The Mystery of Sign. Mouthon 10 Concerti à 5
Challenge Classics CC72336
1 CD • 60min • 2009
14.04.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Ensemble Ars Antiqua Austria unter seinem Leiter Gunar Letzbor gehört seit seiner Gründung 1995 zu den besten Gruppen in der Alten-Musik-Szene. Selbst ein hervorragender Barockgeiger, hat Letzbor Kollegen um sich geschart, mit denen er in perfekter Harmonie musiziert – und so gab man dem Ensemble als Untertitel den Beinamen „Kultur des Klanges". Den Fokus richteten die Musiker dabei vornehmlich auf die österreichische Barockmusik, die angesichts ihrer besonderen Qualitäten am Ende des 20. Jahrhunderts sehr zu Unrecht ein Nischendasein fristete.
Mit dem Jahr 2010 ändert Ars Antiqua Austria seinen Beinamen in „Ensemble für neue Barockmusikì – damit wird der Blick auf ein besonderes Phänomen gelenkt, das dem Ensemble erst im Laufe seiner Arbeit bewusst geworden ist: Die Schätze, die oft in Klosterbibliotheken entdeckt wurden, hatten dort den Staub der Jahrhunderte angesammelt, präsentierten sich aber, war die graue Schicht erst einmal vom Buchrücken fortgeblasen, immer wieder als erstaunlich frische Werke. Sie wirkten viel neuer, als manche 100 oder 200 Jahre jüngere Kompositionen des kleinen Kernrepertoires, das in den Abonnementskonzerten des philharmonischen Betriebes um und um gerührt wird.
Die „Concerti a 5 dellí Sign. Mouthon", die der Linzer Musikprofessor Fürlinger in der Bibliothek des oberösterreichischen Stiftes Kremsmünster entdeckte, sind ein hervorragendes Beispiel für diesen frischen neuen Eindruck, den solche manchmal nur zufällig entdeckte Musik erweckt. Dazu geben die alten Noten gern noch Rätsel auf: Wer war dieser Sign. Mouthon? Doch nicht etwa jener französische Lautenmeister Charles Mouthon (1626–1699), der sich nach ersten Berufsjahren in Turin 1678 in Paris niederließ und ein gefeierte Virtuose und gefragter Lehrer auf seinem Instrument war? Rein gar nichts weist in der von Charles Mouthon hinterlassenen Musik darauf hin, dass er Concerti hätte komponieren können, die im blütenreinen italienischen Stil des frühen 18. Jahrhunderts geschrieben sind und einzig die Fünfstimmigkeit als französischen Charakterzug aufweisen! Diese Musik hat mit der feinen und fragilen Lautenmusik von Monsieur Mouthon absolut nichts gemein, sie klingt eher wie ein gegen den Strich gebürsteter Vivaldi, strotzt von unerwarteten Einfällen und ist so geistvoll, dass man hier einen erfahrenen Meister der Musik für Violinenensemble am Werk vermuten muss.
Letzbor zieht für Signor Mouthon alle Register seines Könnens! Von zarten, fast romantischen Tönen bis hin zu fetziger Virtuosität, von analytisch fein gestalteten Fugati bis zu reißenden Kaskaden von Sequenzen, die wie ein Wasserfall ihrem Ziel zurauschen – kein interpretatorisches Kunstmittel wird ausgelassen, um dem Geist und der ausgelassenen Stimmung dieser Musik den Weg in das Ohr der Hörer zu bahnen. Und diese sollten füglich begeistert sein!
Detmar Huchting [14.04.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Charles Mouton | ||
1 | Concerto Nr. 1 B-Dur | 00:07:17 |
5 | Concerto Nr. 2 F-Dur | 00:06:15 |
10 | Concerto Nr. 3 D-Dur | 00:05:55 |
15 | Concerto Nr. 4 G-Dur | 00:05:41 |
22 | Concerto Nr. 5 C-Dur | 00:07:01 |
27 | Concerto Nr. 6 a-Moll | 00:05:18 |
32 | Concerto Nr. 7 d-Moll | 00:05:06 |
37 | Concerto Nr. 8 A-Dur | 00:06:24 |
42 | Concerto Nr. 9 h-Moll | 00:05:28 |
47 | Concerto Nr. 10 e-Moll | 00:05:15 |
Interpreten der Einspielung
- Ars Antiqua Austria (Ensemble)
- Gunar Letzbor (Leitung)