wer ist der, so von Edom kömmt

Passion Oratorio

cpo 555 270-2

2 CD • 1h 56min • 2018

16.05.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Zweifellos ein Kuriosum, was der Thomaskantor Gotthold Schwarz mit dem Concerto Vocale und dem Sächsichen Barockorchester Leipzig, beide von ihm gegründet, da für das Label cpo eingespielt hat: eine Passion von gleich drei Komponisten, also ein Passions-Pasticcio!

Unter den Handschriften des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel befand sich diese Passionsmusik, sie basiert auf der Passionskantate Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld von Carl Heinrich Graun, ist aber angereichert mit insgesamt elf Sätzen, die wiederum von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann stammen. Dem Booklet-Text zufolge (Andreas Glöckner) wurde dieses Passions-Pasticcio noch zu Bachs Lebzeiten in Leipzig aufgeführt.

Liebevoll und mit sicherem Stilgefühl hat Gotthold Schwarz sich dieser instrumental ungemein farbigen Musik gewidmet und die Figuren der barocken Affektenlehre genau herausgearbeitet: die gespreizte Gezacktheit im Stil französischer Ouvertüren gleich im von Telemann stammenden Anfangschor, die im Orchester lautgemalten fallenden Tropfen in der Sopran-Arie (Nr. 5), die zahlreichen chromatischen Durchgänge, die vielen, Erregung symbolisierenden, Tonrepetionen, das auskomponierte Erschrecken und die Rührung, so in der Tenor-Arie Arme Seel, zerschlagnes Herz (Nr. 26), vor allem die Aposiopese, das schreckensvolle Stocken der Musik, in der von Graun stammenden Tenor-Arie Mich entseelt ein banger Schrecken (Nr. 32) und herrlich die eingedunkelten Holzbläserfarben in dem von Bach stammenden Bass-Rezitativ So heb ich denn mein Auge sehnlich auf (Nr. 20). Dafür singen Sopran und Alt ein freudig-inniges und tänzerisch-beschwingtes Duett: Sollt ich denn von Jesu gehen (Nr. 21). Die von Bach stammenden Sätze fallen ob ihrer Qualität deutlich heraus, so der Chor Herr Jesu Christ, wahr‘ Mensch und Gott (Nr.19) aus Bachs Estomihi-Kantate.

Der Chor singt mit ziemlich offener Stimmgebung und hat den Charme des Ambitioniert-Amateurhaften. Tadellos singen die Solisten, wobei die Altistin etwas metallen-hart im Klang ist, wohingegen Tobias Berndt einen kraftvoll-virilen und sehr belebten Bass vorweisen kann und dazu noch mit viel Leidenschaft singt.

Diese von Andreas Glöckner und Peter Wollny erstmals publizierte Passionsmusik eignet sich durchaus als Passionskonzert anstelle der sonst aufgeführten Bach-Passionen, zumal sie mit einer Dauer von ca. 2 Stunden gewichtig genug ist. Kürzen kann man allemal, wenn diese Passion eh schon „angereichert“ ist.

Rainer W. Janka [16.05.2019]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Carl Heinrich Graun
1Wer ist der, so von Edom kömmt (Passions-Pasticcio)

Interpreten der Einspielung

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