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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Tournament for Twenty Fingers

Piano Duets

BIS 2578

1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2020

09.08.2022

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Seit längerem schon haben die aus Neapel stammende Pianistin Emma Abbate – derzeit Professorin an der Londoner Guildhall School of Music – und der britische, vor allem für Barockoper-Projekte bekannte Dirigent und mit dem Spiel historischer Tasteninstrumente vertraute Julian Perkins zusammen Werke für Klavier zu vier Händen erarbeitet und erfolgreich aufgeführt. Auf der neuen BIS-CD propagieren sie vier britische Komponisten, die sich mit dem Genre nur am Rande beschäftigt haben.

Wie immer gediegen und witzig: Lennox Berkeley

Auf dem Kontinent noch am bekanntesten ist sicher Sir Lennox Berkeley (1903-1989), der 1927 auf Anraten seines Mentors und zeitweisen Lehrers Ravel zur gestrengen Nadia Boulanger nach Paris geschickt wurde, um das Komponistenhandwerk gründlichst zu vervollkommnen. So verwundert es nicht, dass Berkeleys Werke zunächst eher zum Neoklassizismus tendieren, gleichzeitig vom typisch französischen Esprit des mit ihm lebenslang eng befreundeten Francis Poulenc geprägt sind – so noch die um 1954 entstandene Sonatine Es-Dur. Eine Hommage an Satie ist hingegen der Palm Court Waltz von 1971. Das anspruchsvolle Theme and Variations stammt aus dem Jahre 1968, einer Zeit, in der Berkeley sogar mit seriellen Techniken experimentierte. Es bleibt dennoch tonal, wenn auch harmonisch stärker geschärft als für ihn üblich.

Persönliche Begegnungen mit Stephen Dodgson

Zentrale Anregung für das vorliegende Programm war noch die persönliche Begegnung mit Stephen Dodgson (1924-2013), der trotz eines breitgefächerten Œuvres vor allem für seine Kammermusik mit Gitarre gerühmt wird. Sowohl Tournament for Twenty Fingers – die beiden Teile entstanden 1952 bzw. 1954 – als auch die wenig ältere Sonate sind jedoch äußerst retrospektiv, wie gerade der direkte Dvořák-Bezug am Schluss des „Turniers“ zeigt. Die Sonate ist dabei schon wesentlich näher etwa an Britten dran. Der vierhändige Klaviervortrag war freilich seit dem 19. Jahrhundert in erster Linie ein eher oberflächlicher Spaß für „höhere Töchter“, der hier offensichtlich weiter bedient wird – wenn auch mit einem gewissen Anspruch.

Musik für ambitionierte Laien?

Dass eigentlich sämtliche hier vorgestellten Stücke durchaus von ambitionierten Laien gespielt werden könnten, mindert nicht deren musikalischen Charme und den raffinierten Umgang mit den Möglichkeiten vierhändiger Schreibweise. Klanglich und ausdrucksmäßig bewegen sich Abbate und Perkins – natürlich mit perfektem Zusammenspiel und total abgestimmter dynamischer Kontrolle – anscheinend bewusst sozusagen in einem grünen Bereich, der weit entfernt von jeglicher Grenzüberschreitung oder irgendeinem Extrem ist. Dadurch wirkt allerdings selbst die schöne, gegenüber seiner etwas sperrigen Symphonik recht eingängige Sonatine von Richard Arnell (1917-2019), in ihrer neoklassizistischen Strenge an Hindemith erinnernd, ein wenig zu zahm. Rhythmisch faszinierend prägnant gelingen dem Duo schließlich die Drei Negerstücke für weiße Tasten (1949) des einst für seine Ballettmusiken gefeierten Constant Lambert (1905-51), ein großer Bewunderer Duke Ellingtons. Die – kaum wahrnehmbare – Beschränkung auf nur die weißen Tasten darf hier keinesfalls als Herablassung gesehen werden, ebenso wenig die Verwendung von Jazz-Elementen und lateinamerikanischem Kolorit als kulturelle Aneignung. Aufnahmetechnisch auf gewohnt hohem BIS-Niveau und mit drei Ersteinspielungen (Arnell, Dodgson) ist die Veröffentlichung insgesamt beinahe „easy listening“ – aber immerhin eine Fundgrube gerade für junge und junggebliebene Pianisten auf der Suche nach neuem vierhändigem Repertoire.

Martin Blaumeiser [09.08.2022]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Lennox Berkeley
1Palm Court Waltz op. 81 Nr. 2 00:04:02
2Sonatina Es-Dur op. 39 00:09:02
5Theme and Variations op. 73 00:07:39
Richard Arnell
6Sonatina op. 61 00:08:15
Stephen Dodgson
10Tournament for Twenty Fingers 00:21:47
18Sonata 00:08:41
Constant Lambert
19Trois Pièces nègres pour les touches blanches 00:09:20

Interpreten der Einspielung

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