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Besprechung CD

Smetana • Dvořák

Piano Trios

hänssler CLASSIC 98.015

1 CD • 66min • 2012

09.12.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Ein gewaltiges Programm tschechischer sinfonischer Kammermusik, gespielt von einem Klaviertrio ersten Ranges: das Trio Atanassov (Perceval Gilles, Violine; Sarah Sultan, Cello; Pierre-Kaloyann Atanassov, Klavier) stürmt den Gipfel ausdrucksgeladener und -gesättigter böhmischer Romantik mit Smetanas einzigem Klaviertrio in g-Moll op. 15 von 1855 und Dvoráks 3. Klaviertrio in f-Moll op. 65 vom Frühjahr 1883(zwei Frühwerke für die Besetzung vernichtete der Komponist). Und wie es sich gehört, gerade bei dieser Musik, sind hier drei Erzmusikanten am Werk, die technisch nicht in Verlegenheit zu bringen sind, über üppigen und feinzeichnenden Ton verfügen, rhythmisch überzeugen und ein vernehmliches Interesse haben, die Struktur auch in den kontrapunktischen Überlagerungen, kanonischen Verschränkungen, Steigerungen, Engführungen klar zum Ausdruck zu bringen.

Hinsichtlich der Balance ist Dvoráks Opus entgegenkommender, man merkt deutlich die größere Erfahrung des Komponisten. Bei Smetana ist es ohnehin nicht einfach, die glühende Emphase dahingehend zu zügeln, dass bei Steigerungen nicht zu schnell das dynamische Maximum erreicht wird, dass auch Beschleunigungen nicht zu ungeduldig umgesetzt und damit das Ziel derselben zu früh erreicht wird. Außerdem muss der Pianist ganz besonders darauf achten, sein forte und fortissimo nicht zu selbstbezogen zu verstehen, denn dann haben die beiden Streicher das Nachsehen, können die dialogischen Widersprüche nicht gleichberechtigt entgegenhalten – und genau das passiert hier durchaus noch des Öfteren. Also, hier bitte noch rücksichtsvoller, lautet die ungeschminkte Empfehlung…

Das Grundtempo des Kopfsatzes bei Smetana ist um eine Nuance zu geschwind, das più animato zieht dann noch etwas über Gebühr an, und so leiden einige Passagen sichtlich durch die so unvermeidliche Flüchtigkeit, insbesondere da die Tremoli nun an Durchschlagskraft verlieren und mehr schwirrendes Geräusch als grollenden Ton erzeugen. Auch dem Finale bei Dvorák, Allegro con brio, würde eine ein wenig gemessenere Gangart ersichtlich wohl bekommen – so tendiert der ganze Satz zum Alla breve, wo doch der verwinkeltere Vierertakt, das Pulsieren in kraftvollen Vierteln, als Grundempfindung entstehen sollte und damit auch eine ganz andere Kontrastierung der Charaktere und nuancenreichere Artikulation möglich wäre. Das sind freilich Einwände auf einem sehr hohen Niveau! Wie auch die Tatsache, dass die Rubati mehr dem Buchstaben nach ausgeführt werden als aus dem energetischen Fluss heraus – man könnte Übergänge noch organischer gestalten. All dies also sind prinzipielle Angelegenheiten, an denen durchaus noch zu arbeiten wäre, um noch unwiderstehlicher über das hinauszuwachsen, was ohnehin schon da ist – und das ist äußerst beeindruckend. Auch die Tontechnik hält gut mit, in einer Akustik, die vielleicht nicht ganz ideal ist – oder ist es die Positionierung der Instrumente im Raum, oder der Mikrophone? Und der Bookletessay liefert solide Information und rundet damit das sehr positive Gesamtbild adäquat ab. Wir sind nun sehr gespannt auf weitere Veröffentlichungen dieses außerordentlichen Trios.

Christoph Schlüren [09.12.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Bedřich Smetana
1Klaviertrio g-Moll op. 15 00:26:41
Antonín Dvořák
4Klaviertrio Nr. 3 f-Moll op. 65 00:38:45

Interpreten der Einspielung

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