Eduard Franck
Piano Concertos 1 & 2
cpo 555 320-2
1 CD • 75min • 2018
03.05.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eduard Franck? Heißt der nicht César mit Vor- oder Ribéry mit Nachnamen? Nein, es gibt auch einen Komponisten dieses Namens aus wohlhabendender Breslauer Kaufmannsfamilie mit den Lebensdaten 1817-1893. Ihn akzeptierte Felix Mendelssohn Bartholdy, der das Unterrichten wenig schätzte, bereits ab 1834 als einen seiner wenigen direkten Schüler. Franck hinterließ ein umfangreiches Œuvre, in dessen Schwerpunkt die Klavier- und Kammermusik liegt, das heute jedoch weitgehend vergessen ist. In diesen erweist er sich als überzeugter Konservativer, der über die ebenfalls eher als klassizistisch zu wertende Stilistik seines Lehrers kaum hinausgeht. Als Vergleich könnten Ferdinand Hiller und William Sterndale-Bennett dienen, doch sind diese zumeist origineller in der Erfindung einprägsamer Themen.
Lohnt sich die Ausgrabung der Konzerte?
Bedingt, würde ich sagen. Die Hauptthemen der Finali böten aufgrund ihrer Prägnanz durchaus die Chance, das Publikum von den Sitzen zu reißen. Ihre Entwicklung verpufft jedoch ein ums andere Mal, da zunächst eine eher fade Nocturne-Passage à la uninspiriertem Chopin oder John Field eingeschoben und sich danach in endlosen Sequenzen virtuoser Standardfloskeln ergangen wird, wie man sie aus dem Repertoire der anspruchsvollsten Etüden von Czerny, Hummel, Moscheles und Henselt kennt. Zu diesem könnte die Kadenz des Kopfsatzes des d-moll-Konzerts, dessen Trauermarsch-Hauptthema sich zu früh in ein höfliches Dur zurückzieht, durchaus einen effektvollen Beitrag leisten. Für eine Entstehungszeit gegen 1850 ist die Harmonik zu übersichtlich. Spannungsgeneratoren wie die Teufelsmühle oder schnelle chromatische sowie mediantische Rückungen stehen Franck offensichtlich nicht zur Verfügung. Wenn Pathos angesagt ist, ist es das eher billige von Wagners Rienzi. Manche durch Akkordkaskaden aufgebauschte Lyrismen erinnern an die zeitgenössische „Liedertafelei“. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Franck manchmal durchaus schöne Einzelmomente gelingen, ihm jedoch der architektonische Überblick fehlt, längere Spannungsbögen aufzubauen und durchzuhalten.
Bestmögliche Interpretation
Georg Michael Grau und die Württembergische Philharmonie unter Fawzi Haimor geben sich jede erdenkliche Mühe, diesem Gebirge aus eher taubem Gestein zumindest ein wenig Edelsteinglanz zu entlocken. Sie musizieren auf durchaus hohem Niveau und haben alle Facetten im Griff. Deshalb wäre eine wirklich schlechte Bewertung hier unangebracht. Hätten sie ergiebigeres Material – wie die leider bereits eingespielten Konzerte von Ignaz Moscheles, William Sterndale Bennett oder Ferdinand Hiller – vorgefunden, hätte daraus eine wichtige Repertoireerweiterung werden können. Aufnahmetechnik und Booklet geben zu keinen Beanstandungen Anlass.
Fazit: Eine trotz allem Herzblut der Ausführenden eher überflüssige Aufnahme floskelhafter Stücke, in denen zu viel vorhersehbar ist. Allerdings eine harte Nuss für die Liebhaber von musikalischen Quizveranstaltungen.
Thomas Baack [03.05.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Eduard Franck | ||
1 | Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll op. 13 | 00:40:42 |
4 | Klavierkonzert Nr. 2 C-Dur | 00:34:08 |
Interpreten der Einspielung
- Georg Michael Grau (Klavier)
- Württembergische Philharmonie Reutlingen (Orchester)
- Fawzi Haimor (Dirigent)