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Besprechung CD

Hyperion CDA67233/4

2 CD • 1h 47min • 1996, 1997

01.01.1999

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 4
Klangqualität:
Klangqualität: 4
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Während der Unterzeichnende staunenden Ohres und zögernden Griffels diese Folge 52 von Leslie Howards pianistisch-philologischen Wanderjahren zu Papier bringt, liegt schon die Ausgabe Nr. 52 bereit. Völlig ungewöhnlich ihr Motto: "Ungarischer Romanzero"! Ungewöhnlich auch die Überschrift zur vorliegenden Doppel-CD, deren Raritäten-Stakkato durch die drei Versionen der Dante Sonate gerahmt, bzw. im mittleren Programmteil monumental unterbrochen wird.

Wer sich in letzter Zeit auf die italienische Stradivarius-Edition mit Arciuli kapriziert hat, der wird sich über den akademisch-umständlichen Titel Paralipomènes schon einmal den kopf zerbrochen haben. In Bezug auf Liszts Finalstück zum zweiten Band seiner Années handelt es sich um die Charakterisierung der ersten, noch zweiteiligen Fassung, die unter den Händen Howards mit einigem Engagement bewältigt und nach Kräften auf ihre Kontrastwirkungen hin untersucht wird. Wie so oft jedoch im Verlauf dieses medialen Gewaltmarsches, bleiben die literarischen Angebote – und die damit verbundenen Studien- und Vergleichsmöglichkeiten – die vordringlichsten Aspekte für die Bewertung. Denn in der Tat ist Liszt einer der rührigsten Selbstbearbeiter, Selbstrevisionisten und Ideenverbesserer und -vermarkter gewesen, den die Musikgeschichte hervorgebracht hat. Hier bietet Howard aktive Hör- und Verstehenshilfen an. In manchen Punkten dieser Edition aber auch echte Sterbehilfe, denn etwa die erleichterten Themenvorlagen der Ungarischen Rhapsodien aus der Schublade Ungarische National-Melodien sind – einmal aufgenommen und einmal gehört – wohl für immer dem aufführungspraktischen Tod geweiht.

Fast alle Stücke dieser Folge sind in den betreffenden Fassungen (bzw. in Howards Manuskript-Preparationen) als Erstaufnahmen zu werten. So etwa die erste Version des Grand Solo de concert, die erste Fassung von Allegris Miserere in Verbindung mit Mozarts Ave verum oder die frühe, noch etwas holprige, zögerliche Erscheinungsform des Präludiums und Fuge über das Motiv B-A-C-H. Howard zeigt hier eine geradezu beneidenswerte Unermüdlichkeit im Klavieristischen und auch in der Beschreibung der komplizierten Entstehungsvorgänge. Sein Begleittext ist, wie stets, eine unverzichtbare Orientierungshilfe für den fast zwangsläufig schon privatgelehrten Liszt-Entdecker zu Hause, auch wenn in der deutschen Übersetzung gelegentlich im Gewirr des Versionen-Labyrinths der Faden verlorne geht. Dem Liszt-Enthusiasten eröffnet diese Kassette auch Einblick in Die Zelle von Nonnenwerth (hier in Form einer Élegie pour piano seul!) und in das Pariser Manuskript des Weihnachtsbaum-Zyklus' (S 185 a), womit etwa der Besitzer von Folge 8 die züchtig-sakralen Stücklein anhand der endgültigen Fassung in einem ihrer Embryonalzustände begutachten kann.

Peter Cossé † [01.01.1999]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Franz Liszt
1Paralipomènes à la Divina Commedia S 158a (Dante-Sonate, 1. Fassung, 1839)
2Erstfassungen und Zweitentwürfe

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