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Besprechung CD

Glossa GCD 920308

2 CD • 1h 26min • 2005

03.01.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Weil in ihr jedes der gebräuchlichen Streichinstrumente genau einmal vorkommt, ist die Besetzung mit einer Violine, einer Viola und einem Violoncello, also die klassische Streichtrio-Besetzung, die wohl Ausgewogenste; und es ist eigentlich historisch ein eher rätselhaftes Faktum, daß sich die Formation des Streichquartetts dagegen so fast ausschließlich durchgesetzt hat. So zeigt zum Beispiel die erste Sammlung von Werken, die Luigi Boccherini für eine Triobesetzung mit unterschiedlichen Instrumenten schrieb, nämlich die Tríos op. 14 von 1772, wie vollkommen die drei Streicher zusammentreten, und welche Kombinationsmöglichkeiten sich ergeben, ohne, daß sich der Satz vorschnell – wie es im Streichquartett durchaus zu beobachten ist – zu einer gewissen Flächigkeit verbindet. Gegenüber solchen Tendenzen zur akkordischen Statik erweist sich das Trio als schon in sich dynamisisiert, die drei Stimmen fügen sich zu einer stets lebendigen Totale zusammen.

Aus dieser so günstigen instrumentalen Ausgangskonstellation gewinnt das spanische Streichtrio La Real Cámara wirklich einen maximalen sinnlichen Reiz. Es handelt sich hierbei um drei wirkliche Solisten, die sich in den sechs drei-, bzw. viersätzigen Werken auf stets neue und spannende Weise zu einem für sich genommen jeweils sowohl oberflächenschönen wie auch vielgestaltigen Trio-Tutti zusammensetzen. Ohne jemals deren Gefahr der Anämie zu nahe zu kommen, hat das Trio doch die besten Errungenschaften der Alte-Musik-Rhetorik übernommen, besonders das Element des sprechenden Spiels; gerade in den langsamen Sätzen haben die Interpretationen eine klare Richtung, die Spielweisen entwickeln großen Atem und einen tragfähigen Durchzug, innerhalb dessen dennoch die einzelnen Augenblicke sehr gut vergegenwärtigt werden. Die schnellen Sätze werden immer frisch und zupackend vorgestellt, ohne jedoch je in Kopflosigkeit oder Leere abzugleiten; angenehm ist, daß entgegen zu großer agogischer Puristik auch einmal ein beherztes Ritardando einen Schlußpunkt herbeiführt.

So zeigt etwa das Trio c-moll op. 14/2 Tiefe und eine Art atemloser Erregung, welche sämtlichen Rokkoko-Klischees widerspricht; das „Allegretto smorfioso“ des Trios A-Dur op. 14/3 hingegen hypnotisiert förmlich mit seinen geradezu heimsuchenden, den Hörer fixierenden Repetitionen. Angesichts einer solchen interpretatorischen Höhe muß der Kritiker sich möglicherweise dem Vorwurf der Kleinlichkeit aussetzen, wenn er sich vorstellt, daß das „Allegro, e con spirito“ des Trios Es-Dur op. 14/5 möglicherweise sich noch einen Tick spritziger und wirbelnder geben könnte – im Ganzen geben diese so schönen wie geistreichen Lesarten einen Eindruck davon, welch lebendige Vollkommenheit der Gattung des Streichtrios doch zukommen kann.

Prof. Michael B. Weiß [03.01.2008]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Luigi Boccherini
1Trio F-Dur op. 14 Nr. 1 G 95 für Violine, Viola und Violoncello 00:16:01
4Trio c-Moll op. 14 Nr. 2 G 96 für Violine, Viola und Violoncello 00:16:28
8Trio A-Dur op. 14 Nr. 3 G 97 für Violine, Viola und Violoncello 00:17:54
CD/SACD 2
1Trio D-Dur op. 14 Nr. 4 G 98 für Violine, Viola und Violoncello 00:11:39
4Trio Es-Dur op. 14 Nr. 5 G 99 für Violine, Viola und Violoncello 00:12:55
7Trio F-Dur op. 14 Nr. 6 G 100 für Violine, Viola und Violoncello 00:10:53

Interpreten der Einspielung

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