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Besprechung CD

Louis Marchand

Pièces de clavecin

Dux 1758

1 CD • 35min • 2020

13.10.2022

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Ob die Episode, dass Louis Marchand (1669-1732) sich 1717 einem in Dresden geplanten Orgelwettstreit mit J. S. Bach tatsächlich durch Flucht entzogen haben soll, nachdem er Bach heimlich beim Üben belauscht habe, tatsächlich stattgefunden hat, muss angesichts musikwissenschaftlicher Zweifel an ihrer Wahrheit ungeklärt bleiben. Fest steht, dass Bach Marchands Werke, soweit er ihrer habhaft werden konnte, sorgfältig studiert hat, um auch anhand von ihnen den französischen Stil besser kennen zu lernen.

Marchand wirkte als Organist und Cembalist am Hofe des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. und stand in seinem Vaterland in hohem Ansehen. Allerdings war er nicht besonders geneigt, seine Kompositionen zu veröffentlichen – die hier vereinten Werke entsammen Marchands zweiter Edition von Cembalostücken, erschienen 1702-1703 bei Robert Ballard in Paris, sie sind vom Inhalt identisch mit ihrer ersten Veröffentlichung aus dem Jahr 1699: Neben den 2 Suiten enthält sie noch drei isolierte Einzelstücke, von denen hier La Venitienne erklingt. Das erklärt, warum diese CD, die ja, abgesehen von den zwei hier nicht gespielten Stücken, Marchands gesamtes durch ihn selbst publiziertes Cembaloœuvre enthält, nur etwas mehr als eine halbe Stunde Spieldauer hat.

Hochkarätige Meisterwerke

Die beiden Cembalosuiten in d-Moll und g-Moll sowie das Einzelstück La Venitienne als eines der drei isolierten Werke, die Marchand selbst veröffentlicht hat, sind also seine gesamte von ihm selbst der musikalischen Öffentlichkeit im Druck präsentierte Hinterlassenschaft an Cembalomusik. Die Werke zeichnen sich durch Grandeur und Finesse aus, und sie machen Marchand absolut ebenbürtig mit der großen clavecinistischen Tradition, die sich im allgemeinen Bewusstsein mit der Kunst von Louis und François Couperin und Jean Philippe Rameau als Höhepunkte der französischen Cembalomusik des Barocks verbindet. La Venitienne zeigt sich im übrigen als klangprächtiges Stück, das der Bedeutung der Lagunenstadt in prachtvoller Atmosphäre Tribut zollt.

Faszinierend schönes Cembalo

Ewa Mrowca hat diese CD auf einem Cembalo eingespielt, das Detmar Hungerberg, der seit 1991 im nordrhein-westfälischen Hückeswagen in eigener Werkstatt Cembali und Hammerflügel baut, 1996 nach einem 1711 von dem lyonesischen Cembalobauer Pierre Donzelague gebauten Instrument angefertigt hat, das sich heute in London befindet und zu den Höhepunkten des französischen Cembalobaus im Barock gehört.

Bestrickend schöne Interpretation

Hungerbergs Kopie entfaltet einen berückenden Schönklang, der freilich auch einer berufenen Interpretin bedarf, als die sich Ewa Mrocwa in dieser Einspielung ohne jede Einschränkung zeigt. Ihr Spiel glitzert von Eleganz und zeigt zugleich ein tiefes Einfühlungsvermögen in die empfindsameren Parts von Marchands Cembalomusik.

Detmar Huchting [13.10.2022]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Louis Marchand
1Suite d-Moll 00:22:08
10Suite g-Moll 00:10:58
17La Venitienne 00:02:03

Interpreten der Einspielung

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