
Kaleidos KAL 6322-2
1 CD • 52min • 2013
06.12.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im direkten Vergleich zu den großen Schumann-Interpreten unserer Zeit hinterläßt Sandra Urbas Debut-Album zunächst einen etwas unentschiedenen Eindruck: Die 1987 in Vilnius geborene Pianistin verfügt noch nicht über die Klangsinnlichkeit einer Martha Argerich, die Analytizität eines András Schiff oder die Pranke von Tzimon Barto. Doch es lohnt sich, genau hinzuhören, da Sandra Urbas Kunst sozusagen nach Innen wirkt. Auch, wenn ihr Spiel manchmal überraschend scheu erscheint, zumal für ein so ambitioniertes, kompositorisches Selbstvertrauen zeigendes Werk wie die ausgreifenden Symphonischen Etüden op. 13, entfaltet das eindrucksvolle Programm doch einen überaus vielfältigen Mikrokosmos von Situationen, dessen Kennzeichnen es stets bleibt, dass die Differenzierungen innerhalb eines generell sehr geschlossenen Spiels stattfinden.
Dies wird etwa im Finale der Symphonischen Etüden deutlich, die Sandra Urba in vollständiger Form bietet, also inklusive der erst posthum herausgegebenen Anhänge, welche sie im Übrigen sehr sinnfällig eingeordnet hat. Selbst in den massiven Quaderschichtungen des Finales bleibt das Spiel fein und kultiviert, die Bässe haben genügendes Gewicht, doch der Flügel wird nicht zum Erbeben gebracht, das physische Moment selbst spielt keine Rolle. Am wohlsten fühlt sich Sandra Urba, Schülerin von Ugorski, Alfred Perl und gegenwärtig von Pavel Gililov, bei den poetischen, kostbaren, schwebenden Miniaturen wie etwa der dritten „Vivace“-Etüde oder der fünften der posthumen Variationen. Die Dramatik etwa der vierten Etüde wird dagegen spannungsvoll zurückgehalten; doch bei aller Vorsicht entwickelt sich eine große Bandbreite von Anschlagsformen, die etwa auch ein kerniges Marcato oder ein genau dosiertes Staccato einschließt.
Wenn man der gebürtigen Litauerin, die noch studiert und ihr Debütalbum somit noch vor dem Konzertexamen vorlegt, manchmal wünschte, sie würde auch einmal loslassen und draufgängerischer spielen, so ist doch andererseits auch ihre disziplinierte Haltung und ihre unbedingte Geschmackssicherheit zu bewundern. Diese Eigenschaften erlauben es Urba etwa, die einleitenden Abegg-Variationen in sich vollkommen stimmig abzurunden. Was Sandra Urba am stärksten für Schumann prädestiniert, ist ihr Sinn für die kontrapunktischen Künste des Komponisten, der diese im Selbststudium an Johann Sebastian Bach ausgebildet hatte. Auch in der Arabeske entdeckt sie deren geheime Polyphonie, die unaufdringlich herausgearbeitet wird.
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Dr. Michael Bastian Weiß
Prof. Michael B. Weiß [06.12.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Abegg-Variationen op. 1 | 00:08:08 |
7 | Sinfonische Etüden op. 13 | 00:38:09 |
25 | Arabeske C-Dur op. 18 | 00:06:55 |
Interpreten der Einspielung
- Sandra Urba (Klavier)