Nach mehrmonatiger Krankheit ist der englische Cembalist, Dirigent und Musikwissenschaftler Christopher Hogwood am 24. September 2014, zwei Wochen nach seinem 73. Geburtstag, in seinem Haus in Cambridge verstorben. 1941 in Nottingham geboren studierte Hogwood klassische Philologie und Musikwissenschaft in Cambridge, überdies Cembalo bei Rafael Puyana und Gustav Leonhardt. Seine musikalische Laufbahn begann er als Cembalist der Academy of St. Martin-in-the-Fields, gleichzeitig war er Mitbegründer des Early Music Consort of London. 1973 gründete Christopher Hogwood die Academy of Ancient Music, das erste britische Barockorchester, mit dem er mehr als 200 Aufnahmen einspielte, darunter die erste Gesamtaufnahme der Sinfonien W. A. Mozarts nach den Grundsätzen der historisch informierten Aufführungspraxis. Von 1986 bis 2001 leitete er außerdem die 1815 gegründete Bostoner Handel and Haydn Society und führte dieses traditionsreiche Ensemble mit dem historisch informierten Interpretationsansatz an seine Ursprungsgründe zurück. Nach 33 Jahren zog sich Christopher Hogwood 2006 von der Leitungsfunktion der Academy of Ancient Music zurück, um sich musikwissenschaftlicher Forschung und einer weltweiten Dirigiertätigkeit zu widmen, die Musik bis ins 20. Jahrhundert hinein umfasste.
Tabellarische Biographie
1941 | geboren in Nottingham |
1960-65 | Studium der Klassischen Philologie und der Musikwissenschaft am Pembroke College (Cambridge), u.a. bei Mary Potts, Raymond Leppard und Thurston Dart, sowie an der Karls-Universität (Prag); daneben Cembalostudien bei Rafael Puyana (1961) und Gustav Leonhardt (1970) |
1964 | Bachelor of Arts Cantab |
1965-76 | Gründungsmitglied des Early Music Consort of London (David Munrow) |
1965-76 | Cembalist und musikwissenschaftlicher Berater der Academy of St. Martin-in-the-Fields (Neville Marriner) |
1967 | Magister artium Cantab |
1973 | Gründung des ersten britischen Barockorchesters: The Academy of Ancient Music. Hogwood nahm als Erster mit dem von ihm gegründeten Ensemble sämtliche Sinfonie von Joseph Haydn und W.A. Mozart auf alten Instrumenten und historisch informiertem Interpretationsansatz auf. |
1979-82 | Autor und Moderator bei der BBC |
1986-90 | Professor an der University of Keele |
seit 1986 | Künstlerischer Leiter der Handel & Haydn Society (Boston) |
1988-89 | Visiting Artist an der Harvard University |
1989-93 | Künstlerischer Berater des Australian Chamber Orchestra |
seit 1992 | Erster Gastdirigent des Saint Paul Chamber Orchestra (Minnesota) |
1992-96 | Gastprofessor am King's College (London) |
seit 1992 | Professor an der Royal Academy of Music (London) |
seit 1993 | Künstlerischer Leiter des Summer Mozart Festival (Washington D.C.) |
seit 1998 | Assoziierter Leiter der Beethoven Academie (Antwerpen); 33 Ehrentitel von wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen, darunter Commander of the British Empire (1989), Ehrendoktor der University of Keele (1991), Ehrenmitglied der Royal Academy of Music (1995) |
2004 | Debüt beim Symphonieorchesters der Bayerischen Rundfunks am 20. und 21. Mai 2004, jeweils um 20.05 in der Philharmonie am Gasteig. Auf dem Programm stehen Sinfonien von Mozart (Nr. 32 KV 318), Haydn (Nr. 70 Hob. I:70), Alfred Schnittkes Moz-at à la Haydn, Tschaikowskys Mozartiana sowie die Haydn-Variationen für Orchester op. 56a von Brahms. Eine öffentliche Generalprobe findet am 19. Mai 2004 um 14.00 Uhr in der Philharmonie am Gasteig statt. |
2006 | Beendigung der Tätigkeit als Künstlerischer Leiter der Academy of Ancient Music. Verstärkt widmet sich der Dirigent der musikwissenschaftliche Arbeit sowie Gastdirigaten bei internationalen Orchestern. |
2007 | Konzert bei den Schwetzinger Festspielen mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR (Haydn, Mozart, Martinu und Ibert). |
2014 | Gastdirigat im Februar bei den Philharmonikern Hamburg. |
24.9.2014 | Tod des Dirigenten in Cambridge nach mehrmonatiger Krankheit, wenige Wochen nach seinem 73. Geburtstag. |