Vasilije Mokranjac
Piano Works
cpo 555 221-2
1 CD • 60min • 2017
31.03.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klaviermusik des 20. Jahrhunderts aus Serbien – wer hier ganz schwer ins Grübeln kommt, kann mit der vorliegenden CD eine ausgesprochen schöne Neuentdeckung machen. Der junge serbische Pianist Vladimir Gligorić hat bei cpo eine Aufnahme mit ausgewählten Klavierwerken seines Landmannes Vasilije Mokranjac vorgelegt. Mokranjac kam aus einer Familie, die für die Musik Serbiens von entscheidendem Einfluss war: Sein Großonkel Stevan Stojanovi Mokranjac war einer der Begründer des heimischen Nationalstils und eine bedeutende Figur in der serbischen Romantik. Sein Vater machte sich zwischen den Weltkriegen als Cellist einen Namen. Geboren wurde Vasilije Mokranjac 1923 in Belgrad, wo er auch seine musikalische Ausbildung in Klavier und Komposition erhielt und später lehren sollte. Im Laufe seines kompositorischen Schaffens lässt sich recht gut eine Entwicklung nachvollziehen: Zunächst orientierte sich Mokranjac noch an der Spätromantik und am Impressionismus, wobei er folkloristische Elemente einbezog. Später war eine Entwicklung zu beobachten, die sich zwischen Neo-Impressionismus und Neo-Expressionismus bewegte und später sogar in Richtung Jazz ging. Dabei blieb seine Musik immer gemäßigt modern und bildete eine schöne Synthese zwischen den verschiedenen Strömungen, Traditionen und Innovationen. Ein Panorama dieser Entwicklungen lässt sich in Mokranjacs Klaviermusik ablesen, denn diesem (seinem) Instrument widmete er sich zunächst in seiner frühen Schaffensphase und blieb dabei eher in folkloristischen Klängen verankert. Nachdem er sich in der mittleren Phase seines Schaffens anderen Gattungen zugewandt hatte und wesentlich moderner und überladener wurde, wandte er sich in seiner letzten Phase wieder dem Klavier zu und schrieb einige der kompliziertesten Werke, die für dieses Instrument geschrieben wurden.
Serbische Klaviermusik zwischen Tradition und Innovation
Mit dem Menuett, den Fragmenten, Tänzen und Etüden stellt Gligorić die Frühwerke Mokranjacs vor und die eher traditionell anmutende Seite dessen Schaffens. Verträumt beginnt die Aufnahme beispielsweise mit dem Menuett von 1944. Während dieses noch recht schlicht und einfach wirkt, lässt sich bereits in den „Fragmenten“ erahnen, in welche Richtung sich Mokranjacs Musik entwickelt. Gligorić setzt die Werke mit viel Feingefühl und technischem Können um. Anspruchsvoller wird die Musik mit der Suite Intime Stimmen, die 1973 entstand und biographisch die Rückkehr zum Klavier nach der Beschäftigung mit anderen Gattungen darstellt. Die acht Sätze der Suite folgen attaca aufeinander, was die Kontraste zwischen meditativen Abschnitten und dramatischen, energiegeladenen noch einmal deutlicher werden lässt. Die kontrastreiche Umsetzung von Gligorić macht dies noch einmal hörbar. In den letzten Klavierwerken, die Mokranjac schuf, den fünf kurzen Preludes, herrschen die lyrischen Klänge, die Gligorić mit viel Spannung und Ruhe umzusetzen weiß. Auch das letzte Klavierwerk des in Deutschland wenig bekannten serbischen Komponisten befindet sich auf der interessanten Aufnahme: Sein Prelude von 1984, das er nachträglich noch zu seinen fünf vorherigen Prelude hinzufügte. Auch dieses wirkt friedlich und lässt nicht erahnen, dass sich sein Schöpfer wenige Monate später das Leben nahm. Gligorić ist es mit dieser CD nicht nur gelungen, ein interessantes Debüt vorzulegen, sondern auch, die Musik serbischer Komponisten etwas mehr in den Fokus zu rücken.
Verena Düren [31.03.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Vassilije Mokranjac | ||
1 | Menuetto | 00:05:10 |
2 | Fragments | 00:09:39 |
8 | Six Dances | 00:08:58 |
14 | Study II | 00:02:08 |
15 | Study III | 00:01:43 |
16 | Study IV | 00:01:40 |
17 | Intimate voices (Suite for Piano) | 00:10:51 |
25 | Five Preludes | 00:05:17 |
30 | Prelude | 00:02:11 |
31 | Echoes | 00:12:11 |
Interpreten der Einspielung
- Vladimir Gligorić (Klavier)