Die neue Saison des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin
Großartige Künstler, faszinierende Werke, neue Formate und spannende Experimente erwarten das Publikum
Beim Pressegespräch des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin (DSO) am Montag, den 22. April 2024 präsentierten Orchesterdirektor Dr. Thomas Schmidt-Ott, die Leiterin der Künstlerischen Planung Marlene Brüggen sowie der Vorstand des Orchestervorstands Johannes Watzel (Violine) im C/O Berlin, dem ehemaligen Amerika Haus in der Hardenbergstraße, die Vorhaben der Saison 2024/2025. Großartige Künstler, faszinierende Werke, neue Formate und spannende Experimente erwarten das Publikum. Abonnements für die kommende Spielzeit sind ab dem 23. April erhältlich, der Einzelkartenverkauf startet am 15. Juli 2024.
Mit seinem Saisonmotto »Kein Konzert ohne Komponistin!« hat das DSO in der Saison 2023/2024 nicht nur in Berlin, sondern auch international für Furore gesorgt. Das Anliegen, den Werken komponierender Frauen mehr Aufmerksamkeit und einen selbstverständlichen Platz in seinen Konzertprogrammen zu verschaffen, bleibt dem DSO auch in der neuen Spielzeit Aufgabe und Verpflichtung. Zudem widmet sich das DSO, gefördert durch das Bundesprogramm ›Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland‹, über zwei Spielzeiten auf unterschiedliche Weise Themen wie kultureller Vielfalt und gesellschaftlicher Diversität. Dem Orchester, dessen Mitglieder aus 20 Nationen stammen und das Musik von, mit und für Menschen aus aller Welt spielt, ist es wichtig, seine »Sprache«, die Musik, als Stimme gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen. Das Thema Rassismus greift das DSO mit Uri Caines Passion um den ermordeten Bürgerrechtsaktivisten Octavius Catto auf. Antisemitismus steht im Hintergrund von Aaron Zigmans Oratorium Émigré, das eine bewegende Geschichte aus dem jüdischen Exil in Shanghai auf die Bühne bringt und vom DSO als Europäische Erstaufführung präsentiert wird. In diesem Kontext wird auch ein Gesprächskonzert im Jüdischen Museum Berlin veranstaltet, mit dem das Orchester erstmals kooperiert.
Abschied von Chefdirigent Robin Ticciati
Im November 2024 nimmt das DSO Abschied von seinem Chefdirigenten Robin Ticciati. Mit einem weiten Repertoire von der Renaissance bis zur Gegenwart, mit außergewöhnlichen Projekten wie dem Spiel auf Darmsaiten oder freien Improvisationen und aufwendigen Videoproduktionen hat er seit 2017 mit dem Orchester Maßstäbe gesetzt. »Wir sind Robin Ticciati überaus dankbar für eine spannende Zeit, für mitreißende, energiegeladene Konzerte, reizvolle Repertoireentdeckungen und künstlerische Höhenflüge – in Berlin, in Deutschland, Europa und Asien. Wir freuen uns auf seine letzte Saison als Chefdirigent und darauf, ihn auch darüber hinaus immer wieder als Gast am Pult des Orchesters begrüßen zu dürfen!«, so DSO-Direktor Dr. Thomas Schmidt-Ott.
Für seine letzten Konzerte als Chefdirigent hat Robin Ticciati Werke gewählt, die seine Schwerpunkte der vergangenen Jahre aufgreifen und ihm besonders nahe sind. Dazu gehört die Musik Edward Elgars. Dessen Violinkonzert mit hochvirtuosem Solopart und rätselhafter Widmung spielt Vilde Frang, das Cellokonzert, ein tragisches, melancholisches Abschiedsstück, Gautier Capuçon. Das Violinkonzert steht am Anfang eines Programms, das mit Lotta Wennäkoskis Flounce und Sibelius’ Zweiter Symphonie einen Blick über finnische Musikwelten schweifen lässt. Frang, Ticciati und das DSO nehmen es im Anschluss mit nach Paris, Eindhoven und Brügge. Das Cellokonzert verbindet Ticciati mit Bruckners Siebter. Die Symphonien des Komponisten hat er seit seinem DSO-Debüt mit der Vierten immer wieder aufs Pult gelegt. Für Ticciati ist Bruckner »ein echter Mensch mit schlagendem Herzen«.
Zu den Herzensangelegenheiten gehört auch die Musik Gustav Mahlers. Mit dessen Zweiter Symphonie und ihren existenziellen Menschheitsfragen von der Totenfeier bis zur Auferstehung nimmt er am 15. und 16. November offiziell seinen Abschied als Chefdirigent des Orchesters. In einem Epilog am 15. Dezember ist Ticciati dann noch ein letztes Mal in dieser Saison beim DSO zu erleben. Mit der Uraufführung von Mark Simpsons Violakonzert, das Timothy Ridout spielt, knüpft er an die Reihe neuer Werke an, denen er in den zurückliegenden Jahren Gehör verschaffte. Und er lässt ihr zum Abschied Beethovens ›Eroica‹ folgen, bei deren Aufführung, wie ein Schüler des Komponisten sagte, Himmel und Erde zittern müssen.
Konzerte mit Gastdirigentinnen und -dirigenten
Langjährige Wegbegleiter und neue Freund:innen gestalten die weiteren Symphoniekonzerte der Saison. Ehrendirigent Kent Nagano ist mit Beethovens Pastorale und Mozarts Jenamy-Klavierkonzert bei seinem Orchester zu Gast; Maria João Pires gibt mit diesem »Weltwunder« (Alfred Brendel) ihr spätes Debüt beim DSO. Eröffnet wird die Saison beim Musikfest Berlin mit Orchesterliedern von Mahler und Ravel sowie Bach-Bearbeitungen. Das Konzert, das von dem eben verstorbenen Sir Andrew Davis hätte geleitet werden sollen (Ersatz steht noch nicht fest), ist zugleich der DSO-Beitrag zu ›30 Jahre ROC‹, mit der das Jubiläum der Dachgesellschaft, der Rundfunk Orchester und Chöre gGmbH, gefeiert wird.
David Robertson und Geiger Gil Shaham präsentieren ein klangfarbenreiches Programm mit Boulanger, Korngold und Rachmaninoff und gehen im Anschluss mit dem DSO auf Tournee. Cristian Măcelaru widmet sich Brahms’ Dritter Symphonie, Manfred Honeck der Fünften und Ryan Bancroft der Sechsten von Schostakowitsch. Cornelius Meister beschließt die Saison mit Mahlers Vierter und einem Konzertauszug aus Unsuk Chins Oper Alice in Wonderland. Mit Bruckners Fünfter und dem Doppelkonzert für Violine und Horn von Ethel Smyth kehrt Pablo Heras-Casado wieder ans Pult zurück. Patrick Hahn und Pianistin Gabriela Montero bringen Lateinamerikanisches, Jazz und Impressionismus zusammen.
André Raphel wirft mit The Passion of Octavius Catto des Jazzpianisten und Komponisten Uri Caine ein Schlaglicht auf das Thema Rassismus. Marie Jacquot beleuchtet mit der ›Gaelic Symphony‹ die erste US-amerikanische Symphonikerin Amy Beach. Und Long Yu bringt nach umjubelten Aufführungen in Shanghai und New York das Oratorium Émigré von Aaron Zigman erstmals nach Europa. Wayne Marshall dirigiert ein musikalisches Gipfeltreffen, zu dem sich das DSO erstmals die NDR Bigband aus Hamburg eingeladen hat, mit gleich zwei Uraufführungen für Bigband und Orchester. Der Barockspezialist Bernhard Forck, der seine Karriere ursprünglich als Geiger begann, erkundet mit der Sopranistin Anna Prohaska den Klangraum zwischen Rameau und Louise Farrenc. Auch Leonidas Kavakos hat schon vor einigen Jahren den Taktstock für sich entdeckt und steht nun zum ersten Mal ausschließlich als Dirigent vor dem DSO. Joshua Bell hingegen tritt in doppelter Funktion auf: als Solist in Mendelssohns Violinkonzert und als Dirigent von Schumanns Zweiter Symphonie.
Debüts im Deutschlandfunf Kultur
Nicht wenige Dirigent:innen der Saison 2024/2025 gaben einst ihren DSO-Einstand im Rahmen der Reihe ›Debüt im Deutschlandfunk Kultur‹. Andrés Orozco-Estrada, Debütant 2007, stellt Also sprach Zarathustra von Strauss ins Zentrum seines Programms; die Schauspielerin Iris Berben liest dazu aus Schriften Friedrich Nietzsches. Nicholas Collon, der 2015 debütierte, schlägt bei der Biennale, zu der die Berliner Philharmoniker im Februar einladen, einen weiten Bogen zu Strawinskys ›Le sacre du printemps‹. Und Eva Ollikainen, Debütantin 2010, kehrt mit Verdis Requiem zurück. Ihr ›Debüt im Deutschlandfunk Kultur‹ am Pult geben in der neuen Spielzeit Tianyi Lu und Oscar Jockel. Und mit Christoph Altstaedt, Beatriz Fernández Aucejo, Yi-Chen Lin und Joel Sandelson stehen auch bei den radio3-Kinderkonzerten verheißungsvolle Newcomer erstmals vor dem DSO. Paul Daniel gestaltet zu Silvester und Neujahr die beliebten Konzerte im Tempodrom mit dem Circus Roncalli.
Vokal- und Instrumentalsolist:innen
Violin-Prominenz ist in der Saison 2024/2025 in beeindruckender Anzahl zu Gast – mit Joshua Bell, Renaud Capuçon, Isabelle Faust, Vilde Frang, Randall Goosby, Patricia Kopatchinskaja, Pekka Kuusisto, Midori, Gil Shaham und Carolin Widmann. An der Viola lassen Timothy Ridout, am Violoncello Gautier Capuçon, Anastasia Kobekina und Johannes Moser von sich hören. Als Meister:innen der Tasten sind Uri Caine, Mao Fujita, Gabriela Montero, Fabian Müller, Alice Sara Ott, Maria João Pires, Beatrice Rana und (auf Tournee) Caleb Borick am Klavier vertreten. Auf ihren Instrumenten glänzen zudem der Hornist Stefan Dohr, der Trompeter Simon Höfele und – zu Silvester und Neujahr aus den DSO-eigenen Reihen – die Klarinettisten Thomas Holzmann und Stephan Mörth.