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Besprechung CD

Mikis Theodorakis

First Songs

Intuition INT 33772

1 CD • 51min • 1999

29.07.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Diese Aufnahme ist ein echter Wurf. Ihr spiritus rector Asteris Kutulas, der Produzent von Mikis Theodorakis, hatte 1999 den Meister selbst dazu bewegt, seine eigenen frühesten Lieder selbst zu singen. Eher bescheiden beschreibt Kutulas, einer der führenden Experten für Theodorakis´ Gesamtwerk seine Leistung: „Mir schien es eine Notwendigkeit zu sein, den inzwischen fast achtzigjährigen Theodorakis diese Lieder selbst singen und interpretieren zu lassen, auf daß sich der ,Zyklus seiner Leidenschaften’ schließe und er sich noch einmal von seiner damals ausgedrückten Melancholie bemächtigen lassen könne.“ So nimmt diese Aufnahme geradezu historische Ausmaße an: Man stelle sich etwa vor, es wäre auf einem Audiodokument überliefert, wie etwa einst etwa Franz Schubert seine eigenen Gesänge dargeboten hat!

Der hier verewigte Bestand von insgesamt 15 Liedern stellt das früheste überhaupt greifbare Repertoire von Mikis Theodorakis dar. Die Gesänge sind Ausdruck einer quasi instinktiven Begabung zum Musizieren; Theodorakis selbst erinnert im ausführlichen Beiheft, daß er 1937, am Beginn seiner Schaffenszeit – da war er gerade einmal 12 Jahre alt –, einen informellen Pakt mit seinen Eltern geschlossen hatte: Dieser sah vor, daß er sowohl nach dem Mittag- wie auch nach dem Abendessen eigene Kompositionen vortragen durfte.

Zusätzlich zu ihrem unbestreitbaren kulturhistorischen Wert nun begeistert diese Aufnahme, weil auf ihr dokumentiert ist, wie ungebrochen dieser Trieb zum Musizieren beim 80jährigen Theodorakis wirkt. Er – und das ist nun der rein künstlerische Wert dieser Einspielung – singt diese Lieder mit einem Furor, als ob er sich immer noch nach Aufmerksamkeit sehnte wie zur Zeit der nachmittäglichen Kinderkonzerte Ende der dreißiger Jahre. Jede der Interpretationen atmet den Geist der Leidenschaft, des Engagements, auch wenn das politische Engagement des späteren Widerstandskämpfers natürlich nur erst in Ansätzen zu spüren ist. Die Texte selbst sind noch unverfänglich: So vertont etwa das zärtliche Ise San To Louloudaki Heines Gedicht Du bist wie eine Blume. Ein Komponist, der sich seiner Jugendwerke annimmt, könnte in der Interpretation Nachsicht oder Gelassenheit walten lassen. Theodorakis hingegen wählt den Weg, sich diese alten Stücke wirklich neu anzuverwandeln. Auch als sein eigener Sänger macht er ganz unmißverständlich Bekenntnismusik. Dennoch ist durch diese Haltung der Hörgenuß nicht beeinträchtigt. Dafür ist der ästhetische Wert dieser Musik zu hoch. Die Melodik gemahnt an Schubert, die Instrumentation von Henning Schmiedt ist einerseits üppig, wenn ganze Kinderchöre aufgefahren werden, andererseits originell, wenn etwa ein kleines Solo der Piccolo-Trompete aufblitzt. Zusätzlich dazu wirkt die Natürlichkeit, mit der der junge Theodorakis unregelmäßige Rhythmen setzte und sich damit auf die Volksmusik seiner Heimat bezieht, elektrisierend und angenehm zugleich.

Und selbst wenn die Stimme des alten Theodorakis mitunter recht brüchig und kurzatmig klingt wie etwa bei dem Friedenlied Irini: Diese blutvollen Lieder müssen genau so gesungen werden. Jeglicher klassizistisch gepflegte Perfektionismus würde am Geist dieser Musik meilenweit vorbeizielen.

Prof. Michael B. Weiß [29.07.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Mikis Theodorakis
1Was ich will
2Mehr noch als den Tausch von Blicken
3Herbst I
4Im Schaufenster
5Frieden
6Das Schiffchen
7Du bist wie eine Blume
8Wie ruhig sie schlafen
9Margarita
10Abendmesse
11Wiegenlied
12Das sind nicht nur die Nachtigallen
13Gute Nacht
14In die aufgerissne Erde meines Gartens
15Die Weinranke
16Herbst II

Interpreten der Einspielung

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