Jacques Duphly Pièces de clavecin
Alpha Productions 150
1 CD • 75min • 2008
07.10.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Geburts- und das Todesjahr Jacques Duphlys (1715-1789) fallen zusammen mit zwei bedeutenden Daten der französischen Geschichte: In seinem Geburtsjahr ging mit dem Tode Ludwigs XIV. die Epoche des Sonnenkönigs zu Ende, und Duphly starb am 15. Juli 1789, genau einen Tag nach der Erstürmung der Bastille, die den Beginn der Französischen Revolution markiert und deren Gedächtnis heute noch in Frankreich als Nationalfeiertag begangen wird. Geboren in Rouen und dort durch François d’Agincourt in Orgel und Cembalo unterrichtet, wird er auch durch den drei Jahre älteren Jean-Jacques Rousseau beeinflusst, der Duphly später bitten wird, zu seinem berühmten Dictionnaire de Musique von 1768 Artikel über die Kunst des Cembalospiels beizusteuern.
Zunächst mit 17 Jahren als Organist der Kathedrale in Évreux angestellt, kehrte Duphly schon zwei Jahre später in seine Heimatstadt zurück, um Organist der Kirche St. Eloi zu werden. Später nahm er noch eine zweite Stelle an Notre Dame de la Ronde an; ein dienstlicher Spagat, der ihn gelegentlich dazu zwang, sich hier oder dort durch seine Schwester Marie-Anne-Agathe vertreten zu lassen.
1642, nach dem Tod des Vaters, verließ Duphly Rouen und übersiedelte nach Paris. Hier konzentrierte er sich allein auf das Cembalospiel und wurde ein berühmter Virtuose, Lehrer und Komponist von vier Livres de Clavecin. Der deutsche Musikschriftsteller Friedrich Wilhelm Marpurg vermerkte 1754, dass Duphly „den Flügel allein spielt, um wie er sagt, nicht seine Hand durch die Orgel zu verderben“, was Louis-Claude d’Aquin, ein anderer bedeutender Organist und Cembalist der Epoche, bestätigte: „Man mag annehmen, daß er gut daran tat, da er in Paris als ein sehr guter Cembalist gilt. Er besitzt einen Anschlag, der große Leichtigkeit hat, und eine gewisse Zartheit, die, unterstützt von seinen Verzierungen, auf wunderbare Weise den Charakter seiner Stücke zum Ausdruck bringen.“ Auch der Cembalobauer Pascal Taskin rechnete Duphly unter die besten Cembalolehrer der französischen Hauptstadt.
Duphlys Musik steht unter dem Einfluss François Couperins (1668-1733) und besonders unter dem Jean-Philippe Rameaus (1681-1764), des bedeutendsten Clavecinisten der Zeit Ludwigs XV. Gegen Ende seines Lebens nähert sich Duphly, beispielsweise mit der Verwendung von Alberti-Bässen, dem frühklassischen Stil an, was seinen beiden Vorbildern nie in den Sinn gekommen wäre. Die Stilwendung ist freilich auch bei Armand-Louis Couperin (1727-1789), dem bedeutend jüngeren Cousin des großen François und letzten Abkömmling der Dynastie Couperin, ebenfalls zu beobachten.
Obwohl hübsch und einfallsreich, bleibt die Musik Duphlys letztlich im Epigonalen stecken – kein Vergleich mit dem rauschenden Vergnügen der Suiten Jean-Philippe Rameaus. Elisabeth Joyé, die Solistin der vorliegenden Aufnahme, tut allerdings alles Menschenmögliche, auch nicht einen Schimmer von Langeweile aufkommen zu lassen – sie zeigt sich als wahre Meisterin der art du beau toucher, jenes schönen Cembalospiels, für das Duphly so berühmt war. Sie wird unterstützt von einem herrlichen originalen französischen Cembalo, das Mitte des 18. Jahrhunderts in der Werkstatt eines anonymen Erbauers entstanden ist. Das Beiheft enthält einige schöne Abbildungen der wunderbaren Malereien in der Innenseite des Deckels dieses großartigen Instruments, das technisch in perfektem Zustand ist. Eine durch und durch ehrliche und solide Tontechnik bietet das Maximum an Klang, was unterhalb der SACD möglich ist. Freilich hätte dieses Prachtinstrument die Präsentation im Luxusklang des Super-Audio verdient!
Fazit: Wenn auch die Musik nicht allererster Klasse ist, bietet diese CD doch für alle Liebhaber der französischen Cembalokunst eine erstklassig angerichtete Delikatesse, an der sie nicht vorübergehen sollten.
[07.10.2009]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jacques Duphly | ||
1 | La Forqueray (from: Pièces de clavecin, 3ième livre) | 00:06:41 |
2 | Médée | 00:04:59 |
3 | Allemande en do | 00:06:04 |
4 | Courante La Boucon | 00:04:06 |
5 | Rondeaux | 00:04:50 |
6 | La Millettina | 00:02:55 |
7 | La Pothouin | 00:06:38 |
8 | Chaconne | 00:08:06 |
9 | Allemande en re | 00:05:56 |
10 | Courante | 00:03:59 |
11 | La Vanlo | 00:05:08 |
12 | Les Grâces | 00:06:38 |
13 | La De Belombre | 00:04:16 |
14 | La Félix | 00:04:41 |
Interpreten der Einspielung
- Elisabeth Joyé (Cembalo)