Wurde ein fünfter Evangelist namens Nikodemus entdeckt? Nein, so sensationell ist es dann doch nicht. Das Evangelium des Nikodemus gehört zu den wirkmächtigsten frühchristlichen Texten, die als sogenannten Apokryphen, nicht ins Neue Testament aufgenommen wurden. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung dreier Textkomplexe: den – fiktiven – Prozessakten des Pilatus, die Joseph von Arimathia und Nikodemus, die Jesus begruben, einen besonderen Stellenwert einräumen, die Auferstehungsberichte, wiederum mit Akzentuierung Josephs, und die ausführliche Darstellung der Höllenfahrt Jesu. Es inspirierte den Mönch von Salzburg zu einem neunstrophigen Lied, das Anne-Suse Enßle und Philipp Lamprecht mit instrumentalen Zwischenspielen zu einer mittelalterlichen Passion verarbeiteten.